Meine Spur löscht der Fluß
die Gefahr gespürt und leider nicht alle rechtzeitig warnen können.
Im Weggehen sagte Frau Waterman zu ihrem Mann: »Hast du dir jetzt seine Hände angesehen, wie schön sie sind?«
»Mein Gott«, rief Waterman, »jetzt hab’ ich das wieder vergessen.«
»Und erst seine Füße, ich glaube, keiner von den anwesenden Professoren, Regierungsbeamten, Regierungsmitgliedern, Künstlern und Geldleuten könnte so unbefangen seine Füße herzeigen wie Ishi. Ich gehe jede Wette ein, daß keiner ohne Schuhe so selbstsicher dastehen könnte wie er. Wie würdest du dich fühlen, barfuß unter all diesen Leuten, barfuß im Museum, hm?«
»Ich würde winselnd hinter dir herkriechen«, sagte Waterman, »und wahrscheinlich den anderen Leuten die Schuhe anknabbern.«
»Thomas«, schalt sie ihn, »sei doch einmal ernst.«
Sie kamen an einer Gruppe vorbei, in der man auch über Ishi sprach.
»Dafür«, sagte eine ältere Dame, »dafür, daß er erst zwei Wochen unter kultivierten Leuten ist, dafür hat er schon eine Menge angenommen. Finden Sie nicht auch?«
Der Herr, der offenbar zu ihr gehörte, nahm einen Schluck und meinte, daß man ihm wenigstens Schuhe hätte verpassen können.
Waterman faßte seine Frau am Arm und drückte ihn ziemlich heftig.
Sie sah ihn an und wußte, daß er ihre Erlaubnis für etwas wollte, das er tun mußte. Und sie nickte ihm zu.
»Verzeihung«, begann er, »daß ich mich einmische. Ich bin Professor Waterman, und Sie sprachen gerade von unserem Freund Ishi. Zunächst die Frage der Schuhe. Ich war dabei in Oroville, als Ishi das erstemal in seinem Leben Schuhe probierte. Ishi kann keine Schuhe tragen, weil... und jetzt werden Sie sicher lachen, weil seine Füße im Lauf seines Lebens, er ist ungefähr fünfzig, zu zart für Schuhe geworden sind. Haben Sie sich seine schönen Zehen angesehen? Ich glaube, er hat die gesündesten Füße von uns allen.«
»Und das Kultivierte...«, begann Frau Waterman.
»Meine Frau«, stellte der Professor vor.
»...das Kultivierte hat er wohl mitgebracht. Er war am Tag nach seiner Ankunft hier in Frisco unser Gast beim Dinner. Er saß bei dieser Gelegenheit zum erstenmal in seinem Leben an einem Tisch. Er aß zum erstenmal mit Messer und Gabel. Er tat das alles so geschickt und gewandt, daß ich ihn immer dafür bewundern werde.«
»Nein«, sagte die Dame, »aber wie kommt das?«
»Sehen Sie sich seine Hände an«, sagte Thomas Talbot Waterman. »Er hat die geschicktesten Hände, die ich je gesehen habe. Und wenn man die Yana kennt, das ist die Überfamilie der Yahi, und weiß, wie sie sich mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, behalfen, dann haben sie das alles äußerst geschickt gemeistert. Die Yahi kennen zum Beispiel kein Tongeschirr.«
»Nein!« rief ein anderer Herr, der zu dieser Gruppe gehörte. »Wie haben ihre Frauen dann das Wasser aus den Flüssen geholt?«
»In Körben«, sagte Waterman todernst. »Sie werden es nicht glauben. Aber sie haben in Körben Wasser geholt.«
»Da mußten sich die armen Frauen aber sehr beeilen, um noch ein paar Tropfen zum Dorf zu bringen«, meinte eine Dame.
»Eben nicht. Sie haben sogar in Körben gekocht.«
»Da müssen die Körbe aber verbrannt sein.«
»Eben nicht«, sagte Waterman wiederum. Er zog seine Frau an sich, weil sich um sie ein Kreis von Zuhörern gebildet hatte. »Sie haben Körbe aus feinen Binsen geflochten und sie dann innen, nicht außen, mit Kiefernharz verschmiert und wasserdicht gemacht. Stellen Sie sich vor, wie ein Mensch des zwanzigsten Jahrhunderts dastünde, würde er durch eine Katastrophe gleich Robinson in ähnliche Verhältnisse zurückgeworfen. Würde unser Hirn noch einmal diese Erfindung machen können? Ich weiß es nicht genau...«
»Nun gut, der Wassertransport in Körben ist gelöst. Aber wie haben sie darin gekocht? Ein mit Harz verschmierter Binsenkorb beginnt über der offenen Flamme mit Sicherheit zu brennen.«
»Sie haben ihre Körbe nicht über das Feuer gehalten«, antwortete Waterman. »Sie haben sozusagen den Tauchsieder erfunden. Sie machten Steine so glühend heiß, daß ein paar davon genügten, um das Wasser in den Körben zum Kochen zu bringen.«
»Nein«, rief eine Dame, »das ist ja geradezu genial. Ich muß diesem Mann noch einmal die Hand drücken!«
Sie brachen alle zu dem sichtlich erstaunten Ishi auf. Und Waterman erklärte Ishi, so gut er konnte, warum er jetzt ein bißchen gefeiert würde.
»Achi djeyauna?« fragte er und wurde
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