Meine Spur löscht der Fluß
als wäre es sein Eigentum, und Ishi, dem Wilden, überließ er anfangs nur die Besen aus Reisstroh, wo doch Ishi so gerne vor allem mit dem Gummischrubber an die Fenster gegangen wäre!
Dann war noch Warburton, der Chefpräparator, da, ein Engländer aus Birmingham, dem man heute noch ansah, daß er bei der Royal British Navy lange Zeit gedient hatte. Mit Warburton oder Worbinna, wie ihn Ishi nannte, fand er schnell Kontakt. Worbinna war fleißig und äußerst geschickt mit den Händen, und er hatte in seinem Raum eine Menge Werkzeug, das Ishi sehr interessierte. Wie ihn alles interessierte, was für die Arbeit mit den Händen geschaffen war oder durch die Arbeit der Hände entstand. Er bewunderte, was der weiße Mann alles erfunden hatte, um die Arbeit der Hände zu erleichtern, und er fand sich oft bei Worbinna ein, um sich ein Werkzeug erklären zu lassen. Am meisten bewunderte er aber die zähe Flüssigkeit in einem Topf, die Worbinna »Leim« nannte und die Holz untrennbar verband.
Dann war da noch ein Mann, etwas anders als die anderen, ein ernster, verschlossener Typ, mit der etwas fanatischen Frömmigkeit eines Sektierers, ein Mann, der Missionar werden wollte, zunächst sich noch im Museum umsah, um einiges für seine spätere Missionstätigkeit zu lernen. Er war lang und hager, ein asketischer Typ, mit den ungeschickten Bewegungen der Großen, hieß Llewellyn Loud, ein Mann aus Wales also, der von den anderen schon deshalb gehänselt wurde, weil sein Englisch sehr viel anders klang als das ihre. Ishi nannte diesen Mann der Einfachheit halber Loudy, und er hatte eine Schwäche für seine salbungsvolle Art zu reden. Loudy war Museumswächter, mit der Aufgabe, Warburton zur Hand zu gehen, wenn er ihn benötigte, aber in Wirklichkeit beschäftigten ihn nur Gott und die schnöde Welt.
Loudy erzählte Ishi von einem Mann, der irgendwo wohnte, wo man nur schwer hingelangte. Und da der Mann einen Bart hatte, konnte er kein Indianer, sondern mußte ein saltu sein. Und es war fürchterlich schwer, in sein Haus zu gelangen. Wenn jemand Loudy ärgerte und Ishi war in der Nähe, dann erfuhr Ishi, daß dieser Mensch ganz bestimmt nicht das Gesicht dieses Mannes werde anschauen dürfen, was Ishi sehr wunderte. Was ging es den alten Mann an, wenn Loudy sich ärgerte?
Erst als Loudy ihm sagte, es würden nur wenige Weiße, sehr wenige Weiße, in das Haus des Mannes gelangen, begann er sich mehr für ihn zu interessieren. Wo war nun wirklich das Haus? Aber das konnte ihm Loudy nicht so genau sagen, nicht den Weg dorthin und nicht, wo es stand, nur daß der Weg schwierig war, aber wie konnte er das wieder wissen, wenn er nicht einmal wußte, wo das Haus stand? Es würden viele Schwarze in diesem Haus sein und viele Indianer, alle die unschuldig Getöteten, die um des Geldes willen hingemordet wurden, die Kinder in den Fabriken von Birmingham und Liverpool, von Detroit, Chicago und Boston und nicht nur die, auch die Bergarbeiter von Wales, sie alle würden in das große Haus kommen, das einem Fürsten oder König gehörte, der größer war als alle anderen.
Ishi rechnete sich aus, daß das Haus mindestens so groß sein müsse wie das Museum, aber in der Stadt hatte er noch größere Häuser gesehen, die bis in den Himmel ragten. Professor Kroeber hatte sie ihm gezeigt. Freilich, Ishi hatte sie nicht so eindrucksvoll empfunden, die Wände im Canon um Wowunupo mu tetna waren höher gewesen, und er hatte diese Wände überwunden.
Wenn ihn das nächstemal irgend jemand in die Stadt mitnahm, mußte er Ausschau halten nach dem größten Haus, das war es dann sicherlich.
Auch von einem großen Feuer wußte Loudy zu berichten, in das viele Menschen geworfen werden würden. Mörder und Reiche, die Habsüchtigen und die Geldgierigen, die Landraffer, alle Bankiers und Fabrikanten.
»Auch die Weißen, die die Yana und Yahi ermordet haben?«
»Vor allem die«, versprach Loudy, aber er wußte nicht, wo das Feuer war. Er zeigte nur nach unten, und da begann Ishi zu ahnen, worum es ging. Der Waganupa hatte manchmal eine Rauchfahne gezeigt und aus der Ferne gegrollt. Kein Yahi war je oben gewesen, aber alle wußten, daß der Berg am Gipfel ein großes Loch hatte und daß es da tief, tief hineinging. Bis in den Mittelpunkt der Erde, wo das große Feuer war. Kein Yahi war auf den Waganupa gestiegen, weil es hieß, daß oben die Erddecke immer dünner würde, so dünn, daß sie gerade noch den leichten Schnee tragen konnte.
Wenn
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