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Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Titel: Meine Suche nach der besten Pasta der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maiwald Stefan
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sie zufliegen und an ihr haften bleiben. Sie zog also ihren pinkfarbenen Mantel aus und räumte dabei ein paar Gegenstände in der Garderobe um, damit sie besser zur Geltung kämen. Dann hielt sie Laura einen kurzen Vortrag über die Notwendigkeit besseren Bohnerwachses für den Parkettfußboden, und schließlich war ich an der Reihe. Sie stand im Flur und rief: »Allora?«, und es war so betont, dass ich es nur als Kampfansage auffassen konnte.
    Meine Töchter hatten den Tisch gedeckt und zu diesem besonderen Anlass sogar mit unbeholfener Schreibschrift Platzkarten geschrieben. Mit dieser anrührenden Präsentation war ich auf jeden Fall schon mal Küchenchef der Herzen. Sie kam in die Küche und schnupperte interessiert an den Dingen, die ich dort ausgebreitet hatte. Traute sie mir doch mehr zu, als ich dachte? Hatte ich die Sache mit den Bratkartoffeln überschätzt, standen meine kulinarischen Fähigkeiten nie wirklich in Frage?
    »Und? Neugierig?«, fragte ich. Meine Stimmlage war höher, als mir lieb war.
    »Na, sieht doch alles ganz gut aus. Jedenfalls besser als damals bei den Bratkartoffeln.«
    Danke für die Erinnerung an den schwärzesten Tag meines kulinarischen Lebens. Damals war ich knietief
durch Kartoffelmehl und die Trümmer meines Selbstbewusstseins gewatet. Mir war entgangen, dass meine Schwiegermutter mit einer Plastiktüte gekommen war. »Gut, der Wille zählt. Aber jetzt lass mich mal.« Sie schob mich tatsächlich mit ihrer Hüfte vom Herd weg.
    Ich bekam lange den Mund nicht zu, aber ihre Bestimmtheit hatte etwas, nun ja, sehr Bestimmtes. Das duldete keinen Widerspruch. Ich verließ die Küche. Dann kam ich lautlos zurück, um mir ein Weihenstephaner Weißbier zu holen, das ich in Rekordzeit hinunterstürzte. Meine Schwiegermutter hatte meine Sachen beiseitegeräumt und einen Topf auf den Herd gestellt. Ich glaube, in diesem Moment hätten nicht einmal die Klitschkos sie aus der Küche zerren können.
    Es ist ja so: Ich habe auf dieser Reise nicht das Kochen gelernt. Ich habe nur gelernt, welche Wertschätzung man einem vermeintlich einfachen Gericht wie Nudeln entgegenbringen muss. Welche Bedeutung eine Pasta für einen Menschen haben kann. Und wie stimmig ein Gericht sich in die Umgebung einfügt, in die Gerüche und Laute einer ganz bestimmten Region, wie eine Pasta dafür sorgt, eins mit sich und der Welt zu sein. Aber ich hatte, verdammt noch mal, nicht gelernt, meine Schwiegermutter zu becircen. Was hatte ich mir nur eingebildet?
    Es stand mir nicht zu, die Weltordnung umzuschreiben. Schwiegermütter sind zum Kochen da, nicht zum Bekochtwerden. Nimmt man ihnen den Herd, beraubt man sie eines wesentlichen Daseinsgrundes. Ich hatte an einem Sakrileg gerüttelt, und meine Idee, nun für meine Schwiegermutter einen Teller Pasta zuzubereiten, war so
abseitig, als würden katholische Bischöfe plötzlich heiraten wollen. Oder sich wenigstens für Frauen interessieren.
    Ich habe gelernt, wie man den Stadtverkehr in Neapel überlebt, wie man zappelnde Meerestiere isst, wie man einen Parkplatz findet an Orten, die nicht für Autos vorgesehen sind. Ich habe gesehen, wie man edelste Pasta zubereitet, ich habe selbst den Teig geknetet. Aber wie man eine wirklich gute Pasta hinbekommt, das habe ich nicht gelernt, und vielleicht war das auch gar nicht der Sinn dieser Reise, auch wenn ich es mir selbst lange eingeredet hatte. Ich war nicht ausgezogen, das Kochen zu lernen. Ich habe aber erfahren, welche Bedeutung das Kochen – und das Essen selbst – für manche Menschen hat.
    Nur weil ich beigebracht bekommen hatte, ein Riva-Motorboot zu fahren, musste ich ja nicht plötzlich Mahagoni aus Gabun besorgen und anfangen, ein Boot zu bauen. Aber seit meiner kulinarischen Entdeckungsreise bringe ich der Pasta, die mir meine Schwiegermutter beinahe täglich kocht, eine größere Wertschätzung entgegen. Ich bringe auch der Pasta, die mir meine Frau ab und zu mal macht, eine größere Wertschätzung entgegen. Und ich bin selbst stolz auf mich, wenn ich alle Jubeljahre eine halbwegs vernünftige Pasta hinbekomme. Jedenfalls ist Pasta nach dieser Reise für mich weit mehr als nur eine Mahlzeit.
    Meine Schwiegermutter hatte in der Plastiktüte acciughe mitgebracht, die sie mit etwas Olivenöl in einer Pfanne zerfließen ließ. Dann warf sie eine Prise Meersalz obendrauf und vermischte die bräunliche Sardellensauce
in der Pfanne mit der Pasta. Natürlich hatte sie kennerhaft zu meinen Faella-Spaghetti

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