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Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Meine Suche nach der besten Pasta der Welt

Titel: Meine Suche nach der besten Pasta der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maiwald Stefan
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wir eines lernen: Nicht jede italienische Legende stammt aus einer großen Feder. Mich regt ja seit jeher »Pinocchio« auf – zuerst verwandelt sich die Holzpuppe in einen kleinen Jungen und dann in einen Esel, und zum großen Finale finden sich alle Protagonisten im Bauch eines Wals wieder. Aber das nur nebenbei.
    Was die Paccheri betrifft, sieht man deutlich die Unterschiede von Nachbarort zu Nachbarort: In Sorrent kommen die Paccheri mit Meeresfrüchten daher, acht Kilometer Luftlinie im Landesinneren werden sie mit Nüssen und Käse verfeinert, also Bergzutaten.
    Ein Wermutstropfen war lediglich der lokale Wein. In Gragnano trinkt man gern roten Schaumwein mit schlaffen 11,5 Prozent Alkohol. Der Saft ist kein Hit, wenn man gerade im Pasta-Paradies schwebt.
    Als ich mich schließlich verabschiedete, war noch
immer kein anderer Gast gekommen; draußen vor der Treppe kam mir aber doch das erste hungrige Pärchen entgegen. Ich hatte mit Taxifahrer Giannino ausgemacht, mich um 22 Uhr abzuholen, und der kleine Mann wartete auch schon auf mich. Er stand telefonierend mitten auf der Straße; der Verkehr umspülte ihn wie einen Felsvorsprung im Meer. Diesmal war er mit einem funkelnagelneuen Mercedes-Sechssitzer gekommen. Manche Dinge muss man nicht verstehen. Glücklich legte ich den Gurt an und ließ meinen Kopf in die fabrikfrischen Lederpolster sinken. Als er mich im Hotel abgesetzt hatte, fragte ich ihn nach dem Tarif. Und er sagte: »Gib, was du willst.« Eine nette und clevere Antwort zugleich. Ich drückte ihm 20 Euro in die Hand, ein guter Tarif für die kurze Fahrtstrecke mit kommentierter Stadtbesichtigung. Aber um den Verkehr zu vermeiden, der selbst jetzt noch in den Straßen tobte, hätte ich auch 100 Euro bezahlt, hätte er sie verlangt.
    Und ab ins knarzende Businesshotelbettchen. Am kommenden Tag lag eine lange Fahrt nach Norden vor mir.

Genua, Ligurien
Die ewig Unterlegene

    E ine traumhafte Altstadt, eine Küstenlage mit oft atemberaubenden Blicken, Kunstschätze und moderne Architektur: In jedem anderen Land der Welt wäre Genua eine Perle und der Stolz einer ganzen Nation, aber wer sich über Jahrhunderte hinweg mit Venedig kabbelte, der darf sich nicht wundern, nur zweiter Sieger zu bleiben. Der Hauptstadt von Ligurien klebt immer ein wenig das Unglück am Fuß. Wer weiß etwa heute noch, dass auch in Genua ein Doge herrschte und die Stadt, wie die Republik Venedig, den stolzen Beinamen Serenissima trug? Doch spätestens in den Chioggia-Kriegen von 1378 bis 1381 wurde deutlich: Die Seerepublik im Nordwesten würde nie an Venedigs Bedeutung heranreichen können. Bald
wurde Genua gar zum Spielball ausländischer Mächte, fiel mal unter französischen, mal unter spanischen, mal unter österreichischen Einfluss. Auch in der Neuzeit hatte Genua mehr Pech als andere Städte: Am 11. April 1991 explodierte vor dem Hafen der Öltanker Haven . Die 50 000 Tonnen Rohöl, die ins Meer liefen, verursachten die bislang größte Ölpest im Mittelmeer. (Die beiden griechischen Reeder, die so ziemlich gegen jede Sicherheitsauflage verstoßen hatten, wurden im Jahr 2002 in letzter Instanz freigesprochen.) Und im Jahr 2001, als man der Welt eine Bühne für den G8-Gipfel bereiten wollte, wurde bei Ausschreitungen von Globalisierungskritikern ein 23-jähriger Demonstrant von der Polizei erschossen.
    Auch beim Fußball hat Genua es schwer, verdirbt sich die Stadt doch ihre Ressourcen mit gleich zwei Erstliga-Vereinen (Stand: Mai 2011), die einander Sympathien, Zuschauer und Sponsorengelder abgraben. Zwei Fußballvereine mögen in Millionenmetropolen problemlos funktionieren, aber bei einer Stadt von der Größe Hannovers kann eine solche Konkurrenz nur schaden.
    Als wäre das alles noch nicht genug, geht es jetzt auch noch dem berühmtesten Sohn der Stadt an den Kragen: Christoph Kolumbus war möglicherweise kein Genueser. Einiges spricht dafür, dass Kolumbus aus Spanien stammte, denn er sprach, wie Briefe belegen, makelloses Hochspanisch, wie es eigentlich nur Muttersprachler konnten, allenfalls durchsetzt von etwas Französisch. Nicht schlecht für den angeblichen Sohn eines Webers, der erst spät auf die Iberische Halbinsel kam. Und tatsächlich haben Vertreter der Genua-Hypothese große
Schwierigkeiten zu erklären, wie ein einfacher Genueser so zügig Karriere am spanischen Hof machen konnte. Noch wilder sind die Theorien, dass Kolumbus aus den norwegischen Bergen, aus Schottland oder gar aus Armenien stammt –

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