Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Tochter Amy (German Edition)

Meine Tochter Amy (German Edition)

Titel: Meine Tochter Amy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Winehouse
Vom Netzwerk:
uns gefunkt. Lange Zeit passierte nichts, dann auf einmal doch. Jane besuchte mich, seit Amy achtzehn Monate alt war, und hatte Janis und die Kinder unzählige Male getroffen. Sie hielt eisern daran fest, dass sie sich nicht zwischen mich und meine Familie drängen wollte. Die Kinder mochten Jane.

    Amy, stolz auf ihren Bruder Alex, bei dessen Bar-Mizwa 1992
    Mein Problem war, dass ich in Jane verliebt, aber noch mit Janis verheiratet war. So etwas geht auf lange Sicht nicht gut. Es war ein schreckliches Dilemma. Ich wollte mit Janis und den Kindern leben, aber auch mit Jane zusammen sein. Ich war mit Janis nie unglücklich. Wir führten eine gute Ehe. Viele Männer, die fremdgehen, hassen ihre Frauen, aber ich liebte Janis. Man kann nicht mit ihr streiten, sie ist ein so herzensguter Mensch.
    Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Ich wollte niemanden verletzen. Am Ende zog es mich mehr zu Jane.
    1992 entschied ich mich, Janis zu verlassen. Ich beschloss, damit bis nach Alex’ Bar-Mizwa im Jahr darauf zu warten, und zog kurz danach aus. Das Schwierigste war, es Alex und Amy zu sagen. Ich erklärte ihnen, dass wir sie beide liebten und dass die ganze Sache nichts mit ihnen zu tun hatte, und ich hoffte, dass sie es verstehen. Alex nahm mir meinen Auszug jedoch sehr krumm – wer könnte es ihm verübeln? –, während Amy es zu akzeptieren schien.
    Ich fühlte mich schrecklich, als ich auszog und zu meiner Schwester Melody nach Barnet fuhr. Sechs Monate blieb ich bei ihr, dann zog ich mit Jane zusammen. Rückblickend finde ich es feige, dass ich die Sache so lange laufen ließ, aber ich wollte einfach, dass alle glücklich sind.
    Seltsamerweise sah ich die Kinder nach meinem Auszug öfter als zuvor. Selbst meine Freunde glaubten, Amy sei von der Scheidung nicht übermäßig betroffen, und als ich fragte, ob sie darüber sprechen wolle, sagte sie achselzuckend: „Du bist immer noch mein Papa, und Mama ist immer noch meine Mama. Was gibt’s da zu reden?“
    Ich fühlte mich wohl schuldig und verhätschelte deshalb die Kinder. Ohne jeden Grund kaufte ich ihnen Geschenke, führte sie in teure Restaurants aus und gab ihnen Taschengeld. Manchmal ging das nicht, weil ich wegen der neuen Firma knapp bei Kasse war, dann aßen wir im Chelsea Kitchen in der King’s Road, wo man für zwei Pfund satt werden konnte; die Kinder sagten mir später, sie seien mit mir lieber dorthin gegangen als in die teuren Lokale, vor allem weil sie wussten, dass es mich nicht viel kostete.
    Eines hat sich nie verändert: meine Liebe zu ihnen und ihre Liebe zu mir.

    Amy ganz nachdenklich. Glückwunschkarte zu meinem Geburtstag 1992

2
    DER WEG AUF DIE BÜHNE
    Wo ich auch wohnte, Amy und Alex hatten immer ein Zimmer bei mir. Amy blieb oft übers Wochenende, und ich versuchte ihr stets etwas zu bieten. Sie stand auf Gespenstergeschichten, und das Haus, in dem ich in Hatfield Heath, Essex, lebte, lag etwas abseits, nahe einem Friedhof. Wenn wir an dunklen Winterabenden heimfuhren, parkte ich beim Friedhof, schaltete das Licht aus und erzählte ihr Gruselgeschichten. Bald dachte sie sich selber Geisterstorys aus, und ich musste so tun, als würden sie mir furchtbare Angst einjagen.
    Natürlich verbrachte ich auch mit Alex viel Zeit. Aber da er so viel älter war, führte er schon ein ganz eigenes Leben, und deshalb war ich am Wochenende öfter mit Amy zusammen.
    Einmal sollte sie einen Aufsatz über einen Menschen schreiben, der ihr sehr viel bedeutete. Sie beschloss, über mich zu schreiben, und bat mich, ihr zu helfen. Um die Sache spannend zu machen, erfand ich ziemlich haarsträubende Geschichten über mein Leben, aber Amy – jung, wie sie war – nahm alles für bare Münze. Ich gab an, ich sei der jüngste Mensch gewesen, der jemals den Mount Everest bestiegen hatte, dass ich außerdem bei den Spurs gespielt habe und mit zehn Jahren das Siegtor im Cupfinale 1961 gegen Leicester City geschossen habe. Mit meinem Assistenten Dr. Christiaan Barnard habe ich zudem die erste Herztransplantation durchgeführt. Vielleicht habe ich ihr auch noch erzählt, ich sei Rennfahrer und Jockey gewesen.

    Amy 1988 in Camber Sands – es kam selten vor, dass sie lange genug stillhielt, dass man sie fotografieren konnte.
    Amy machte sich Notizen, schrieb den Aufsatz und gab ihn ab. Ich erwartete ein paar nette Anmerkungen über ihre Fantasie und ihren Humor, stattdessen schrieb mir die Lehrerin: „Ihre Tochter hat Wahnvorstellungen und braucht Hilfe.“

Weitere Kostenlose Bücher