Meine Tochter Amy (German Edition)
heimmöchte, und sie sagte: „Daddy hat es gefallen, und ich wollte ihn nicht verärgern.“ Das war typisch für die kleine Amy, sie dachte immer an andere.
Zeichnungen aus Amys Schulzeit: Amy mit ihren Freundinnen Juliette und Gemma. Weshalb sie ihre Haare nicht in der richtigen Farbe zeichnete, weiß ich nicht. Die herzförmigen i-Punkte, die sie als Schülerin zeichnete, fand ich bezaubernd.
Inzwischen ging Amy zur Schule. Nach der Vorschule kam sie mit fünf auf die Osidge Primary School, wo auch Alex schon war. Dort lernte sie Juliette Ashby kennen, die ihre beste Freundin wurde. Die beiden waren unzertrennlich und blieben befreundet, solange Amy lebte. Amys zweitbeste Freundin auf der Osidge war Lauren Gilbert – Amy hatte sie bereits gekannt: Onkel Harold, der Bruder meines Vaters, war Laurens Stiefgroßvater.
Amy musste ein hellblaues Hemd mit Schlips, Pulli und einen grauen Rock tragen. Die Vorschule hatte ihr gefallen, und sie war glücklich, alt genug zu sein, um ihrem Bruder in die Schule zu folgen, aber in Osidge hatte sie von Anfang an Probleme. Jeder Tag dort konnte ihr letzter sein. Sie stellte nichts Schlimmes an, sondern störte einfach nur und suchte ständig Aufmerksamkeit, was zu regelmäßigen Beschwerden führte. Still sitzen konnte sie nicht. Sie kritzelte in ihren Büchern herum und trieb Schabernack. Einmal versteckte sie sich unter dem Lehrerpult. Als der Lehrer reinkam, fragte er die Klasse, wo Amy sei, und Amy musste so lachen, dass sie sich den Kopf anstieß und nach Hause geschickt wurde.
Mit sieben hinterließ Amy bleibenden Eindruck bei ihrer Zweitklass-lehrerin, Miss Cutter (heute Jane Worthington), die mir kurz nach Amys Tod schrieb:
Amy war ein sehr aufgewecktes Kind und wuchs zu einer schönen, begabten Frau heran. Meine bleibende Erinnerung ist die an ein Kind, das sein Herz auf der Zunge trug. Wenn sie glücklich war, erfuhr das die ganze Welt, wenn sie sich ärgerte, ebenfalls. Es war offensichtlich, dass ihre Familie Amy liebte und förderte .
Amy war ein schlaues Mädchen, und wenn sie Interesse gehabt hätte, wäre sie in der Schule gut gewesen. Irgendwie war sie aber nie so interessiert. Sie war gut in Sachen wie Mathe – aber nicht in dem Sinne, dass sie gute Noten hatte. Janis war richtig gut in Mathe, und sie brachte es den Kindern bei. Amy liebte Analysis und quadratische Gleichungen, all diese Dinge, die ich nicht kapierte - und da war sie noch in der Grundschule. Kein Wunder, dass sie sich in den Mathestunden immer langweilte.
Meine Tochter, das frühreife Talent, immer glücklich, wenn sie sich präsentieren konnte. Hier 1988 zu Hause in der Osidge Lane in Southgate
Eine Neigung, von der jeder wusste, war ihre Liebe zur Musik. Ich hatte die ganze Zeit Musik an, zu Hause, im Auto, und Amy sang alles mit. Sie liebte die Big-Band- und Jazzsongs, die ich auflegte, aber sie interessierte sich auch schon für R&B und Hip-Hop. Eine besondere Vorliebe hatten Juliette und sie damals für die US-R&B/Hip-Hop-Gruppen TLC und Salt-n-Pepa. Außerdem mochten sie die Backgroundsängerinnen von Wham!, Pepsie & Shirlie; sie kleideten sich wie sie und sangen ihre Lieder. Als Amy etwa zehn war, gründete sie mit Juliette die kurzlebige Rapgruppe Sweet ‘n‘ Sour – Juliette war Sweet, Amy Sour. Sie probten viel, zu Auftritten kam es jedoch leider nicht.
Ich liebte meine Familie rückhaltlos, aber als Amy und Alex älter wurden, veränderte sich etwas – nicht an meiner Liebe und Hingabe zu ihnen, sondern in anderer Hinsicht. Obwohl wir eine gute Ehe führten und zwei wundervolle Kinder hatten, trennten Janis und ich uns 1993.
Ein paar Jahre zuvor hatte mir ein guter Freund, der verheiratet war, gestanden, dass er sich mit einer anderen traf. Es ging mir nicht in den Kopf, wie er das tun konnte. Er hatte eine wunderbare Frau und einen fantastischen Sohn. Warum in aller Welt setzte er all das für eine Affäre aufs Spiel? Er sagte: „ Es ist nicht nur eine Affäre. Wenn du diesen besonderen Menschen findest, weißt du, dass es das Richtige ist. Wenn dir das je passiert, wirst du’s begreifen.“
Janis und ich 1975, frisch verlobt. An wen erinnert sie wohl?
Unglaublich, aber bald darauf fand ich mich in der gleichen Lage und begann meinen Freund zu verstehen. 1984 hatte ich eine neue Marketingmanagerin angestellt, Jane, und wir verstanden uns sofort. Es war nichts Romantisches: Jane hatte einen Freund, ich war glücklich verheiratet. Aber es hatte definitiv zwischen
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