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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Meeresfläche und betrachteten gespannt den Horizont, der sich jetzt vor ihren Blicken ausdehnte.
    Auf der weiten, von den Strahlen der Sonne glitzernden Wasserfläche zeigte sich nirgends die Linie eines Landes. Dieses Eiland gehörte also nicht zu den Cycladen, wo man überall Gruppen von Attolls antrifft. Hier erhob sich nichts über die Wasserfläche. Auch nach einem Segel suchte der Kapitän Zo trotz Benützung des Fernrohrs vergeblich.
    Das Meer war zur Zeit gänzlich verlassen, und die Brigg-Goëlette schien außer Gefahr, während der wenigen Stunden, die sie hier verankert liegen sollte, gesehen zu werden.
    »Du bist Dir gewiß über unsre Position, heute, am 9. September? fragte Kamylk-Pascha noch einmal.
    – Völlig gewiß, Excellenz, versicherte Kapitän Zo. Zu weiterer Sicherheit werde ich aber das Besteck noch einmal machen.
    – Das ist wünschenswerth. Wie soll man aber erklären, daß dieses Eiland auf den Karten nicht eingetragen wurde?
    – Weil es meiner Ansicht nach ganz neuerlicher Bildung ist. Jedenfalls muß es Ihnen genügen, daß es noch auf keiner Karte steht und wir es doch wiederfinden können, sobald Sie hierher zurückkehren wollen.
    – Gewiß, Kapitän, wenn diese unruhigen Zeiten überstanden sind! Mir soll’s nicht darauf ankommen, ob jener Schatz lange Jahre unter diesen Felsen begraben liegt. Hier ist er jedenfalls mehr in Sicherheit, als in meinem Hause in Aleppo, und hier kann mich weder der Vicekönig, noch sein Sohn Ibrahim oder der ehrlose Murad desselben berauben. Ehe Murad dieses Vermögen in die Hand fiele, hätt’ ich es zehnmal lieber ins Meer versenkt!
    – Ein bedauerliches letztes Hilfsmittel, antwortete Kapitän Zo, denn das Meer giebt nicht zurück, was sein Abgrund verschlungen hatte. Es ist also ein Glück, daß wir dieses Eiland auffanden. Es wird Ihre Reichthümer bewahren und sie getreulich wieder erstatten.
    – Komm! sagte Kamylk-Pascha aufstehend. Die Sache muß schnell abgethan sein, und es ist besser, wenn unser Schiff ungesehen bleibt….
    – Wie Sie befehlen.
    – Niemand an Bord weiß, wo wir sind?
    – Ich wiederhole Ihnen: Niemand, Excellenz.
    – Auch nicht, in welchem Meere?
    – Nicht, ob in einem der Alten oder der Neuen Welt. Seit fünfzehn Monaten durchkreuzen wir die Oceane, und in so langer Zeit kann ein Schiff weite Strecken zwischen den Continenten zurücklegen, ohne sich diesen nur zu nähern.«
    Kamylk-Pascha und Kapitän Zo stiegen nach der kleinen Ufereinbiegung hinab, wo die Jolle sie erwartete.
    Als sie schon einsteigen wollten, sagte der Kapitän:
    »Und nach Erreichung Ihres Zweckes hier gedenken Eure Excellenz nach Syrien zu fahren?
    – Zunächst ist das meine Absicht nicht. Vor der Heimkehr nach Aleppo möchte ich abwarten, daß die Truppen Ibrahim’s die Provinz geräumt haben und das Land unter der Herrschaft Mahmud’s seine Ruhe wiedergewonnen hat.
    – Sie glauben nicht, daß es jemals mit den Besitzungen des Vicekönigs vereinigt werden könnte?
    – Nein, beim Barte des Propheten, nein! rief Kamylk-Pascha, den diese Hypothese aus seinem gewohnten Phlegma aufrüttelte. Daß Syrien für einen Zeitraum, dessen Ende ich zu erleben hoffe, von Mehemet Ali annectiert werden könnte, ist ja möglich, denn Allah’s Wege sind wunderbar. Daß es aber niemals wieder unter die dauernde Gewalt des Sultans käme… nein, das kann Allah nicht wollen!
    – Wohin denken sich Eure Excellenz dann zurückzuziehen, wenn wir diese Meere verlassen?
     

    Die Arbeit war schwer genug. (S. 35.)
     
    – Nirgends… nirgends hin! Da meine Schätze zwischen den Felsen dieses Eilands in Sicherheit sind, mögen sie hier bleiben. Wir, Kapitän Zo, wir segeln weiter umher, wie seit so langer Zeit bis zum heutigen Tage!
    – Wie Sie befehlen.«
    Nach wenigen Minuten waren die beiden Männer an Bord zurück.
    Gegen neun Uhr verschritt der Kapitän zu einer ersten Sonnenbeobachtung zur Bestimmung der Länge, d. h. der Ortszeit – eine Beobachtung, die durch eine zweite, wenn das Gestirn durch den Meridian ging, vervollständigt werden sollte und ihm damit die Breitenlage des Ortes geben würde.
     

    Ein unzerstörbares Kennzeichen wurde angebracht. (S. 36.)
    Er ließ sich seinen Sextanten bringen, las die Sonnenhöhe ab und verfuhr, wie er Seiner Excellenz versprochen, bei dieser Aufnahme mit peinlichster Sorgsamkeit. Nach der Niederschrift des Resultats begab sich der Kapitän nach seiner Cabine, um die Berechnung der geographischen Lage des Eilands

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