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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gewagt.
    »Nun gut, das sollst Du hören. O, das ist sehr interessant… da vergeht Dir die Zeit wie nichts. Eines schönen Tages sehen wir dann unsern Freund mit seinen Millionen unter dem Arm heimkehren… oder auch mit leerem Säckel… und unser wackrer Juhel… der macht nur noch einen Sprung von zu Hause nach der Kathedrale von Saint-Malo… und ich werd’ ihn wahrlich nicht zurückhalten. Willst Du, so laß ich mir während seiner Abwesenheit meinen Hochzeitsstaat anfertigen und den ziehe ich dann gleich jeden Morgen an….
    – Stopp, stopp!… Frachtschiffer?«
    Die wohlbekannte Stimme flößte der ganzen Gesellschaft einen heiligen Schreck ein.
    »Hier! Was ist mit mir? fragte Gildas Tregomain.
    – Was mag er von Ihnen wollen? fragte Nanon.
    – Das ist nicht seine Stimme, wenn er unwirsch ist, bemerkte Enogate.
    – Nein, bekräftigte auch Juhel, dieses Mal verräth sie mehr Ungeduld als Jähzorn.
    – Wirst Du wohl kommen, Tregomain?
    – Ich komme schon!« rief Gildas Tregomain hinaus.
    Sogleich seufzte die Treppe unter der Wucht seiner Schritte.
    Gleich darauf schob ihn Meister Antifer durch die Thür seines Zimmers, die er sorgfältig wieder verschloß. Dann schleppte er ihn nach dem Tische mit dem Atlas, auf dem die planisphärische Erdkarte aufgeschlagen war, und drückte ihm den Zirkel in die Hand.
    »Hier, nimm ihn!
    – Den Zirkel?
    – Ja, antwortete Meister Antifer mit scharfer Stimme. – Ich möchte die Lage eines Eilandes – des Millioneneilandes – auf der Karte suchen….
    – Nun, und es findet sich wohl nicht? rief Gildas Tregomain in einem Tone, der weniger Erstaunen als Befriedigung ausdrückte.
    – Wer sagt Dir das? versetzte Meister Antifer. Und warum sollte jenes Eiland nicht da sein, Du unseliger Frachtfuhrmann?
    – Nun, so ist es also da?…
    – Ob es da ist, das versteht sich, daß es da ist. Ich bin nur so aufgeregt… mir zittert die Hand… der Zirkel brennt mir in den Fingern…. Ich kann damit nicht auf der Karte hantieren….
    – Und nun willst Du, daß ich es thue, alter Freund?…
    – Wenn Du es im Stande bist….
    – Oho, weshalb denn nicht! erwiderte Gildas Tregomain.
    – Verdammt, so ein abgedankter Frachtfuhrmann von der Rance!.. Doch versuche nur Dein Heil… werden ja sehen… halte den Zirkel ordentlich und folge mit dessen Spitze dem fünfundfünfzigsten Meridian… da das Eiland unter vierundfünfzig Grad siebenundfünfzig Minuten liegt….«
    Die Ziffern der Länge singen an, den Kopf des vortrefflichen Mannes zu verwirren.
    »Siebenundfünfzig Grad und vierundfünfzig Minuten?… wiederholte er, die Augen aufreißend.
    – Nein, Schwachkopf! rief Meister Antifer. Gerade umgekehrt! Nun vorwärts… Stoß’ ab!«
    Gildas Tregomain setzte die Zirkelspitze auf der Westseite der Karte ein.
    »Nein doch, heulte sein Freund. Nicht westlich… östlich vom Meridian von Paris!… Hörst Du, Unglückseliger?… Oestlich… östlich!«
    Durch dieses Poltern und Wettern war Gildas Tregomain so eingeschüchtert worden, daß er seine Aufgabe unmöglich zur Zufriedenheit lösen konnte. Vor seinen Augen schwebte es wie ein Schatten, von der Stirn perlte ihm der Schweiß und in seinen Händen zitterte der Zirkel, wie der kleine Hammer einer elektrischen Klingel.
    »Nun. so stich doch auf den fünfundfünfzigsten Grad ein! trieb Meister Antifer ihn an. Oben an der Karte fängst Du an und gleitest dann herunter, bis Du den vierundzwanzigsten Breitengrad triffst.
    – Den vierundzwanzigsten Breitengrad? stammelte Gildas Tregomain.
     

    »Was zum Teufel!« rief er. (S. 103)
     
    – Ja wohl! Er wird mich noch rasend machen, der Elende! Jawohl!… Und der Punkt, wo die beiden Linien sich schneiden, der bezeichnet die Lage des Eilandes…
    – Die Lage…
    – Nun also, fährst Du hinunter?…
    – So schnell ich kann!
    – O, der Spitzbube! Nun fährt er wieder hinauf!«
     

    »Mascat!« rief Meister Antifer. (S. 114.)
     
    In der That wußte der Frachtschiffer gar nicht mehr, wo er war, und schien noch weniger als sein Freund zur Lösung dieses Problems geeignet zu sein. Beide befanden sich eben in aufgeregtem Zustande, und ihre Nerven zitterten wie die Saiten einer Baßgeige zu Ende einer Ouverture.
    Meister Antifer fürchtete bald den Verstand zu verlieren. Da griff er denn zu dem einzigen Mittel, das ihm noch zu Gebote stand.
    »Juhel!« rief er mit einer Stimme, die hinaus dröhnte, als käme sie aus einem Sprachrohre.
    Der junge Kapitän erschien fast

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