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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hätte vermachen sollen; denn so viel Geld ohne einen Titel…
    – Ha, ha… da hast Du Dein Fett… Antifer Pascha! platzte der Frachtschiffer heraus.
    – Sag’ einmal, rief Meister Antifer in einem Tone, als ob er seine Matrosen zum Segelreesen commandierte, sag’ einmal, Ex-Kapitän der »Charmante Amélie«, willst Du Dir etwa anmaßen, mich zu höhnen?
    – Nein, mein würdiger Freund, versicherte Gildas Tregomain, da sei Gott vor! Wenn Du einmal so entzückt bist, hundertfacher Millionär zu sein so bring’ ich gern meine hundert Millionen Segenswünsche dazu!«
    Es erschien in der That kaum erklärlich, daß die Familie die Jubelbotschaft ihres Hauptes mit so sauersüßer Miene aufnahm. Dieser dachte ja vielleicht gar nicht mehr an die stolzen Verbindungen für seine Nichte und seinen Neffen, und konnte wohl ganz darauf verzichtet haben, die Eheschließung zwischen Juhel und Enogate zu hintertreiben oder doch zu verzögern, obwohl er seinen Meridian vor dem 5. April bekommen hatte. Diese Befürchtung aber war es wirklich, die Enogate und Juhel, Nanon und Gildas Tregomain im jetzigen Augenblicke bekümmerte.
    Letzterer wollte seinen Freund zu einer Erklärung veranlassen. Gewiß schien es besser, sich darüber klar zu sein, woran man wäre. Dann ließ sich wenigstens über die Sache verhandeln und man konnte dem schrecklichen Onkel einen andern Cours aufnöthigen, statt ihn im bisherigen Kielwasser gerade weiter steuern zu lassen.
    »Doch, alter Freund, begann er nun, den Rücken wie eine alte Schmeichelkatze krümmend, nehmen wir einmal an, Du hättest jene Millionen…
    – Annehmen, Frachtschiffer?… Warum nur annehmen?
     

    Die beiden Fremden die eben das Haus verlassen hatten… (S. 102.)
     
    – Schön, also zugegeben, Du hättest sie schon… und als braver Mann, der an ein bescheidnes Leben gewöhnt ist, was würdest Du nun damit anfangen?
    – Was mir beliebt, antwortete Meister Antifer sehr trocken.
    – Nun, Du wirst doch nicht etwa ganz Saint-Malo kaufen wollen, denk’ ich….
    – Ganz Saint-Malo, ganz Saint-Servan und ganz Dinard noch dazu, wenn mir das paßt, vielleicht auch noch den lächerlichen Bach, die Rance, die freilich kein Wasser hat, außer wenn ihr die Fluth etwas davon abläßt!«
    Er wußte recht gut, daß er mit einer Herabsetzung der Rance einen Mann empfindlich traf, der diesen schönen Fluß zwanzig Jahre seines Lebens immer hinauf-und hinabgefahren war.
    »Meinetwegen! erwiderte Gildas Tregomain mit zusammengezogenen Lippen. Du wirst deshalb aber nicht einen Bissen mehr essen und keinen Schluck mehr trinken, wenn Du Dir nicht auch einen Extramagen dafür kaufst…
    – Ich werde kaufen, was mir beliebt, Du Süßwasserpflüger, und wenn man mir entgegentritt, wenn ich Widerspruch sogar noch bei den Meinigen finde…«
    Diese Worte waren an die beiden Verlobten gerichtet.
    »… so verzehre ich sie allein, meine hundert Millionen, so zerstreue ich sie in alle Winde, lasse sie in Rauch aufgehen, zermalme sie zu Staub, und Juhel und Enogate werden nichts von den fünfzig Millionen haben, die ich ihnen einst zu vermachen gedachte….
    – Das heißt also so viel wie hundert für zwei, alter Freund….
    – Wie so denn?
    – Nun, weil die beiden sich ja heiraten werden….«
    Damit war die brennende Frage berührt.
    »Oho, Frachtfuhrmann, steig’ einmal die Wanten bis zur Mars hinauf, um zu sehen, ob Du mich da findest!«
    Das war so seine Art, Gildas Tregomain – natürlich bildlich-spazieren zu schicken, seine Masse bis zum Top eines beliebigen Mastes hinaufzuhissen, was freilich ohne Benützung eines Ankerspills nicht möglich gewesen wäre.
    Weder Nanon noch Juhel oder Enogate wagten eine Einmischung in dieses Zwiegespräch. An der Blässe des jungen Kapitäns erkannte man, daß dieser einen Ausbruch seines Zornes nur mit Mühe zurückhielt. Der Frachtschiffer war jedoch nicht der Mann dazu, ihn auf offenem Meere allein umherkreuzen zu lassen, er näherte sich also seinem Freunde….
    »Du hast aber das Versprechen gegeben… begann er vorsichtig.
    – Welches Versprechen?
    – Ihrer Verheiratung zuzustimmen…
    – Gewiß… wenn die Länge nicht eintraf, nun, ist die Länge aber eingetroffen…
    – So ist das ein Grund mehr, ihr Glück zu sichern…
    – Natürlich, Frachtschiffer, ganz einverstanden… deshalb wird Enogate einen Prinzen heiraten…
    – Wenn sich einer für sie findet…
    – Und Juhel eine Prinzessin.
    – Es ist keine mehr zu haben! erwiderte

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