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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eintretenden Ebbe des frühen Morgens den Hafen von Saint-Malo. Es war ein Kohlenschiff von neunhundert Tonnen, das nur zwischen Newcastle und Port-Saïd fuhr und Steinkohlen beförderte. Gewöhnlich lief der Dampfer unterwegs nirgends an. Diesmal hatte eine leichte Havarie, eine Undichtheit seiner Condensatoren, ihn dazu gezwungen, die ihm nöthige Reparatur vornehmen zu lassen. Statt in Cherbourg einzulaufen, hatte sich dessen Kapitän aber nach Saint-Malo gewendet, weil er daselbst einen alten Freund hatte. Achtundvierzig Stunden später war der Dampfer zur Weiterfahrt fertig und er hatte zur Zeit, wo wir ihn dem freundlichen Leser vorstellen, das Cap Fréhel bereits gegen dreißig Seemeilen im Nordosten hinter sich gelassen.
    Wir lenken aber die Aufmerksamkeit des Lesers vornehmlich auf diesen Dampfer, obwohl Hunderte solcher durch den Canal fahren, auf denen das Vereinigte Königreich seine schwarzen Bodenschätze nach allen Theilen der Welt versendet – und zwar vornehmlich deshalb, weil sich Meister Antifer, mit ihm auch sein Neffe Juhel und mit beiden sein Freund Gildas Tregomain, an Bord desselben befand. Es könnte ja auffallen, daß man sie nicht in einem bequemen Eisenbahnwagen traf. Wenn es sich um eine Reise handelt, bei der einer hundert Millionen einzuheimsen gedenkt, da kann er sich’s bequem machen, und braucht nicht gerade besonders zu sparen.
    Das hätte Meister Antifer, der Erbe des reichen Kamylk-Pascha, wahrscheinlich auch gethan, wenn sich ihm nicht die Gelegenheit bot, unter annehmbaren Verhältnissen zu reisen.
    Kapitän Cip, der Befehlshaber des »Steersman«, war ein alter Freund Meister Antifer’s. Während seines Aufenthalts im Hafen verfehlte der Engländer auch nicht, den Malouin aufzusuchen, und selbstverständlich fand er in der Rue des Hautes-Salles die freundschaftlichste Aufnahme. Als er vernahm, daß sich sein Freund zu einer Reise nach Port-Saïd rüstete, bot er ihm für mäßigen Preis an, diese an Bord des »Steersman« auszuführen. Es war ein tüchtiges Schiff, das bei ruhigem Wasser seine neun Knoten lief und das zur Zurücklegung der fünftausendfünfhundert Seemeilen, die Großbritannien von dem Ostende des Mittelländischen Meeres trennen, nur dreizehn bis vierzehn Tage brauchte. Für den Personentransport war der »Steersman« jetzt freilich nicht eingerichtet, Seeleute machen aber nicht so große Ansprüche. Jedenfalls fanden sie an Bord eine geräumige Cabine und die Fahrt sollte ohne Umsteigen vor sich gehen, was immerhin gewisse Vortheile bot.
    Meister Antifer hätte sich auf einer Bahnfahrt auch nicht wohl fühlen können. Das Geschwätz im Waggon bei einer langen Reise wäre ihm zuwider gewesen. Seiner Meinung nach erschien es weit besser, sich zwei Wochen lang auf einem tüchtigen Schiff einzuschränken und dabei die erquickende Meeresluft zu athmen, als in einen rollenden Kasten gezwängt immerfort Rauch und Staub durch die Nase einzuziehen. Das war auch Juhels Ansicht, freilich nicht die des Frachtschiffers, dessen seemännische Thätigkeit sich ja nur auf das Wasserband zwischen den Ranceufern beschränkt hatte. Mit der Eisenbahn des westlichen und des östlichen Europa hatte er darauf gerechnet, den größten Theil der Fahrt abzumachen. Sein Freund entschied aber einmal anders. Auf einen Tag kam’s ja nicht so genau an. Wenn man erst nach einem oder zwei Monaten eintraf, so mußte sich das Eiland ja immer noch an dem bezeichneten Punkte vorfinden. Kein Mensch kannte dessen Lage – mit Ausnahme des Meisters Antifer, Juhels und Gildas Tregomain’s. Der seit einundzwanzig Jahren in der mit dem Doppel-
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bezeichneten Grube versenkte Schatz lief keine Gefahr, wenn er auch noch einige Wochen länger schlummerte.
    Hieraus erklärt sich, daß Pierre-Servan-Malo, so eilig er es im Grunde hatte, das Anerbieten des Kapitän Cip für sich und seine Begleiter annahm – und nur deshalb haben wir den »Steersman« unsern geneigten Lesern vorgestellt.
    Meister Antifer hatte also für sich, seinen Neffen und seinen Freund Tregomain, der eine hübsche Summe in Gold im Gürtel trug, den Fahrpreis entrichtet. Außer den Baarmitteln führten sie noch einen Sextanten und ein Nachschlagebuch zur Ablesung der Sonnenhöhe bei sich und hatten auch eine Spitzhaue und eine Schaufel zur Aufgrabung des Bodens auf dem Eilande mitgenommen. Der Dampfer war ein sehr gutes Schiff mit einer aus zwei Maschinisten, vier Heizern und einem Dutzend Matrosen bestehenden Besatzung. Der

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