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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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augenblicklich.
    »Was wünschen Sie, lieber Onkel?
    – Juhel… wo liegt Kamylk-Paschas Insel?
    – Auf dem Punkt, wo sich die Länge und Breite kreuzen, die…
    – Schon gut… jetzt suche mir sie!«…
    Es klang fast, als müßte Meister Antifer gleich dazu setzen:
    »Und bring’ sie mir her!«
    Juhel verlangte keine weitere Anleitung. Die Unruhe seines Onkels ließ ihn erkennen, was hier vorging. Er ergriff den Zirkel mit sichrer Hand, stellte dessen Spitze auf den Anfang des fünfundfünfzigsten Meridians am Nordende der Karte ein und begann der Linie nach abwärts zu folgen.
    »Sage an, wo der Meridian hindurchgeht! befahl Meister Antifer.
    – Gern, lieber Onkel,« antwortete Juhel.
    Darauf wiederholte er Folgendes:
    »Das Franz-Josephsland im Eismeere.
    – Gut.
    – Das Barentzmeer!
    – Gut.
    – Novaja Semlja!
    – Nachher?
    – Das nördliche asiatische Rußland.
    – Welche Stadt durchschneidet er da?
    – Zuerst Jekaterinenburg.
    – Darauf?
    – Den Aralsee.
    – Immer weiter!
    – Chiwa und Turkestan.
    – Sind wir zur Stelle?
    – Beinahe! Herat in Persien.
    – Sind wir bald da?
    – Ja. Mascat am Südende von Arabien.
    – Mascat!« rief Meister Antifer, der sich jetzt über die Karte beugte.
    Der Kreuzungspunkt des fünfundfünfzigsten Meridians mit dem vierundzwanzigsten Parallelkreise lag in der That im Gebiete des Imans von Mascat, in dem Theile des Golfes von Oman vor dem Persischen Meerbusen, der Arabien von Persien trennt.
    »Mascat! wiederholte Meister Antifer.
    – Mascot? fragte Gildas Tregomain, der schlecht gehört hatte, noch einmal.
    – Nicht Mascot… Mascat, Frachtschiffer!« schrie ihn sein Freund an, dessen Schultern sich bis an die Ohrläppchen erhoben.
    Bis jetzt besaß man natürlich nur eine annähernde Coordinate, da sich diese nur auf die Grade, noch nicht aber auf die Bogenminuten bezog.
    »Es ist also in Mascat, Juhel?
    – Ja, lieber Onkel… bis auf hundert Kilometer genau.
    – Kannst Du das nicht genauer feststellen?
    – Gewiß, lieber Onkel.
    – So thu’ es, Juhel… aber schnell! Siehst Du nicht, daß ich vor Ungeduld koche!«
    Ein Dampfkessel, den man bis zu diesem Punkte erhitzt hätte, wäre allerdings in Gefahr gewesen, zu explodieren.
    Juhel nahm den Zirkel wieder zur Hand und bestimmte unter Berücksichtigung der Minuten der Länge und der Breite die Lage mit solcher Genauigkeit, daß der Unterschied von der wirklichen Lage höchstens einige Kilometer betragen konnte.
    »Nun, und nun? fragte Meister Antifer.
    – Nun, lieber Onkel, der gesuchte Punkt liegt nicht auf dem Gebiete des Imans von Mascat selbst, sondern etwas weiter östlich im Golfe von Oman.
    – Das wollt’ ich meinen!
    – Warum das? fragte bescheiden Gildas Tregomain.
    – Weil es sich um eine Insel handelt, die doch nicht mitten im Lande liegen kann, Du Ex-Plattschiffer von der »Charmante Amélie«!«
    Das schleuderte er mit einem unmöglich wiederzugebenden Tone heraus, und doch sehr ungerechter Weise, denn ein Frachtkahn ist niemals ein Plattschiff. »Morgen, fügte Meister Antifer hinzu, beginnen wir unsre Vorbereitungen zur Abfahrt.
    – Das ist recht, stimmte Juhel zu, der entschlossen war, seinem Onkel nicht entgegenzutreten.
    – Wir werden nachsehen, ob sich in Saint-Malo nicht ein Schiff vorfindet, das ehestens nach Port-Saïd abgeht.
    – Damit kämen wir gewiß am besten an Ort und Stelle, denn am Ende sind wir keinen Tag sicher….
    – Nein, nein! Mein Eiland wird mir keiner stehlen!
    – Es müßte denn ein ganz durchtriebener Schlaukopf sein! bemerkte Gildas Tregomain, dessen Worte mit einem neuen Achselzucken Meister Antifer’s aufgenommen wurden.
    – Du wirst mich begleiten, Juhel, sagte der letztere.
    – Gewiß, lieber Onkel, antwortete der junge Kapitän, dessen Entschlusse diese Aufforderung ja entsprach.
    – Und Du ebenfalls, Frachtschiffer….
    – Ich?… rief Gildas Tregomain entsetzt.
    – Ja… Du!«
    Diese beiden Worte kamen in so befehlerischem Tone hervor, daß sich der Kopf des würdigen Mannes als Zeichen der Zustimmung senken mußte.
    Und vorher hatte er darauf gerechnet, während der Abwesenheit Pierre-Servan-Malos die arme Enogate damit zu unterhalten, daß er ihr von den Fahrten der »Charmante Amélie« auf dem zahmen Wasser der Rance erzählte!

Zehntes Capitel.
Mit einem kurzen Bericht über die schnelle Fahrt des Dampfers »Steersman« von Saint-Malo nach Port-Said.
    Am 21. Februar verließ der englische Dampfer »Steersman« mit der

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