Meister Antifer's wunderbare Abenteuer
Karawanen ziehen aber wohl nur nach längeren Zwischenräumen aus? fragte Juhel.
Ein Laden in Mascat. (S. 156.)
– Entschuldigen Sie, erwiderte der Consularagent. Der Handel zwischen Mascat und Sohar ist ziemlich lebhaft, und gerade morgen…
– Morgen? fiel Meister Antifer ein. Das trifft sich gut, morgen werden wir uns einkarawanen! »
Die Aussicht, »sich einzukarawanen«, wie sein Freund sich ausdrückte, erschien Gildas Tregomain keineswegs verlockend, und die Grimasse, die er dabei zog, ließ das deutlich genug erkennen.
»Erste Straße rechts, zweite links.« (S. 158.)
Nun war er indeß nicht nach Mascat gekommen, um seinen Kopf aufzusetzen, und so mußte er sich wohl entschließen, auch in der beschwerlichsten Weise mit weiter zu reisen. Immerhin glaubte er bezüglich dieser Fahrt von Mascat nach Sohar eine Bemerkung nicht unterdrücken zu dürfen.
»So schieß’ los, ermunterte ihn Meister Antifer.
– Nun, sagte Gildas Tregomain, wir sind doch alle Drei Seeleute, nicht wahr?
– Alle Drei, bestätigte sein Freund, der dabei freilich einen Seitenblick auf den Kapitän der »Charmante Amélie« fallen ließ.
– Ich sehe deshalb nicht ein, fuhr der Frachtschiffer fort, warum wir nach Sohar nicht zu Wasser gehen sollten. Zweihundert Kilometer… mit einem soliden Fahrzeuge…
– Ja, warum nicht, stimmte da Meister Antifer zu, dadurch könnten wir Zeit gewinnen.
– Gewiß, erklärte Joseph Bard, und ich würde der Erste sein, das anzurathen, wenn damit nicht gewisse Gefahren verknüpft wären.
– Welche Gefahren? fragte Juhel.
– Der Golf von Oman ist nicht sicher, meine Herren. Vielleicht an Bord eines größeren Handelsschiffes mit nicht zu schwacher Besatzung dürfte nichts zu fürchten sein.
– Fürchten? polterte Meister Antifer heraus. Fürchten? Etwa Windstöße oder so einen kleinen Sturm?
– Nein, aber Seeräuber, die in der Nähe der Meerenge von Ormuz nicht so selten sind.
– Teufel!« rief der Malouin.
Wir müssen ihm aber die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu versichern, daß er sich vor den Piraten selbst keineswegs fürchtete, nur wegen der Rückfahrt, wenn er die Millionen bei sich führte, war er etwas besorgter.
Auf jene Bemerkung des Agenten hin entschlossen sich die Reisenden auch, den Heimweg nicht zur See zu nehmen. Sie wollten mit einer Karawane abreisen und mit einer solchen zurückkehren, da das offenbar die größte Sicherheit bot. Gildas Tregomain mußte sich also bequemen, mit über Land zu gehen, empfand aber doch einige Unruhe, wie er dabei fortkommen würde.
Die Verhandlung brach hiermit ab. Die drei Franzosen waren sehr erfreut, einen französischen Agenten getroffen zu haben. Bei der Rückkehr wollten sie ihm einen Besuch abstatten; sie versprachen, ihm über ihre Unternehmung auf dem Laufenden zu halten und sich nur nach seinen Rathschlägen zu richten. Der Schlaukopf Antifer ließ sogar durchblicken, daß die Gründung eines Comptoirs gewiß recht umfängliche Geschäfte zur Folge haben werde, deren Nutzen der Agentur zufließen müßte.
Ehe sie sich trennten, wiederholte Joseph Bard seine Empfehlung, sich bei Seiner Hoheit vorzustellen, und erbot sich übrigens, eine Audienz für die distinguierten Fremdlinge zu vermitteln.
Die genannten »distinguierten Fremdlinge« machten sich wieder auf den Weg nach dem Hôtel.
Inzwischen conserierten Ben Omar und Nazim in einem Zimmer des nämlichen Hôtels miteinander, und es versteht sich von selbst, daß es dabei von Seiten Saouk’s zuweilen recht heftig herging.
Der angebliche Schreiber und der Notar waren in Mascat angekommen. Gut. Noch wußten sie aber nicht, ob Mascat auch das Endziel der Reise sei oder ob Meister Antifer sie noch darüber hinaus führen werde. Das zu wissen war aber die Pflicht des einfältigen Omar, der es zu erfahren ja ein Recht hatte, und doch war dieser bisher nicht weiter gekommen als der falsche Nazim.
»Das kommt davon, wenn man so schauderhaft seekrank wird! zankte Nazim. Du hättest auch besser daran gethan, gesund zu bleiben!«
Ja, das meinte der Notar wohl auch… ebenso wie er gern mit diesem Schelm von Franzosen gesprochen, in sein Geheimniß eingedrungen wäre und erfahren hätte, wo der Schatz niedergelegt war.
»Beruhigen sich Eure Excellenz, antwortete Ben Omar; noch heute werd ich den Herrn Antifer sehen und alles erfahren… das heißt, wenn es nicht noch einmal zu Schiffe weiter geht!«
Daß der Notar Kenntniß von der Oertlichkeit
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