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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sehr streng von zahlreichen, etwas verdächtig erscheinenden Beamten ausgeübt wurde.
    Diese Leute verfehlten auch nicht, alle Schritte der in Mascat gelandeten Fremdlinge zu beobachten, vorzüglich da sich diese über den Zweck ihres Hierherkommens ganz ausschwiegen. Im Gegensatz zu den polizeilichen Scheerereien mancher europäischer Staaten, die die Vorzeigung eines Passes verlangen und eine Menge gestrenger Fragen stellen, begnügte man sich hier jedoch wahrscheinlich damit, den Malouins so weit, wie es diesen beliebte, nachzugehen, man enthielt sich voraussichtlich aber jeder indiscreten Frage. So geschah es auch; doch da sie den Fuß einmal auf das Gebiet des Imanats gesetzt hatten, sollten sie nicht wieder von hier fortkommen, ohne daß der Iman über ihre Absichten unterrichtet war.
    Zum Glück argwöhnte Meister Antifer davon nichts, denn er hätte dann mit Recht für den Ausgang seines Abenteuers gefürchtet. Hundert Millionen einem Eilande des Golfes von Oman zu entnehmen, das hätte Seine – für Ihre Interessen sehr besorgte – Hoheit gewiß nicht zugegeben. Wenn in Europa der Staat die Hälfte eines gefundenen Schatzes beansprucht so zögert in Asien der Souverän, der hier der Staat ist, nicht im mindesten, gleich alles einzustecken.
    Als Meister Antifer ins Hôtel zurückgekehrt war, konnte sich Ben Omar nicht enthalten, ihn mit einer unklugen Frage zu behelligen. Nachdem der Notar die Zimmerthür sehr vorsichtig ein wenig geöffnet hatte, begann er mit einschmeichelnder Stimme:
    »Dürfte ich vielleicht erfahren?…
    – Was?
    – Erfahren, Herr Antifer, welche Richtung wir nun einschlagen?
    – Erste Straße rechts, zweite links und dann immer geradeaus!«
    Und damit stieß ihm Meister Antifer die Thür vor der Nase zu.
Dreizehntes Capitel.
Zu dem Gildas Tregomain ziemlich glücklich auf einem »Schiff der Wüste« segelt.
    Am frühen Morgen des 23. März verließ eine Karawane die Hauptstadt des Imanats und folgte einem Wege ganz in der Nähe der Küste.
    Eine wirkliche Karawane, und eine, wie sie der Frachtschiffer durch das Gebiet der Ille-et-Villaine noch nie hatte ziehen sehen, das gestand er Juhel ein, der sich darüber keineswegs wunderte. Die Karawane zählte gegen hundert Araber und Hindus und eine etwa gleiche Anzahl Saumthiere. Bei dieser numerischen Stärke war eine Gefährdung der Reise ausgeschlossen. Jedenfalls brauchte man von Landpiraten, die nicht einmal so gefährlich sind wie Seepiraten, keinen Handstreich zu fürchten.
    Unter den Eingebornen befanden sich zwei oder drei jener Kaufleute oder Händler, von denen der französische Agent gesprochen hatte. Sie reisten ohne Prunk und Aufwand und dachten nur an die Geschäfte, die sie nach Sohar riefen. Von Fremden war nur unsre Reisegesellschaft bei dem Zuge.
    Nazim und Ben Omar hatten sich vorgesehen, den Aufbruch der Karawane nicht zu versäumen. Von Meister Antifer, der daraus kein Geheimniß machte, unterrichtet, daß diese am folgenden Morgen abziehen sollte, hatten sie sich darauf eingerichtet. Der Malouin hatte sich um Ben Omar und dessen Schreiber sonst natürlich gar nicht gekümmert. Ihre Sache war es ja, ihm wohl oder übel nachzufolgen, ohne daß er sich darum zu sorgen brauchte. Er hatte sich auch wie früher vorgenommen, sie gar nicht zu kennen, und als er sie inmitten des Zuges gewahr wurde, beehrte er sie gar nicht mit einem Gruße, der Frachtschiffer aber wagte vor seinem drohenden Blicke nicht einmal, den Kopf nach ihrer Seite zu wenden.
    Zum Transport der Reisenden und der Waarenfracht dienten Kameele, Maulthiere und Esel, denn an die Benützung eines Wagens irgendwelcher Art war hier gar nicht zu denken. Auf dem holprigen, ungebahnten und zuweilen sumpfigen Wege wäre auch das leichteste Gefährt nicht vorwärts gekommen. So ritten denn alle, wie es ihnen gerade beliebte.
    Zwei mittelgroße, kräftige und muntre Maulthiere trugen Onkel und Neffen, die sie von jüdischen Verleihern in Mascat zu gutem Preise erhalten hatten. Auf ein paar Pistolen mehr oder weniger konnte es Meister Antifer hierbei ja nicht ankommen. Ein für das Gewicht Gildas Tregomain’s geeignetes Maulthier war freilich um keinen Preis aufzutreiben gewesen. Für den Exkapitän der »Charmante Amélie« hatte also ein noch kräftigeres Thier beschafft werden müssen.

    »Höre, Frachtfuhrmann, Du bringst uns wirklich in Verlegenheit! hatte der »höfliche« Meister Antifer ihn angelassen, nachdem alle probierten Maulthiere zurückgeschickt

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