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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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worden waren.
    – Ja, was willst Du denn, alter Freund? – Du brauchtest mich ja nur ruhig zu Hause zu lassen! – Weißt Du, ich werde hier in Mascat bleiben und Eure Rückkehr abwarten.
    – Nimmermehr!
    – Ich kann mich aber doch nicht in einzelnen Stücken wegtragen lassen….
    – Herr Tregomain, fiel da Juhel ein, würden Sie etwas dagegen haben, sich eines Kameels zu bedienen?
    – Ganz und gar nichts, mein Junge, wenn das Kameel darunter nicht zu sehr zu leiden hat.
    – Das wäre eine Idee! rief Meister Antifer. Er würde vortrefflich aufgehoben sein auf einem jener Kameele….
    – Die man mit Recht »Schiffe der Wüste« nennt, setzte Juhel hinzu.
    – Also ein Schiff der Wüste her!« begnügte sich der nachgiebige Frachtschiffer zu antworten.
    So thronte denn Gildas Tregomain heute rittlings zwischen den beiden Höckern eines kräftigen Wiederkäuers. Das mißfiel ihm keineswegs. An seiner Stelle wäre wohl mancher stolz gewesen. Wenn das auch bei ihm zutraf, so ließ er doch nichts davon merken, sondern bemühte sich nur, sein Schiff nach besten Kräften zu steuern. Als die Karawane dann eine etwas schnellere Gangart annahm, wurde die Bewegung des Thieres freilich etwas stoßend. Der Frachtschiffer erfreute sich aber eines so prallen Fettpolsters, daß es dieses »Stampfen des Schiffes« zum größten Theile ausglich.
    Am Ende der Karawane, wo er mit Vorliebe blieb, trottete Saouk auf einem etwas lebhaften Maulthiere als sattelfester Reiter dahin. Neben ihm, oder doch immer aufmerksam, nicht zurückgelassen zu werden, hockte Ben Omar auf einem so kleinen Eselein, daß seine Füße die Erde streiften – wodurch er vor einem gefährlicheren Sturze gesichert war. Ein Maulthier zu besteigen, dazu wäre der Notar nicht zu bewegen gewesen; von einem solchen fällt man zu hoch herunter. Uebrigens sind die arabischen Maulthiere sehr muthwillig und eigensinnig, und es bedarf einer starken, geübten Hand, sie im Zaume zu halten.
    Die Karawane legte mit einer Tagreise, bei zweistündiger Mittagsrast, etwa zehn Lieues zurück. Ohne eine unerwartete Verzögerung mußte Sohar binnen vier Tagen erreicht sein.
    Vier Tage erschienen Meister Antifer, dem immer die eiligste Besitzergreifung seines Eilandes durch den Kopf ging, eine unendlich lange Zeit. Und doch sah er sich jetzt dem Endziele seiner abenteuerlichen Reise so nahe. Das machte ihn aber so unruhig, so nervös, daß seine Begleiter ihm kein Wort mehr entlocken konnten und sich darauf beschränkt sahen, nur mit einander zu plaudern.
    So machte der Frachtschiffer von der Höhe seines Wiederkäuers, zwischen dessen Höckern er hin und her schwankte, die Bemerkung:
    »Juhel, unter uns, glaubst Du überhaupt an den Schatz Kamylk-Paschas?
    – Hm! erwiderte dieser zögernd, die Sache gleicht mir zu sehr einer Phantasmagorie!
    – Juhel… wenn’s nun jenes Eiland gar nicht gäbe?…
    – Nun, das auch angenommen, Herr Tregomain wie aber, wenn sich gar kein Schatz daselbst vorfände?.. Dann muß es mein Onkel machen wie jener berühmte Marseiller Kapitän, der nach Bourbon absegelte und, weil er Bourbon nicht hatte finden können, nach Marseille zurückkehrte.
    – Das würde ein furchtbarer Schlag für ihn sein, Juhel, und ich bezweifle, daß sein Gehirn den aushielte!«
    Selbstverständlich hüteten sich der Frachtschiffer und sein junger Freund, derlei Hypothesen in Gegenwart Meister Antifer’s laut werden zu lassen.
     

    Die »Charmante Amélie« glitt nicht sicherer dahin. (S. 164.)
     
    Die Ueberzeugung des Starrkopfs hätte doch nichts zu erschüttern vermocht. Ein Zweifel an dem Vorhandensein des ungeheuern Schatzes auf dem, seiner Lage nach nur ihm bekannten Eiland war ihm noch gar nicht in den Sinn gekommen. Höchstens beunruhigten ihn gewisse Schwierigkeiten, die er bei der schließlichen Ausführung seines Vorhabens fürchtete. Die Hinreise verlief ja wahrscheinlich ohne Hindernisse. Von Sohar aus sollte ein Fahrzeug gechartert werden, damit wollte er zur Aufsuchung des Eilandes ausziehen, dann die drei Fässer ausgraben… darin lag nichts, was den so entschlossenen Sinn unsres Malouin hätte lähmen können. Hier mit dem Frachtschiffer und Juhel sich unter einer ganzen Karawane mit über Land tragen zu lassen, war ja die leichteste Sache der Welt. Auch die Ueberführung des Schatzes vom Eiland nach Sohar machte voraussichtlich keine Schwierigkeiten. Um aber nach Mascat zurückzukommen, mußten die mit Gold und edlem Gestein gefüllten Fässer auf

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