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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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in den letzten hundert Jahren nicht mal einen Magier gerochen haben.«
    »Wie kommst du darauf?« Miranda ging in die Hocke. »Wenn er nichts Gefährliches oder Auffälliges wie eine Versklavung eingesetzt hat, bezweifle ich, dass diese Steine es bemerken würden, wenn ein Magier auf ihnen steht. Die meisten Geister werden nicht einmal wach genug, um mit einem Magier zu reden, es sei denn, wir stehen ein paar Stunden rum und machen Lärm. Erinnerst du dich noch daran, wie lange es gedauert hat, deine Aufmerksamkeit zu erregen, Alliana?«
    Alliana stellte ihren grünen Flaum auf. »Geister mögen ja nicht jedes Mal reagieren, aber wir bemerken Magier immer. Ihr seid wirklich sehr irritierend.«
    »Du meinst, wir sind laut und unausstehlich«, meinte Miranda. »Aber warum haben sie dann Eli nicht bemerkt?«
    »Manchmal beschließen Geister ganz bewusst, nichts zu bemerken«, sagte das Moos wehmütig. »Es gibt Magier, die man besser nicht wahrnimmt.«
    »Was meinst du damit?« Miranda beugte sich tiefer zu dem weichen, grünen Moosteppich hinunter. »Ist Eli ein solcher Magier?«
    »Das kann ich nicht wissen«, sagte Alliana mit einem Schnauben. »Ich habe ihn nie gesehen.«
    »Was …«
    »Es ist sinnlos, weitere Fragen zu stellen, Herrin«, sagte das Moos. »Ich kann es nicht klarer ausdrücken. Es ist wirklich zu dumm, dass Menschen geisterblind sind. Es ist so schwer, Euch Dinge zu erklären, wenn Ihr nicht sehen könnt, worüber ich rede.«
    Miranda blies sich genervt eine Strähne aus dem Gesicht. Geister beschwerten sich ständig darüber, dass Menschen unfähig waren, die Geisterwelt zu sehen. Als hätten die Menschen aus schierer Sturheit beschlossen, blind zu sein. Sofort versuchte sie – wie immer – sich ins Gedächtnis zu rufen, dass es auch für die Geister schwer war. Alle Menschen hatten die unterschwellige Fähigkeit, die Geister in ihrer Umgebung zu kontrollieren, auch wenn nur geborene Magier die Stimmen der Geister hören und ihre Macht wirklich einsetzen konnten. Aber diese Macht forderte einen Preis. Denn egal ob Magier oder nicht, kein Mensch konnte sehen, wie die Geister sahen. Es war, als fehle der gesamten menschlichen Rasse ein wichtiger Sinn, und dieser Mangel sorgte für ständigen Frust auf beiden Seiten. Es war ja nicht so, als wäre sich Miranda dieser Schwierigkeit nicht bewusst. Das war sie, wirklich. Von Alliana zu erwarten, dass sie erklärte, warum Magier so irritierend waren, war so ähnlich, als wollte Miranda einem Blinden die Farbe Rot erklären. Aber trotzdem war es frustrierend, dass die Geister, wann immer sie einem Verständnis näherkam, diese ›Ihr könnt es nicht sehen, also kann ich es auch nicht erklären‹-Nummer abzogen. Ihre Geister mochten ihr ja freiwillig dienen, aber manchmal hatte sie trotzdem das Gefühl, sie nicht im mindesten zu verstehen.
    »Lass uns weitermachen«, sagte sie. »Weck die Tür. Du hast gesagt, Eli hätte die meiste Zeit direkt neben ihr verbracht. Wenn er so mächtig ist, wie Meister Banage scheinbar denkt, dann muss das Holz etwas bemerkt haben.«
    Das Holz war nicht hilfsbereit. Erst dauerte es eine halbe Stunde, bis Alliana es mit viel Drängen wach bekam. Und sobald das Holz in ihr einen von einem Magier gebundenen Geist erkannte, machte es dicht. Selbst nach einigen direkten Drohungen von Miranda selbst bekamen sie nicht mehr heraus, als dass Eli ein netter, hilfsbereiter Mensch gewesen war – und die Untertöne machten klar, dass Miranda das nicht war. Danach versank die Tür wieder in tiefem Schlaf und konnte nicht mehr geweckt werden.
    Miranda ließ sich mit einem frustrierten Seufzen auf die schmale Bank in der Zelle sinken und fing an, sich ihre Socken wieder anzuziehen. Sie wusste immer noch nicht, wie Eli entkommen war, aber zumindest hatte die Tür ihn erwähnt. Ihre Versuche im Thronsaal waren die reinste Katastrophe gewesen. Die Beamten hatten sie auf Schritt und Tritt verfolgt und dabei misstrauisch vor sich hin gemurmelt, während die Geister schläfrig, distanziert und absolut unhilfreich blieben. Zehn Stunden hatte sie insgesamt darauf verschwendet, und als Ergebnis konnte sie nichts als Frustration und Beleidigungen vorweisen. Am liebsten hätte sie auf den Boden gespuckt.
    Sie rief Alliana, und der Kreis aus hellgrünem Moos fing an zu schrumpfen und kehrte in den Moosachat-Ring auf dem Boden zurück. Als das Moos vollkommen verschwunden war, beugte Miranda sich vor und hob den Ring auf. Sie ließ ihre Finger

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