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Meister Li und der Stein des Himmels

Meister Li und der Stein des Himmels

Titel: Meister Li und der Stein des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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erwiderte der
Prinz. »Mit dreizehn lernte ich, die
    Türen zu öffnen und in die
Grabkammer einzudringen. Ihr habt die tragische Geschichte mit den Gärtnern so
genau rekonstruiert, daß mir das Blut in den Adern erstarrte .« Er seufzte melancholisch. »Ich wollte sie nicht töten. Sie waren meine Freunde.
Aber wie Ihr selbst gesagt habt, mußte ich mit der Möglichkeit rechnen, daß
bald jeder habgierige Bürokrat und Räuber im ganzen Reich an meine Tür klopfen
würde. Wie hätte ich darauf vertrauen können, daß die beiden dieses Geheimnis
wahren würden ?« »Ja wie ?« sagte Meister Li.
    Ich, der dumme Ochse, kann
nicht für Mondkind sprechen, aber ich zweifelte nicht daran, daß ich
halluzinierte. Ich überlegte sogar, wo und wann ich irgendwelche komische Pilze
gegessen hatte.
    »Ssu-ma Chiens Handschrift
stellte mich vor ein ähnliches Problem«, sagte der Prinz. »Ich glaubte, das
Geheimnis lasse sich zeit meines Lebens wahren, aber dann kam Bruder Blin-zel
mit einem Blatt zu mir. Der Dummkopf hielt es für echt. Ich wußte, es war
gefälscht, aber zwei Tage später dämmerte mir, daß der Dummkopf recht hatte. Es mußte verschlüsselt sein. Und woher sollte
ich wissen, daß Bruder Blinzel sich nicht nur dumm stellte? Er konnte den Kode
durchaus bereits entschlüsselt, aber noch nicht eins und eins zusammengezählt
haben. Ich mußte also meinen abscheulichen Ahnen schicken, um ihn zu erledigen .«
    Sein Gesicht rötete sich
vor Zorn. »Ich sah mich gezwungen, Dinge zu tun, die mir höchst zuwider waren«,
sagte er. »Ihr habt herausgefunden, daß es eine Kopie des Textes geben konnte.
Ich mußte versuchen, sie in die Hand zu bekommen. Und ausgerechnet dabei mußte
dieser andere Dummkopf von einem Mönch seine Nase in die Bibliothek stecken und
sozusagen Selbstmord begehen .«
    Die beiden tranken Wein und
beobachteten schwermütig Schmetterlinge, die in der Sonne schwebten, deren
Strahlen durch den inzwischen goldenen Dunst drangen. Mit dem leichten Wind kam
ein schwacher Geruch nach Regen, und in der Ferne sammelten sich schwarze
Wolken. Das Tal der Seufzer tief unter uns lag in purpurne Schatten gehüllt.
»Im Grab habe ich immer den leisesten Ton des Steins benutzt, um meinen Ahnen
unter Kontrolle zu halten«, berichtete der Prinz. »Als ich ihn mit seinen
munteren Gesellen ins Kloster schickte, wollte er bleiben und noch ein paar
Leute erwürgen. Ich mußte ihn mit einem lauten Ton zurückbringen. Und es
geschah das gleiche wie beim Kaiser mit den Mandarinen. Das unglaubliche Ch'i des Steins überwältigte alles Schwächere in seiner Bahn. Als ich
meinen Ahnen abzog, zog ich auch die Lebenskraft von Teilen der Prinzentrift
ab. Ich war entsetzt! Ich kam mir wie der Mann im Märchen vor, der den Zauberstab
hebt, um den einzigen Fehler seiner Frau zu beseitigen. Das gelingt ihm zwar,
aber seine Frau ist danach ein fehlerloser Yak. Was zuvor so einfach gewesen
war, wurde plötzlich beängstigend kompliziert. Das erste Ergebnis: Der Abt war
so entsetzt, daß er nach Peking rannte, um den legendären Li Kao zu suchen.
Selbst dann war ich noch dumm genug zu glauben, Ihr würdet wegen der vielen
Sackgassen aufgeben .«
    Meister Li spuckte
angewidert aus. »Der legendäre Li Kao sollte besser einen Eimer Würmer kaufen und
anfangen, sein Geeh-geeh-geeh zu üben«, sagte er verdrießlich. »Mich hat
die Einfachheit verwirrt. Wäre ich nicht so verliebt in Kompliziertheiten
gewesen, hätte ich vielleicht begriffen, was los war, sobald ich in Euer
Atelier kam .«
    »Aber Ihr seid großartig
gewesen !« widersprach der Prinz, »ich konnte es
einfach nicht glauben, wie Ihr Euch durch eine Sackgasse nach der anderen
durchgearbeitet und wenn nötig sogar Mauern eingerissen habt. Ihr habt Euch von
Eurem Kurs nicht abbringen lassen, sondern seid wie das Schicksal geradewegs
auf die Wahrheit zugesteuert. Schließlich blieb mir keine andere Wahl, als zu
versuchen, Euch umzubringen .«
    Er warf den Kopf zurück und
lachte mit der alten Wärme und Liebenswürdigkeit.
    »Ich hätte wissen müssen,
daß ein Mann, der es wagt, mit seinem Bewußtsein die Hölle zu durchqueren,
schwerer umzubringen ist als der Steinerne Affe.« Er neigte den Kopf in meine
Richtung. »Du auch, Ochse. Du warst ein toter Mann, sobald ich dich zu meinem
widerwärtigen Ahnen führte. Statt dessen wirst du mit Sicherheit einen Platz in
den Annalen von P'u Sung-ling, dem Registrator Seltsamer Dinge, finden .«
    »Da wir gerade vom
Lachenden Prinzen

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