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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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zusammen! Also, Folgendes, Leute: Ruft die Miliz! Die sollen fünf Mofas mit Maschinengewehren losschicken und den Professor fangen. Und vergesst nicht zu sagen: Der ist nicht allein! Da wär’ noch so ’n langer, karierter Typ … Der Zwicker zeigt ’nen Sprung … Und dann noch ein fetter, schwarzer Kater … Ich durchsuch’ jetzt erst mal das Gribojedow … Der ist nämlich hier, ich kann ihn schon riechen!
    So langsam geriet Iwan aus der Fassung: Er schubste alle, schwenkte die Kerze, sich selber mit Wachs bekleckernd, und warf einen Blick unter jedes Tischchen. Nun aber fiel das Wort: »Einen Arzt!« – und irgendein fleischiges, sanftes Gesicht, wohlgenährt und glattrasiert, mit einer Hornbrille, tauchte auf.

    – Genosse Besdomny –, sprach das Gesicht mit Huldigungsstimme, – nur ruhig Blut! Sie sind durcheinander und schuld daran ist der Tod unsres allseits hochgeschätzten Michail Alexandrowitsch … Ach was! Einfach nur Mischa Berlioz. Wir können das nur zu gut verstehen. Sie brauchen Ruhe. Die Kollegen bringen Sie jetzt ins Bett, und dort finden Sie Schlaf …
    – Du –, fiel Iwan ihm grienend ins Wort, – willst nicht kapieren, dass es drum geht, den Professor zu fangen? Kommst mir stattdessen mit all dem Quark, du blöder Affe?
    – Genosse Besdomny, verschonen Sie mich –, sprach das Gesicht, rot angelaufen, weichend und voller Reue darüber, dass es sich überhaupt erst eingemischt hatte.
    – Nein, nix da. Wen auch immer, aber dich verschone ich nicht –, sagte Iwan Nikolajewitsch mit gedämpftem Hass.
    Ein Krampf durchzuckte ihn, rasch nahm er die Kerze aus der Linken in die Rechte, holte weit aus und patschte dem teilnahmsvollen Gesicht eins übers Ohr.
    Da hatten sie endlich den glorreichen Einfall, sich auf Iwan zu stürzen – und sie stürzten sich auf Iwan. Die Kerze ging aus, das Gesicht verlor seine Brille, die gleich zertrampelt wurde. Iwan stieß ein entsetzliches Kampfgeheul aus (das zu jedermanns heimlicher Lust und Freude noch auf dem Boulevard zu hören war) und leistete heftigsten Widerstand. Es schepperte das Besteck, das von den Tischen herunterfiel, es schrien die Frauen.
    Und während die Kellner den Dichter mit Handtüchern fesselten, redete in der Garderobe der Käptn der Brigg mit dem Portier:
    – Er kommt also her in Unterwäsche? –, fragte kühl der Pirat.
    – Ja nun, Archibald Archibaldowitsch –, verteidigte sich kleinmütig der Portier, – denen kann ich unmöglich den Zutritt verwehren, die sind doch Mitglied der Massolit …
    – Er kommt also her in Unterwäsche? –, wiederholte die Frage der Pirat.
    – Haben Sie Mitleid, Archibald Archibaldowitsch –, sprachder Portier mit tiefrotem Gesicht, – was hätt’ ich denn tut sollen? Ich seh’ doch selbst: Es sind Damen auf der Veranda …
    – Lass die Damen gefälligst aus dem Spiel, den Damen ist das ziemlich egal –, entgegnete ihm der Pirat und zerfraß den Portier mit den Augen, – doch der Miliz ist das nicht egal! In Unterwäsche kann ein Mann nur in einem Fall durch Moskau spazieren – und zwar: in Begleitung der Miliz. Und selbst das nur mit einem einzigen Ziel – und zwar: zur nächsten Milizstation! Und du als Portier solltest wissen: Bekommst du so einen Mann zu sehen, lässt du nicht eine Sekunde verstreichen, ziehst sofort deine Trillerpfeife und bläst Alarm! Hörst du? Hörst du, wie’s auf der Veranda jetzt zugeht?
    Und der Portier, bereits völlig meschugge, hörte ein lauter werdendes Johlen, weibliches Kreischen und Tellergeklirr.
    – Was tu ich bloß mit einem wie dir? –, fragte der Filibuster.
    Das Gesicht des Portiers wirkte plötzlich typhös, die Pupillen leblos und fahl. Und vor ihm das schwarze gescheitelte Haar überzog sich auf einmal mit flammender Seide. Frack und Krawatte waren verschwunden, doch hinter dem Ledergürtel erschien der Kolben einer Muskete. Schon baumelte der Portier an der Vormastrah. Seine Augen sahen die eigene Zunge heraushängen, den eigenen Kopf schlaff auf die Schulter fallen. Und außenbords vernahm er sogar das Plätschern der Wellen. Die Knie des Portiers drohten einzuknicken. Da ließ der Filibuster von ihm ab, den brennenden Blick ein wenig drosselnd.
    – Sieh zu, Nikolai! Ein letztes Mal! Solche Portiers können mir geschenkt bleiben. Werd’ doch Küster in einer Kirche. – Der Käptn sprach’s und erteilte sofort klare, genaue und kurze Befehle: – Panteleimon vom Buffet zu mir. Einen Milizmann. Ein Protokoll. Einen Wagen. In

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