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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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beleidigen?«
    Adams Hand zitterte. »Ich beabsichtige keine Beleidigung. Bitte.«
    Zögernd nahm Yves den Brief. Er würde ihn ja nicht abliefern müssen, aber das konnte der andere nicht wissen. Dann sah er Adam genauer an. Der Mann war ein Bild des Elends und hatte unter der Last seiner Schande alle Jugendlichkeit verloren. Wenn es erlaubt wäre, würde er vermutlich hier auf diesem Duellplatz um Verzeihung bitten. Ob er überhaupt in der Lage war, sich angemessen zu verteidigen?
    Roland schüttete die Reste seines Kaffees ins Feuer. »Wollen wir anfangen?«
    Der Arzt nahm ihnen die Mäntel ab. Yves öffnete sein Hemd, um Roland zu zeigen, dass er keinen Schutzschild auf der Brust trug. Adam tat es ihm nach.
    Yves’ Degen war eine gut ausbalancierte Waffe mit scharfer Klinge. Eigentlich war er zum Stoßen gedacht, aber man konnte auch einen tödlichen Schnitt damit anbringen. Großvater Chamard hatte seine Ehre damit angeblich zwölf Mal verteidigt, aber das war zu einer Zeit gewesen, als Duelle unter den Weiden in diesem Park noch ganz alltäglich gewesen waren.
    Roland stellte fest, dass die Degen gleich lang waren, und Yves ließ den seinen ein oder zwei Mal durch die Luft zischen, um sein Handgelenk anzuwärmen. Adam machte sich ebenfalls mit dem Gewicht des Degens vertraut und bewegte Schultern und Arme.
    Yves kannte seinen Gegner. In ihrer Jugend war Adam faul und undiszipliniert gewesen, kein echter Gegenpart für Yves, wenn sie gelegentlich beim Waffenmeister gegeneinander gekämpft hatten. Adam hatte keinen einzigen Kampf jemals gegen ihn gewonnen, und Yves erwartete nicht, dass sich seine Fähigkeiten seitdem verbessert hatten.
    Vielleicht hatte Adam gedacht, Marcel wäre ihm eher ebenbürtig, aber da täuschte er sich. Wenn es überhaupt einen Unterschied zwischen ihnen gab, dann war Marcel, der sich immer hinter seiner scheinbar sorglosen Nonchalance verbarg, eher ein besserer Fechter als sein Bruder. Adam, der arme Irre, hatte Glück, dass Marcel heute früh sicher in seinem Bett lag.
    Roland holte einen Silberdollar aus der Tasche, warf ihn, fing ihn in der Luft und warf ihn auf seinen Handrücken. »Monsieur?«
    »Kopf.«
    Roland nahm die Hand weg. Zahl. »Adam, Sie haben die Platzwahl.«
    Adam betrachtete den Einfallswinkel der Sonne, die Windrichtung. Mit einer Geste, die an einen alten Ritter erinnerte, ging er zur Mitte der Wiese und stellte sich mit dem Gesicht zur Sonne auf.
    Roland stellte Yves so auf, dass die Spitzen der beiden ausgestreckten Degen noch zwei Fuß Abstand zwischen sich hatten. Yves beobachtete, wie schnell Adam atmete, obwohl der Kampf noch gar nicht begonnen hatte. Offensichtlich hatte er Angst.
    Er wusste, was Adam nicht wissen konnte: Adam würde dieses Duell überleben. Er war genug bestraft mit seiner Angst und mit der Aussicht, zu sterben. Aber Yves hatte die Absicht, genau diese Strafe noch zu verlängern, indem er ein wenig mit ihm spielte.
    Sie hielten die Degen bereit, und Yves blickte Adam einschüchternd in die Augen. »En garde«, sagte er leise. Adams Blick verriet nicht die stählernen Nerven eines Duellanten, sondern die hoffnungslose Entschlossenheit, zu tun, was getan werden musste. Er war überhaupt nicht fähig, ein Duell durchzustehen.
    Roland wartete auf ihr beiderseitiges Nicken, dann rief er: »Allez!«
    Adam eröffnete aggressiv mit einer Balestra und einem Sprung nach vorn, den Yves ohne Schwierigkeiten abwehrte. Yves konterte mit einem eigenen Angriff, und die Klingen sangen, während sie Maß nahmen. Die Wiese lag still unter dem Blitzen und Klingen der Degen.
    Adam hatte ein vollkommen steifes Handgelenk.
    Die Klingen glitten aneinander vorbei, Metall kreischte auf Metall, und Adams Klinge kratzte der Länge nach an Yves Degen herunter. Yves machte sich los und tippte mit der Spitze seiner Waffe auf Adams offenen Hemdsärmel, wobei er sorgfältig darauf achtete, ihn nicht zu ritzen. Sobald Blut zu sehen war, würde das Duell abgebrochen, und dafür war es noch zu früh.
    Adam ging vorsichtig zwei Schritte zurück. Yves rückte nach. Adam versuchte ein Contre-Dégagement, um Yves’ Drängen abzuwehren, aber Yves ließ sich nicht täuschen.
    Der Schweiß lief ihm von der Stirn, aber im Innern blieb er kühl, und das jahrelange Training half ihm, den Kampf unter Kontrolle zu halten. Er forderte Adam, zog sich zurück und wechselte immer wieder den Rhythmus, um Adam auf diese Weise aus dem Gleichgewicht zu bringen und in der Defensive zu

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