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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Kaum
angekommen begibt sich Liam auf sein Zimmer. Nur auf Nachfragen von
mir, hat er mit mir gesprochen, sonst hat er seit Beginn des Abends
nicht mehr das Wort an mich gerichtet.
    Ich
gehe zu Liams Zimmertür und ich höre ein bekanntes, ratterndes
Geräusch. Er scheint Akten zu vernichten. Ich klopfe an die Tür.
    „Ja,
bitte.”, sagt er von innen und ich trete ein. Ich sehe wir er mit
den vier Ordnern vor dem Aktenvernichter sitzt und Seite um Seite aus
den Ordnern herausreißt, um sie anschließend komplett zu
vernichten. Sein Gesicht verzieht keine Miene, während er das tut.
Ich betrachte ihn nur kurz und sage
    „Übertage
gut, Liam, wenn du fertig bist. Morgen wird wieder ein wichtiger
Arbeitstag.”.
    „Das
werde ich, Herr Lancaster, Ihnen auch eine gute Ruhe.“ und widmet
sich weiter konzentriert der Vernichtung seiner geliebten Sammlung.
    Ich
schließe seine Zimmertür wieder und begebe mich selbst in mein
Schlafgemach. Ich atme den vertrauten Duft und fühle mich eigentlich
ganz gut. Ich freue mich auf morgen und auf die Sichtung der
anliegenden Aufträge meiner Kunden. Ich habe das Gefühl, wieder
ausgeglichener zu sein.

Ernüchterung

    Ich
sitze in meinem Büro. Nora bringt mir alle Unterlagen, die ich
benötige, um die letzten drei Wochen aufzuholen; fast fühle ich
mich innerlich schlecht, dass ich mir überhaupt Freizeit gegönnt
habe. Ein stetiger Arbeitstrieb in mir verbietet eigentlich solche
Aussetzer.
    Als
Erstes fällt mir auf, dass Liam in seinen zehn Nächten, die er von
zuhause gearbeitet hat, wirklich unseren Gewinn gesteigert hat. Der
Akiro-Deal öffnet uns den asiatischen Markt, so dass Anleger, also
meine Kunden, auch dort die besten Angebote nutzen können. Wenn Liam
doch nur nicht so emotional gewesen wäre, dann könnte ich ihn glatt
zum zweiten Geschäftsführer machen.
    Ich
bin sehr zufrieden und überlege, mein Unternehmen zu vergrößern,
um noch mehr menschliche Geldgeber miteinbeziehen zu können.
    Da
klopft es an meiner Tür.
    „Herein.“,
Liam tritt ein und sein Gesicht sieht nicht besonders erfreut aus. Er
hat Unterlagen in der Hand und kommt direkt auf meinen Schreibtisch
zu, ohne sich hinzusetzen. Er reicht mir den Ordner mit den Worten
    „Wir
haben noch mehr Kunden verloren, kleine Fische, aber es summiert
sich. Frau Kolbhöfer war fleißig.“.
    Ich
kneife die Augenbrauen etwas zornig zusammen und sehe mir die Daten
an. Tatsächlich, diese impertinente Person, dieses unwürdige Blut
hat weiter meine Kunden abgeworben! Ich frage mich, ob sie gezielt
nur meine Geldgeber umstimmt oder auch anderen Finanzinstituten die
Kunden klaut. Trotz meiner Absicht, von meinen destruktiven Verhalten
abzulassen, kann ich einfach nicht anders. Das innere Gefühl der
Schmach, der Schande, von so einer niederen Person denunziert zu
werden, bringt meine Pläne ins Wanken. Rache ist unabdingbar, um das
Gefüge der Macht wieder herzustellen. Wütend blicke ich zu Liam.
    „Das
kann ich nicht weiter dulden... wir lassen den vorherigen Plan fallen
Liam, ich werde mich persönlich um sie kümmern!”. Liam sieht mich
kurz an, scheint zu überlegen, was es wohl bedeuten könnte, wenn
ich mich darum kümmere, nickt dann aber schließlich.
    „Soll
ich Ihnen meine Nachforschungsergebnisse bringen, Herr Lancaster?“.
    „Natürlich,
Liam... und dann möchte ich, dass du dich raushältst, als Küken
ist das Ganze doch zu heikel für dich. Aber ich sage nur Eines, dies
waren die letzten Kunden, die Frau Kolbhöfer je jemand anderen
entrissen hat!”.
    Sie
muss hart dafür bestraft werden!
    Während
ich darauf warte, dass Liam die Ergebnisse zu dieser unwürdigen
Person aus seinem Büro holt, telefoniere ich bereits mit meinem
Nosferatu-Kontakt. Ich will alles, aber auch wirklich alles zu dieser
Marlene wissen. Wann sie speist, mit wem sie redet, ihre Hobbies, ihr
Verhalten, einfach alles. Und diese Informationen will ich möglichst
schnell, am besten noch heute Nacht. Auch wenn mein Telefonpartner
von dieser Arbeitsflut nicht gerade begeistert scheint, stimmt ihn
aber mein Geldangebot friedlich. Er bittet sich vier Stunden aus, um
sicher sein zu können, dass ihm keine Details entgehen. Nosferatu,
er weiß sicher genau, was meine Absichten sind, doch ihr
gewissenloser Charakter zeigt sich immer im Glanz des Geldes. Wie
berechenbar.
    Liam
kommt zurück, reicht mir die Unterlagen.
    „Liam,
ich werde heute Nacht keine Zeit finden meine Klientel zu betreuen,
ich würde es begrüßen, wenn du dich

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