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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Capitán sich, das Bein anzuschauen. In den Regenrinnen gurren Krummschnabelschwalben, Helmud gurrt zurück. Riggs hat das Feuer geschürt und ist Ausrüstung holen gegangen. Früher hat der Kamin bis in den dritten Stock gereicht, doch die oberen Stockwerke sind weg, und auf dem Erdgeschoss sitzt ein neues Dach, eine abenteuerliche, krumme und schiefe Konstruktion, die in einer Ecke komplett eingestürzt ist. El Capitán sieht zu, wie der Rauch in den Kaminresten aufsteigt und davongeweht wird, wie sich die Asche mit den flatternden Schneeflocken vermischt.
    Wilda schläft. Sie liegt auf einer Pritsche in der Ecke, wo das Dach dicht ist. Alles ist ruhig, selbst die Leute draußen in den Zelten halten den Mund. Doch bis er irgendwas von Pressia und Bradwell hört, wird El Capitán nicht schlafen können. Darce hatte schon einen Suchtrupp losgeschickt, als El Capitán eingetroffen ist, und er hat sofort einen weiteren abkommandiert, der von Fignan geführt wird. Jetzt ist er das reinste Nervenbündel, und er kann nicht mal auf und ab gehen, um die Angst abzuschütteln.
    Riggs kommt zurück, mit einem Krug Alkohol und frischen Bandagen.
    »Habt ihr keinen, der wenigstens ein bisschen Ahnung von Medizin hat?«, fragt El Capitán.
    »Sie haben mich geschickt.«
    El Capitán seufzt, Helmud seufzt auch, während Riggs in die Knie geht und die blutigen Streifen von Helmuds Hemd von der Wade wickelt.
    »Wie sieht’s aus?«, fragt El Capitán. »Eitert’s schon?«
    »Dunkelrot angeschwollen, etwas Eiter.« Riggs hebt den Krug. »Gleich tut’s weh.«
    »Hab schon Schlimmeres erlebt.«
    »Schlimmeres«, sagt Helmud.
    »Aber beeil dich, okay?«
    Der Alkohol lässt jeden einzelnen Stich aufflammen. El Capitán atmet scharf ein, Helmud macht es ihm nach – aus Mitleid?
    Schnell wickelt Riggs die Wunde wieder ein.
    El Capitán lehnt sich zurück und lässt sich von Helmud stützen. »Riggs?«
    »Ja, Sir?«
    »Was weißt du über mich? Wer bin ich für dich?«
    »Weiß nicht, Sir.«
    »Natürlich weißt du es. Was sagen die Leute über mich?«
    »Alles Mögliche. Aber das spielt keine Rolle. Du bist ein Anführer.«
    Er denkt an Pressia. Sie hat beim Schornstein auf Bradwell gewartet. Hätte sie auch auf El Capitán gewartet? Hätten sie das verdient gehabt, Helmud und er? »Ich glaube, es ist nicht ganz unwichtig, was die Leute über mich denken«, erklärt er. »Es könnte wichtig sein.«
    El Capitán starrt durch das Loch im Dach. Was ist Schnee, was ist Asche? Beide sind grau und federleicht und wirbeln in der Luft umher. Von hier aus kann er keinen Unterschied erkennen.

PRESSIA
Eis
    Pressias Ohr schmiegt sich an Bradwells Brust. Ihr Kopf liegt schwer auf seinem Körper, sie hört seinen schwachen Herzschlag. Wie eine träge, in Stoff eingewickelte Uhr. Er atmet kaum noch. Sein Arm ist von ihrem Rücken gerutscht und hängt schlaff auf den Boden. Als sie den Arm näher heranzieht, entdeckt sie eine schuppige Eisschicht auf der Haut. Der Schnee lässt auch ihren eigenen Arm glitzern, eine dünne neue Haut aus schimmernden weißen Kristallen. Ihre Stimme ist verstummt. Dicke Schneeflocken haben sich auf ihre Wimpern gelegt. Sie will die Augen schließen. Sie will mit Bradwell unter einer grauen Decke aus Schnee verschwinden. Von grauer Spitze begraben werden.
    Ihre Atemzüge bringen ihr kaum noch Luft. Sie ist müde. Es ist dunkel. »Gute Nacht«, flüstert sie und weiß, dass sie damit vielleicht ihre letzten Worte gesprochen hat.
    Ihre Augen werden schwer, zu schwer, um sie noch offenzuhalten. Als sie die Augen schließt, ist ihr klar, dass sie nicht einschläft. Sondern stirbt. Denn zwischen den Bäumen blitzen helle Lichtstrahlen. Die Geistermädchen … sie sind zu Engeln geworden … und der schwebende Schnee trägt ihre Stimmen an Pressias Ohr …

TEIL II

PARTRIDGE
Sauber
    Er wird nie wieder rein sein. Das ist nicht möglich. Aber sie können ihn säubern, und so wird das gemacht.
    Bluttransfusionen, Knochenmarktransplantationen, ein Ansturm neuer Zellen. Seine Mumienform wartet auf ihn – eine widerstandsfähige Leichtbaukonstruktion, die nun sogar besser passt, da er kräftiger geworden ist. Stundenlang verschwindet sein Körper in der Form. Nur in Sachen Verhaltenscodierung kommt man immer noch nicht voran. Sie versuchen es mit neuen Strategien, neuartigen Techniken, aber nichts funktioniert. Sie haben es mit einer Packung aus kalten, nassen Laken probiert, sie haben ihn gekühlt und fixiert.

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