Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
Vom Netzwerk:
führt zu den umgekippten, verrußten Überresten eines geziegelten Torbogens. Sie schlängelt sich durch buckelige Bäume zu zwei verkrümmten Torpfosten, zu den Streben eines zerschlagenen Gewächshauses, zu verwilderten, wuchernden Hecken mit seltsam flauschigen Stängeln, die im Frühling verpestete, aber verlockende Beeren tragen, und zu sprödem Efeu am Mauerwerk, dem im Sommer gelbe Blüten mit gezackten, messerscharfen Blättern und verzweigten, knorrigen Fruchtständen wachsen, die El Capitán immer an dreiköpfige Babys erinnern. Auf diesem Ort liegt ein Fluch.
    Wilda bleibt stehen und zeigt mit der Taschenlampe auf einen bestimmten Punkt im Unterholz.
    Auf El Capitáns Befehl hält Riggs inne. Sie befinden sich am Waldrand. »Was ist los?«, fragt El Capitán.
    »Weiß nicht«, erwidert Riggs. »Irgendwas macht ihr Angst.«
    »Wilda«, sagt El Capitán. »Was ist?«
    Das Mädchen bückt sich und legt den Kopf schief, um tiefer ins Dickicht spähen zu können.
    »Zurück, Wilda«, flüstert El Capitán. »Ganz langsam.«
    Sie hört nicht auf ihn, sondern streckt die Hand aus, um irgendetwas anzufassen.
    »Nicht!«, brüllt El Capitán.
    Mit einem Fauchen greift das Wildschwein an.
    Die Taschenlampe landet auf dem Boden, Wilda reißt die Hand zurück und fällt nach hinten. Und der Keiler, der das Fell eines Kojoten hat, springt auf ihre magere Brust.
    El Capitán stößt Riggs zur Seite und schwingt das Gewehr nach vorne, doch im selben Moment wechselt eine blasse Eule in den Sturzflug und zieht ihm die Flügel über den Kopf. Riggs ist zwei Schritte entfernt, El Capitán kann sich nicht mehr an ihm festhalten. Er kippt nach vorne und fängt sich mit dem schlechten Bein ab. Das Bein knickt ein, ein Schuss löst sich und bohrt sich in den Boden.
    Wildas Schrei, ein Kreischen wie eine Trillerpfeife, scheint den pelzigen Keiler zu verwirren. Er blickt argwöhnisch auf und hält die gummiartige Schnauze in die Luft. Dann reißt er das Maul auf, zeigt die scharfen Fangzähne und lässt ein widerwärtiges Quieken los.
    El Capitán muss sich in Position bringen, er muss noch einmal feuern. Doch als er sich auf einen Baum stützt, weiß er, dass es wahrscheinlich schon zu spät ist. Der Keiler wird Wilda umbringen. Die beißen immer sofort nach der Halsschlagader. Wilda wird hier im Wald sterben, unter seinem Schutz. Er hat Pressia versprochen, sie zum Vorposten zu bringen. Er hat versagt.
    Plötzlich kippt der Keiler mit einem jämmerlichen, beleidigten Brüllen nach vorne. Aus einem winzigen Einschussloch in seinem fleischigen Oberschenkel strömt Blut. Er ist bestimmt nicht tot – so eine Wunde kann ihn gar nicht umbringen. Doch eine Sekunde später bricht er zusammen.
    Wilda ist starr vor Angst. Sie blickt ins Leere, als würde die Bestie noch immer auf ihr kauern, um jeden Moment zuzuschnappen. El Capitán kriecht zu ihr und legt ihr die Hand unters Kinn. »Alles ist gut. Es ist vorbei.«
    Doch über ihnen kreisen noch immer blasse Eulen. Als eine abtaucht, holt Riggs sie mit einem kräftigen Schwinger vom Himmel.
    Hastig tastet El Capitán nach der Taschenlampe, während er versucht, die Eulen von Wilda fernzuhalten. Er packt das Mädchen, drückt es an sich und richtet den Lichtkegel auf den Keiler. Dünne Blutfäden marmorieren seine Lende, doch seine Rippen heben und senken sich noch. Er hat ein Betäubungsmittel abbekommen. Aber was hat überhaupt auf ihn geschossen?
    Als eine Eule Helmud attackiert, hat El Capitán endgültig genug. Er lässt die Taschenlampe fallen, wirft sich auf den Rücken, sodass er seinen Bruder unter sich begräbt, und feuert. Einige Eulen stürzen als blutige Federknäuel vom Himmel, andere zischen in die Bäume.
    Bald liegen sie zwischen lauter toten Vögeln. Das Licht der Lampe verliert sich auf der harten Erde.
    »Scheiße, was hat da auf den Keiler geschossen?«, keucht El Capitán.
    »Scheiße, was?«, sagt Helmud.
    Da surrt eine Blackbox auf den beleuchteten Fleck Erde – wie in den Lichtkegel eines Scheinwerfers.
    » Du warst das?«, fragt El Capitán.
    Fignans Lichter tanzen auf und ab. Er nickt.
    Die Box hat es bis hierhergeschafft – das ist ein gutes Zeichen. El Capitán atmet tief ein. Er traut sich kaum, die Frage zu stellen, so viele Hoffnungen macht er sich auf einmal. »Sind Pressia und Bradwell noch am Leben?«
    Fignan rührt sich nicht. Er weiß es nicht.

LYDA
Drahtkäfig
    Lyda klettert zurück in den Rahmen des Messinghimmelbetts und rollt sich so eng

Weitere Kostenlose Bücher