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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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volle Wange. Sie brauchen einen Erlöser und Retter, Erlöser und Rächer, Erlöser und Retter. Sie jagen und streunen an diesen Gestaden, an diesen Gestaden für alle Zeit. Ein weiteres Auge mit einer traurig gehobenen, besorgten Braue. Gespitzte Lippen, als wollten sie etwas sagen.
    Bradwell atmet röchelnd ein und aus. Doch Pressia kommt es vor, als würden die Mädchen atmen. Sie atmen ein: Will . Sie atmen aus: Ux. Er ist ihr Mörder. Er hat sie getötet. Die Wände füllen sich mit ihren Gesichtern. Der Raum füllt sich mit ihrem Atem.
    Will.
    Ux.
    Will.
    Ux.
    Pressia dreht sich um – Fignan hockt vor ihren Füßen. Walrond hat betont, dass er Willux’ Denken kannte. Um das Geheimnis zu entschlüsseln, muss man den Menschen Willux kennen, den Massenmörder. Und um den Mörder dieser Mädchen und eines großen Teils der Weltbevölkerung kennenzulernen, muss man sich in sein Hirn einschleichen.
    Will.
    Ux.
    Pressia muss seine Gedanken denken, in seiner Spur gehen, seine Atemzüge atmen.
    Will , flüstern die Mädchen im Chor, ux .

LYDA
Neun
    Lyda schläft in Feldbett Nummer neun auf der rechten Seite. Sie sind in einem neuen Unterschlupf, in einem neuen Zimmer – nur für den Übergang, denn die Mütter ziehen ständig umher. Doch Lydas Nummer ist keine Übergangslösung. Auch im nächsten Lager wird sie die Nummer neun sein, ob in einer Reihe Paletten auf dem Boden oder in einer Reihe von Körpern, die sich in einem Erdloch aneinanderdrängen. Vielleicht sogar in einer Reihe Gräber.
    Warum Nummer neun? Die Mütter haben ihr das neunte Feldbett zugeteilt, nachdem sie gefunden wurde; es hatte einer Mutter gehört, die in der Schlacht an der U-Bahn gefallen war. Lyda findet es grausam, ihren Platz zu übernehmen. Es fällt ihr schwer, hier zu liegen, zu spüren, wie ihr Herzschlag die Bettfedern vibrieren lässt, und zu wissen, dass es der Herzschlag einer anderen sein sollte. Aber es ist, wie es ist. Die Mütter glauben an Ordnung.
    Es ist Nacht. Im Zimmer ist es dunkel, doch ein paar unruhige Kinder stemmen sich noch gegen den Schlaf. Lyda hört, wie sie um Wasser bitten, wie die Mütter summen und Abendgebete murmeln. Geflüsterte Beschwörungsformeln, die ihr normalerweise beim Einschlafen helfen.
    Aber heute wird sie nicht schlafen – man hat ihr gesagt, dass sie endlich Illia besuchen darf. Seit ihrer Rückkehr hat sie jeden Tag darum gebeten, doch es hieß, Illias Zustand habe sich verschlechtert. Sie stehe unter Quarantäne.
    Aber jetzt wird Lydas Wunsch gewährt, denn Illias Körper klammert sich kaum noch ans Leben. »Ihre Seelenhülle ist zerschlissen«, hat Mutter Hestra ihr erklärt. »Ihre Zeit kommt.«
    Lyda legt den Kopf auf das Kissen, das sie mit Freedle teilt. Er wurde ihr anvertraut, als sie eingetroffen ist, sie soll ihn für Pressia aufbewahren. Wenn er mit den Flügeln schlägt, knarrt es leise, aber er ist immer noch flink unterwegs. Sie streichelt seinen Kopf.
    Als kleines Kind hat sie ihr Kissen mit einem Stoffmarienkäfer geteilt. Sie musste sich selbst ins Bett bringen; ihre Mutter hielt sich an eine Erziehungsmethode, die besagte, dass Eltern nicht angerannt kommen sollten, wenn ihre Kinder nachts schrien. Jetzt wimmelt es um sie herum von Müttern. Sie fühlt sich gut, sicher. Doch sie hat sich ihren Platz in der Gruppe hart erarbeitet. Ihre müden Muskeln schmerzen. Sie lernt, mit Dartpfeilen zu zielen – die entscheidende Drehung des Handgelenks. Sie übt, Dusts und Bestien auszuweiden, sie hat Erde aus einem neu angelegten Höhlenbau geschafft. Sie hat Wurzeln ausgegraben und die Strünke für die nächste Mahlzeit geschält, tief über den Eimer gebeugt.
    Unterdessen versucht sie, nicht an Partridge zu denken. Die Mütter haben ihr beigebracht, dass Männer eine Schwäche sind, dass sie die Liebe der Frauen unweigerlich verraten. Natürlich ist Partridge kein Toter, er gehört nicht zu den Männern, die die Mütter von ganzem Herzen hassen. Aber Lyda bemüht sich dennoch, ihn nicht zu sehr zu vermissen – sein Gesicht, seine Haut, seinen Blick, wenn er sie ansieht. Je stärker sie hofft, ihn wiederzusehen, desto mehr hat sie zu verlieren.
    Die Tür öffnet sich, Licht flutet das Zimmer, und Mutter Hestra flüstert ihren Namen. Lyda tätschelt Freedle den Rücken und rennt zur Tür.
    »Es ist so weit«, sagt Mutter Hestra und führt sie den Flur hinunter in einen kleinen Raum. Ich muss Illia von der Blackbox erzählen , denkt Lyda, vom Samen der Wahrheit .
    Illia ist

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