Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Memoiren 1902 - 1945

Memoiren 1902 - 1945

Titel: Memoiren 1902 - 1945 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
Vom Netzwerk:
dieser Loge in vielen Zeitungen erschien, wohl mit ein Grund, warum man mich eingeladen hatte.
      Als sich das Theater verdunkelte und das Orchester einsetzte, fühlte ich erschrocken, wie Goebbels seine Hand unter mein Kleid schob, mein Knie berührte und den Oberschenkel hinauffahren wollte. Empört hielt ich blitzschnell seine Hand an, ich konnte sie nicht zerkratzen, da der Stoff des Kleides dazwischenlag. Was für ein geschmackloser Kerl war dieser Mann.
      Am liebsten wäre ich in der Pause weggegangen, aber ich fürchtete einen Skandal. So blieb ich bei Magda Goebbels, die, wie sie mir anvertraute, wieder ein Baby erwartete. Auch erzählte sie in naiv wirkender Ahnungslosigkeit, wieviel sie für ihr Aussehen tun müßte, um neben den schönen Schauspielerinnen, die ihren Mann umschwärmten, bestehen zu können. In ganz Deutschland waren die Liebeseskapaden ihres Mannes Tagesgespräch.
      Arme Magda Goebbels, dachte ich, sie weiß nicht, daß sie mit einem Teufel verheiratet ist.

    Olympia

    I n meinem Kopf spukte noch immer die «Penthesilea», aber ich fühlte mich noch nicht reif genug, um so ein gigantisches Filmprojekt zu verwirklichen. Ich beschäftigte mich mit verschiedenen Filmthemen, wie «Gustav Adolfs Page», nach Conrad Ferdinand Meyer, «Michael Kohlhaas», die eindrucksvollste aller Erzählungen Kleists, und dem «Leben der Druse», wie E. A. Reinhardt es beschrieben hat.
      Um körperlich fit zu bleiben, ging ich jeden zweiten Tag ins Sportstadion im Grunewald und trainierte verschiedene leichtathletische Disziplinen. Ich fühlte mich gut in Form und bereitete mich auf das silberne Sportabzeichen vor.
      Ich übte gerade Hochsprung, da kam auf mich ein Mann mittleren Alters zu.
      «Diem», stellte er sich vor. Es war Professor Dr. Carl Diem, Generalsekretär des Organisationskomitees für die XI. Olympischen Spiele, die in einem Jahr auf diesem Gelände stattfinden sollten. «Fräulein Riefenstahl, ich habe ein Attentat auf Sie vor!» sagte er mit verbindlichem Lächeln. Ich klopfte mir den Sand der Hochsprunggrube von den Beinen und fragte: «Ein Attentat? Was meinen Sie damit?»
      «Ich habe eine Idee», sagte Diem, «es ist meine Aufgabe, die Olympischen Spiele in Berlin vorzubereiten, und ich möchte sie mit einem großen Fackellauf quer durch Europa, vom alten Olympia in Griechenland bis zum neuen Olympia in Berlin einleiten. Es soll eine schöne Olympiade werden, und es wäre jammerschade, wenn wir das nicht im Film festhalten würden. Sie sind eine große Künstlerin, Sie verstehen viel vom Sport, Sie haben mit Ihrem ‹Triumph des Willens› ein Meisterwerk geschaffen, als einen Film ohne Handlung - einen solchen Film müssen Sie auch über die Olympiade machen!»
      Erschrocken hob ich die Hände.
      Nie mehr wollte ich einen Dokumentarfilm machen, das hatte ich mir geschworen. «Unmöglich», sagte ich.
      Aber Diem ließ nicht locker. Er war als Organisator und Vorstand der Deutschen Sportbehörde für Leichtathletik ein hartnäckiger diplomatischer Mann. Er sagte, wie wichtig es sei, die Olympische Idee zu verfilmen. Ich konnte mir im ersten Augenblick aber kaum vorstellen, wie man aus mehr als 100 Wettkämpfen einen Film machen könnte.
      Diem: «Natürlich können nicht alle Kämpfe gezeigt werden, viel wichtiger ist es, die Olympische Idee zum Ausdruck zu bringen. «Bisher», sagte ich, «gab es, soviel ich weiß, noch nie einen Film über eine Sommer-Olympiade. Auch der Versuch der Amerikaner, die Spiele 1932 in Los Angeles zu verfilmen, hat trotz großen Aufwandes zu nichts geführt, mehr als ein Lehrfilm ist daraus nicht geworden. Dabei hatte ein so berühmter Regisseur wie Dupont den mißglückten Versuch gemacht. Sie erinnern sich an ‹Varieté› mit Jannings und Lya de Putti? Das war ein Film von Dupont.» Dann erzählte ich Professor Diem auch ein wenig von den großen Schwierigkeiten, die ich beim Parteitagfilm mit dem «Promi» gehabt hatte. «Letzten En des», sagte ich, «untersteht doch alles wieder Dr. Goebbels. Ich würde in jedem Fall jede Menge Arger bekommen.
      Dazu Diem: «Das glaube ich nicht. Bei den Olympischen Spielen ist das IOC Hausherr. Niemand kann ohne seine Erlaubnis die KampfStätten und das Olympische Dorf betreten. Nur das Komitee kann erlauben, daß im Inneren des Stadions Kameras arbeiten. Selbst die Wochenschauen dürfen nur vom Zuschauerraum aus filmen. Aber der Präsident des IOC, der Schweizer Otto Mayer, würde

Weitere Kostenlose Bücher