Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
Vom Netzwerk:
guten Vorschuß erhielt, unterschrieb ich den Vertrag. Er verpflichtete sich, das Buch bis spätestens in zwei Jahren herauszubringen. Ich hatte nur die Bilder zur Verfügung zu stellen, die Texte sollte ein Ghostwriter nach Bandgesprächen schreiben, die ich mit Christian Röthlingshöfer, einem jungen Schriftsteller, führen sollte, den Bechtle dafür verpflichtet hatte.
      Das Arbeiten mit Röthlingshöfer war angenehm. Fast täglich kam ich mit ihm zusammen. Damals war mir noch alles sehr lebendig in Erinnerung, stundenlang konnte ich erzählen. Mein Verleger war von den Berichten so begeistert, daß er immer mehr wissen wollte und mich bat, so ausführlich wie möglich zu erzählen. Er versprach sich einen so großen Erfolg, daß er vorhatte, zwei Bücher zu publizieren. Zuerst nur ein Textbuch mit Werkfotos und ein Jahr später einen anspruchsvollen Bildband, der allerdings, wie er sagte, wegen der hohen Herstellungskosten nur mit internationaler Beteiligung realisiert werden könnte.
      Die von einigen Ghostwritern geschriebenen Versuchskapitel gefielen Bechtle nicht. Er bat mich, ein Kapitel zu versuchen. Es
gefiel ihm so gut, daß er mich überreden konnte, den ganzen Text selbst zu schreiben.
      Ich beschloß, diese Arbeit außerhalb der Stadt zu machen. Ady Vogel und Winnie Markus stellten mir eine Jagdhütte zur Verfügung, sie befand sich in der Nähe von Fuschl. In dieser so naturverbundenen Atmosphäre und völligen Abgeschiedenheit fiel mir das Schreiben nicht schwer. Als ich nach sieben Wochen die Hütte verließ, war nicht nur meine Arbeit beendet, ich konnte auch meinen Arm wieder schmerzfrei bewegen. 247 Seiten hatte ich geschrieben und war gespannt, was Dr. Bechtle dazu sagen würde.
      Ich erlebte eine Enttäuschung. Noch bevor Bechtle mein Manuskript gelesen hatte, teilte er mir mit, er hätte sich alles anders überlegt. Plötzlich wollte er nur noch den Bildband, für den er bloß
    100 Textseiten benötigte. Auch sollte das geänderte Manuskript keine persönlichen Erlebnisse mehr enthalten, nur sachliche Informationen über die Nuba.
      Ich fiel, wie man so sagt, aus allen Wolken. Das war eine unglaubliche Zumutung. Es war Bechtles ausdrücklicher Wunsch gewesen, soviel als möglich über meine persönlichen Expeditions-Erlebnisse zu schreiben. Vier Monate hatte ich für den Verlag umsonst gearbeitet.
      Dieser extreme Sinneswechsel meines Verlegers mußte eine Ursache haben, die ich auch bald erfuhr. Stefan Lorant, der bekannte Schriftsteller, einer meiner Freunde in Amerika, hatte mir für den Bildband den New Yorker Verlag «Abrahams» als Co-Partner empfohlen. Als Dr. Bechtle sich an diesen Verlag wandte, erhielt er eine brüske Absage. Das hat auf ihn wie eine kalte Dusche gewirkt. Er wurde verunsichert, allein konnte er den Bildband nicht finanzieren. Nach einiger Zeit teilte er mir mit, der Bildband könnte vorläufig nicht erscheinen.
      Wieder ein Rückschlag. Aber ich wollte mich nicht entmutigen lassen. Internationale Bildmagazine hatten mich um Tieraufnahmen gebeten. Ich beschloß, mit Horst in Ostafrika zu fotografieren.

    Foto-Safari in Ostafrika

    W ie einfach ist es heute, nach Nairobi oder Mombasa zu fliegen! Vor 16 Jahren war dies, wenn man einen Charterflug gebucht hatte, noch nicht so bequem. Um den Beginn dieser Reise authentisch zu schildern, zitiere ich den ersten Brief, den ich nach meiner Ankunft in Malindi, am Indischen Ozean, an meine Inge schrieb:

                                               Malindi, 11. Nov. 1970 Liebe Inge,
       dies ist der erste Gruß, den wir Dir senden, und wahrscheinlich auch der letzte, da ich möglichst alles Schreiben vermeiden möchte. Grund ist, daß mir dieses Mal Afrika nicht so zu bekommen scheint. Ich war mit den Nerven so ziemlich am Ende, so daß Sonne und Meer eher schaden als nutzen. Unsere Reise hierher war eine ein zige Strapaze. Du weißt ja, daß wir bis zur letzten Stunde durchar beiten mußten und hofften, uns im Flugzeug ausruhen zu können. Aber es gab stundenlange Verspätungen, und der Flug war eine Qual. Die Sitze waren so eng, daß der Körper wie in einer Zange eingezwängt war. Horst mußte seine langen Beine verkrampft un ter meinen Sitz zwängen. Erst nach Mitternacht erreichten wir Mom basa, wo wir übermüdet ewig lange stehen mußten, bis die Paßkontrolle und das Durchschleusen des Gepäcks erledigt war. Aber auch dann gab es noch nicht die so sehr

Weitere Kostenlose Bücher