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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Parteitagfilm hat Frau Riefenstahl mit Entschiedenheit abgelehnt
    und erst auf unwiderrufliche Bestimmung Hitlers hin ausgeführt. Es fehlte ihr die
    Absicht oder auch nur das Bewußtsein, die Arbeit als Propagandaarbeit für die
    NSDAP durchzuführen. Die Aufgabe, die ihr gestellt wurde, zielte gar nicht auf
    Herstellung eines Propagandafilms, sondern auf die eines Dokumentarfilms. Daß
    sich der Film nachher als ein wirksames Propagandamittel für den Nationalsozia
    lismus erwies und von der Partei ausgewertet wurde, kann der Herstellerin nicht
    als Schuld zugerechnet werden. Dieser Film wurde auch vor dem Ausbruch des
    letzten Krieges im Ausland nicht als Propagandafilm angesehen, wie es die
    verschiedenen hohen Auszeichnungen beweisen, mit denen internationale Preisge
    richte den Film bewerteten. So z. B. die Verleihung der Goldmedaille bei der
    Weltausteilung 1937 in Paris. Es muß auch darauf hingewiesen werden, daß z. Zt.
    als der Parteitagfilm gedreht wurde, die Judengesetze noch nicht erlassen waren
    und die bekannten Judenpogrome noch nicht stattgefunden hatten. Auch die
    Kriegsvorbereitungen Hitlers waren damals für Außenstehende noch nicht erkenn
    bar, der wahre Charakter der ‹Bewegung› noch verschleiert. Auch eine schuldhafte
    Förderung der NS-Gewaltherrschaft kann deshalb nicht erkannt werden. Es wider
    sprach den Tatsachen, daß Frau Riefenstahl ‹unstreitig Propagandistin› der natio
    nalsozialistischen Lehren gewesen sei. Sie hat zudem bis in die letzte Zeit
    Freundschaft im Verkehr mit Juden aufrechterhalten und hat auch während der NS
    Herrschaft Nichtarier bei ihrer Filmarbeit beschäftigt und Naziverfolgte unterstützt.
    Der Hitlergruß war in ihrem Betrieb nicht üblich.»
      Die französische Militärregierung protestierte ein zweites Mal mit der Begründung, die Einstufung in die Gruppe der «Vom Gesetz nicht Betroffenen» entspreche nicht dem Gesetz. So mußte das Badische Staatskommissariat mich ein halbes Jahr später ohne mein Beisein als Mitläuferin einstufen. Das war mir auch sympathischer.
      Von den vielen eidesstattlichen Erklärungen, die ich der Spruchkammer vorlegen konnte, war wohl die Ungewöhnlichste die von Ernst Jäger. Seit er mich 1939 in New York so schmählich im Stich ließ, hatte ich außer den Presse-Pamphleten, die er über mich verfaßt hatte, nichts mehr von ihm gehört. Als ich nun nach neun Jahren seinen Brief las, stand ich vor einem Rätsel. Wie konnte jemand, der mir so mitgespielt, der meinen Namen für üble Geldgeschäfte mißbraucht hatte, jetzt mit solchem Nachdruck für mich eintreten? In seiner eidesstattlichen Erklärung, die er mir ohne Aufforderung zusandte, schrieb er:

    Hollywood 28,
    1385 North Ridgewood Place
    11. Juli 1948
    Ich, Endunterzeichneter Ernst Jäger, wohnhaft in Hollywood, erkläre hiermit in
    Sachen der Entnazifizierung von Frau Leni Riefenstahl-Jacob an Eidesstatt:
      Ich kenne Frau Riefenstahl seit 20 Jahren. Als früherer Chefredakteur des Berliner «Film-Kurier» hatte ich reichlich Gelegenheit, ihren einzigartigen Aufstieg als die bedeutendste Gestalterin des Films in der Welt zu verfolgen. Wahrend der Jahre des Nazi-Regimes von 1933 bis 1938, als ich mit ihr nach Amerika fuhr, hatte ich noch intimere Einblicke in ihre Person und ihr Schaffen, da ich mit allen ihren während dieser Zeit entstandenen Filmen in irgendeiner Form verbunden war.
    Wegen angeblich allzu verherrlichender Artikel über Hollywood, die ich 1935
    in Deutschland veröffentlichte, wurde ich auf Lebenszeit aus der Pressekammer
    ausgeschlossen, mein Bann erschien in vielen Zeitungen. Frau Riefenstahl hat von
    diesem Bann nicht nur Kenntnis genommen, sondern ihm lange Jahre getrotzt. Sie
    tat dies nicht, weil sie sich irgendwelche Vorteile von meiner Feder erwartete,
    sondern aus innerem Protest, wie in meinem Fall so in vielen anderen. Es würde
    Seiten füllen, wie Frau Riefenstahl mich stets veranlaßte, auch für andere unter
    ähnlichem Bann stehende Schriftsteller einzutreten und ihnen materiell zu helfen.
    Große Geldsummen hat Frau Riefenstahl dafür ausgeworfen, obwohl sie privatim
    selbst in jenen Zeiten keineswegs im Gelde «schwamm». Vor der ganzen Welt
    kann ich ihre Einstellung für und nicht gegen Juden, Franzosen, Techniker,
    Arbeiter, Beamte und Künstler beweisen; habe ich doch viele Jahre lang eine Art
    Tagebuch über ihre Persönlichkeit und ihre Künstlerschaft geführt. Daß sie ihren
    jüdischen Arzt behielt, wissen nur

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