Memoiren 1945 - 1987
1948 fand der Prozeß im Landgericht München 1, vor der 9. Zivilkammer, statt. Leider nicht gegen Luis Trenker, er hatte es vorgezogen, in Italien zu bleiben. In damaliger Zeit war es Deutschen noch nicht erlaubt, gegen Ausländer zu prozessieren. So konnte der Prozeß vorläufig nur gegen den «Oympiaverlag» in Zirndorf bei Nürnberg geführt werden, der mit der Veröffentlichung des gefälschten Eva Braun-Tagebuches in seiner Zeitschrift «Wochenende» begonnen hatte.
Dieser Prozeß wurde eine Sensation. Schon in wenigen Stunden konnte Dr. Gritschneder den Beweis der Fälschung erbringen, so daß das Gericht noch am selben Tag eine Einstweilige Verfügung gegen den Verlag erwirken konnte. Die Beweise, die der Anwalt vorlegte, waren so unwiderlegbar, daß auch der Verlag keinen Einspruch erhob. Auch ich gewann als Nebenklägerin meinen Prozeß.
Das angebliche Tagebuch, das Trenker von Eva Braun in Kitzbühel erhalten haben will, bestand aus 96 Schreibmaschinenseiten, ohne eine einzige Korrektur. Nicht einmal die Unterschrift von Eva Braun war handschriftlich erfolgt. Von dem Text, den nach Trenkers Angaben Eva Braun geschrieben haben soll, einige Kostproben:
«Für die Gäste hatte Dr. Ley, der Führer der Arbeiterfront, einen erlesenen Spaß
vorbereitet. Ein Stier wurde mehrere Tage lang, ehe die Gäste eintrafen, der
glühenden Sommerhitze ausgesetzt, ohne auch nur einen einzigen Tropfen Wasser
zu erhalten. Dann, am Samstag Nachmittag, wurde das Tier auf einen abgezäunten
schattigen Platz geführt und nun wurden ihm unbegrenzte Mengen von Wasser
zugeführt. Der Stier, dessen Intelligenz anscheinend seiner Kraft nicht entsprach,
begann wie ein Fisch zu trinken und bald stellte sich die von Ley geplante
Wirkung ein: Die Gedärme des Tieres platzten und vor einer amüsierten Zu
schauerschaft ging es in Stücke. Besonders Hitler und Himmler fanden den Einfall
‹originell›.»
Eine köstliche Entdeckung des Anwalts Dr. Beinhardt war, daß er Teile des Eva Braun-Tagebuchs als Plagiat der 1913 erschienenen Enthüllungen der Gräfin Larisch-Wallersee über den Wiener Hof nachweisen konnte.
Ganze Passagen des Buches der Gräfin Larisch wurden fast wörtlich übernommen. Ein anderes Beispiel aus dem «Tagebuch»:
«Die Cremes, die er mir geschickt hat, scheinen gut zu sein — zweimal
wöchentlich eine Gesichtsauflage aus rohem Kalbfleisch und einmal wöchentlich
ein Vollbad in warmem Olivenöl. Wie ungern habe ich mich zum Beispiel an die
Lederwäsche gewöhnt, wie er (Hitler) sie haben wollte.»
Fast synchron dazu der Text aus dem Buch der Gräfin Larisch:
«Kaiserin Elisabeth war auf keine bestimmte Gesichtspflege eingeschworen,
gelegentlich trug sie nachts eine Maske, die innen mit rohem Kalbfleisch gefüllt
war, die Kaiserin nahm oft warme Olivenbäder. Sie liebte dichtanschmiegende
Hemden, ihre Beinkleider waren im Winter aus Leder ...»
So gäbe es noch viele Beispiele anzuführen. Einige Stellen des Tagebuchs betrafen mich:
Seite 9, Abs. 2
«Gestern war das Haus voller Gäste, die meisten davon mußten allerdings nach
dem frühen Nachtmahl wieder nach Berchtesgaden zurück. Einige blieben, darun
ter Leni. Wir haben uns nicht gesehen. Sie weiß nicht, daß wir uns heute hier
treffen. Mir hat er (Hitler) verboten, runterzugehen. Ich muß im Schlafzimmer
warten, im Nachthemd, bis er kommt. Ob sie jetzt unten die Nackttänze aufführt,
von denen immer wieder die Rede ist und bei denen ich nie dabei sein darf, weil
ich ‹ein kleines Mädchen bin› und sie ‹die heimliche Königin›? Ich muß immer an
die Leni denken. ‹Sie schimpft über die Leute›, sagte er mir, ‹und das gefällt mir
gar nicht.› Aber irgendwie ist er doch fasziniert von ihr und ich weiß nicht, ob sie
mich nicht eines Tages aussticht —»
Eine andere Passage auf Seite 19, 1. Abs. lautet:
«Zum ersten Mal haben wir ernsthaft über Leni gesprochen. Bisher hat er immer
nur gelächelt, wenn ich da was herauskriegen wollte. Jetzt sagt er nur: ‹Aber sie ist
eine große Künstlerin und ein bedeutender Mensch.› Von mir aus, wenn sie ihn
sonst nur in Ruhe läßt. ‹Als Frau ist sie mir gleichgültig›, behauptet er und jetzt
glaub ichs ihm auch. Es kann nicht zu Intimitäten zwischen ihnen gekommen
sein. Ich fragte ihn, ob sie einen schönen Körper hat. ‹Ja›, sagte er daraufhin
nachdenklich, als wenn er sich erst besinnen müßte, ‹sie hat einen schönen
Weitere Kostenlose Bücher