Memoiren 1945 - 1987
großen Fertigteilen langsam über die Baumgipfel schwenkte und sie dann zentimetergenau auf die inzwischen gebaute Kellerdecke stellte. Nur zwei Tage benötigten die Leute von «Huf». Am Abend des zweiten Tages konnten wir das Richtfest feiern, ein ereignisreicher und glücklicher Tag für mich — und wieder an meinem Geburtstag.
Bis ich aber einziehen konnte, verging noch viel Zeit. Die Fertigstellung des Nuba-Films mußte ich wieder verschieben, da die Arbeitsräume erst eingebaut werden mußten. Zum Glück hatte ich nicht nur an Horst eine gute Hilfe, sondern auch an dem sehr begabten jungen Architekten Josef Strobel, der mir bei der Einrichtung der Innenräume behilflich war. Bevor diese Arbeiten beendet waren, geschah ein Unglück. Beim Skilaufen erlitt ich einen Oberschenkelhalsbruch. Ich fuhr in St. Moritz von der Corviglia auf einer eisigen Piste hinunter ins Tal, ein Ski blieb an einem Stein hängen, und ich stürzte auf eine vereiste Felsplatte. Schon nach einer Stunde lag ich auf dem Operationstisch in der Unfallklinik von Dr. Gut. Als ich aus der Narkose erwachte, war ich noch optimistisch, die Operation war gut verlaufen. Ich hatte kein künstliches Gelenk erhalten, der Bruch konnte genagelt werden. Deshalb nahm ich den Unfall nicht so tragisch, gewöhnte mich schnell an die Krücken und durfte auch bald die Klinik verlassen, um in München weiterbehandelt zu werden. Die Röntgenaufnahmen vier Wochen nach dem Unfall zeigten, daß alles einwandfrei verheilt war. Täglich machte ich in einem Schwimmbecken Krankengymnastik, die Beweglichkeit wurde besser, aber die Schmerzen ließen nicht nach — manchmal waren sie unerträglich. Langsam wurde ich besorgt. Die schweren Schmerzmittel machten mich müde und erschwerten meine Arbeit. Als die Beschwerden nach drei Monaten noch immer anhielten, verordnete mir der Arzt eine Kur in Montegrotto. Vier Wochen wurde ich mit Fangopackungen, Thermalbädern und Heilgymnastik behandelt, aber die Schmerzen waren schlimmer als vorher. Ich mußte, so hart es war, lernen, mit ihnen zu leben. Alle orthopädischen Ärzte, die ich aufsuchte, sagten dasselbe — der Knochen sei einwandfrei verheilt. Aber die Ursache der Schmerzen, besonders heftig in Hüfte und Oberschenkel, konnte niemand feststellen. Vielleicht, sagten die Ärzte, ist es die Bandscheibe, vielleicht Rheuma, vielleicht sind es auch die Nerven, oder — oder ... Schmerzfrei war ich nur noch beim Schwimmen. Deshalb hoffte ich, tauchen zu können, und flog mit Horst und unserer Film- und Fotoausrüstung nach San Salvador, einer Insel in den Bahamas, mit herrlichen Tauchgründen.
Glücklicherweise hatte ich beim Tauchen keine Schmerzen. Sobald ich aber aus dem Wasser kam, konnte ich nur noch humpeln. Das wurde ein Problem. In der Hoffnung, bald wieder gesund und schmerzfrei zu sein, hatte ich mich für zwei Filme verpflichtet, für eine japanische und eine englische Produktion. Die Aufnahmen sollten nun in San Salvador gemacht werden. Ich hatte mir unmöglich vorstellen können, daß ich acht Monate nach der Operation noch so große Beschwerden haben könnte, da im allgemeinen Patienten mit einer Hüftoperation nach zwei Monaten schmerzfrei sind. Meine Bemühungen, die Filmteams von ihrem Vorhaben abzuhalten, verliefen erfolglos. Zuerst kamen die Japaner aus Tokio angeflogen. Sieben an der Zahl, darunter wieder «meine Noriko». Sie hatte inzwischen einen deutschen Wissenschaftler geheiratet und lebte nun in München.
So gut es ging, mußte ich mich bemühen, die Aufnahmen zu ermöglichen. Soweit sie sich «unter» Wasser abspielten, war es problemlos, wenigstens für mich, schwieriger dagegen war es für den Kameramann mit dem damals noch riesigen Ungetüm eines Unterwassergehäuses. Sie hatten es aus Japan für ihre Video-Kamera hierhertransportiert. Mit Hilfe Horsts und einiger Taucher kamen die Aufnahmen, die wegen der Strömung nicht ganz einfach waren, zustande. Schwieriger war es für mich, wenn ich, der Tonkamera folgend, den Strand entlangschlendern und dabei aus meinem Leben erzählen sollte. Jeder Schritt war eine Qual. Die Japaner waren aber so verständnisvoll, daß ich ihnen nichts abschlagen konnte.
Kaum waren sie abgereist, erschienen die Engländer. Jeanne Solomon, die Produzentin von CBS NEWS, war eine junge, attraktive und energische Frau. Sie hatte ein Filmporträt für die in den USA bekannte TV-Sendung «60 Minutes» von mir herzustellen. Mein Gesprächspartner war Dan
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