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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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unwahren Geschmacklosigkeiten. Ich kann es mir nicht versagen, daraus einiges wiederzugeben:
      «Was ist aus ihr geworden? Viereinhalbzimmerwohnung, 13 Uhr, Leni Riefenstahl hat ein seidenes Nachthemd an. Sie liegt im Bett. Eine Leinwand hängt am Fenster. Da projiziert sie ihre Dias. Auch jetzt. Sie arbeitet immer. Hitlers Filmerin ist Fotografin geworden. Aber was für eine. Die großen Illustrierten der Welt drucken ihre Fotos, weil sie unglaublich schön sind. Neger fotografiert sie. Stolze, große, schöne Neger mit ungewöhnlich großen Geschlechtsteilen. Hinter dem Bett ist ein riesiger Gardinenvorhang. Dahinter ihr großes Film- und Fotoarchiv. Ungewöhnlich auch der Mann an ihrer Seite, 40 Jahre jünger, also 34 Jahre jung. Er heißt Horst Kettner und ist ein Riese von einem Mann, 1,90 Meter lang ...
    ‹Warum arbeiten Sie noch so viel?›
    ‹Ich habe kein Vermögen, keine Rente, wohne nur zur Miete ...›
    Und jetzt erzählt Leni Riefenstahl von ihrem Traum.
      ‹Ich will ein Häuschen haben, klein, mit Garten, was mir gehört — und wo mir niemand kündigen kann.› Sie sagt das mit 74 Jahren. Ein Alter, in dem die meisten an ein anderes Grundstück denken — drei mal zwei Quadratmeter, mit einem Stein darauf ... Wir suchen ein Foto aus, das sie zeigt, wie sie ist. Eine Frau mit 74. Mit gefärbten Locken. Mehr ist nicht drin.»
      Menschen, die meine Filme und Bildbände kennen, werden sich kaum vorstellen können, daß ich ein Typ bin, der Journalisten im Nachthemd und Bett empfängt — wieder einmal war alles erfunden. Sollte ich die Zeitung verklagen? Ich war der vielen Prozesse, die ich gezwungen war zu führen, müde geworden, auch hatte ich dazu weder die Zeit noch das Geld. Aber der Gedanke an ein eigenes Haus, über das in diesem Interview überhaupt nicht gesprochen wurde, ließ mir keine Ruhe mehr. Tag und Nacht grübelte ich, wie ich bei meiner Schuldenlast dennoch zu einem Grundstück und einem Haus kommen könnte. Ich hatte hohe Schulden, ich hatte aber auch große Werte: Die Urheberrechte an meinen Filmen, Bildbänden und Fotos und das noch ungeschnittene Filmmaterial mehrerer Sudan-Expeditionen. Vielleicht könnte ich diese Werte verpfänden. Es ging mir wie einem Schachspieler, der nichts anderes denken kann als an die Züge, die er machen muß, um sein Spiel zu gewinnen.
      Noch bevor ich eine Idee hatte, wie ich mir die Mittel verschaffen könnte, schaute ich mir in München eine Ausstellung von Fertighäusern an. Schon nach wenigen Minuten fand ich ein Haus, es war das erste, das ich sah, und auch das einzige, das mir gefiel — ein Haus der Firma «Huf» mit vielen Glasfenstern und viel Holz.
      «Dieses Haus — und kein anderes möchte ich haben», sagte ich zu Horst. Es erinnerte mich in den Innenräumen mit ihren weißen Wandflächen und dunklem Holz an japanische Architektur.
      Zu einem Haus gehört aber auch ein Grundstück, und das zu finden war schwieriger. Wochenlang suchte ich danach — es sah ziemlich hoffnungslos aus. Entweder waren sie viel zu teuer oder hatten eine ungünstige Lage, vor allem sollten auf dem Grundstück viele Bäume sein.
      Im November 1977 — auch dieser Tag ist in meinem Kalender rot angestrichen — fand ich den Platz, wie ich ihn mir erträumt
hatte. Nur knapp 35 Kilometer von München entfernt. Ich stand vor einer grünen Wiese, die von herrlichen Buchen, Fichten, Birken und Eschen umrahmt war. Der schönste Baum aber war eine riesige Eiche, zweihundertfünfzig Jahre alt, in die ich mich verliebte. Hier, dachte ich, würde ich gern meinen Lebensabend beschließen und vielleicht eines Tages, mit Blick auf diesen wunderschönen Baum, meine Memoiren schreiben.

    Ein folgenschwerer Unfall

    D ie Finanzierung gelang. In der Zwischenzeit waren die «Korallengärten» erschienen, in Deutschland und gleichzeitig in den Vereinigten Staaten, Frankreich, England und Italien. Ein weiterer Bildband mit meinen Afrikafotos sollte folgen. Das war eine große Hilfe, aber nicht genug. Am wichtigsten war, ob meine Freunde, denen ich große Darlehen schuldete, mir ein Stillhalteabkommen gewähren würden, und glücklicherweise sagten sie es zu.
      Es war Juni geworden, als wir auf meiner Wiese, die mit tausenden von Gänseblümchen übersät war, standen, um den Platz für das Haus zu bestimmen. Der große Tag, an dem mein «Haus an der Eiche» aufgestellt werden sollte, kam. Es war ein aufregender Augenblick, als der riesige Kran mit den

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