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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Geschenke — so viele, daß ich sie allein nicht hätte tragen können. Überwältigt von soviel Wärme und Herzlichkeit, verließ ich Tokio.

    Wenn man Geburtstag hat

    S chon einen Tag nach meiner Ankunft hatte ich mit Imre Kusztrich ein mehrstündiges Interview für die «Bunte» und dann jeden Tag ein anderes. Auch mit Peter Schule, unserem Begleiter auf der letzten Sudan-Expedition, der den Bericht für GEO schrieb und für den «stern» eine Kurzbiographie über mich verfassen sollte. Warum plötzlich so viel Interesse auch in Deutschland? Ein Geburtstag stand bevor, ich sollte fünfundsiebzig werden. Ein schrecklicher Gedanke. Ich hatte nie Zeit gehabt, über mein Alter nachzudenken. Da der Wirbel immer schlimmer wurde und mich das ziemlich erschöpfte, beschloß ich, noch vor dem unvermeidlichen Fest eine Woche nach Lenggries zu Professor Block zu gehen. In der Atmosphäre seines Hauses habe ich mich bei jeder Kur so wohl gefühlt.
      Der List-Verlag, für den ich meinen dritten Bildband «Korallengärten», die erste Publikation meiner Tauchergebnisse, vorbereitete, hatte in der Stuckvilla eine glanzvolle Geburtstagsparty arrangiert. Robert Schäfers Ansprache bewegte mich sehr, wie dieser Abend überhaupt in meinem nicht sehr glücklichen Leben ein unvergeßliches Ereignis war. Sehr berührt war ich, als ich unter den Gästen meinen ältesten Verehrer entdeckte, den nun 80jährigen Professor Qkajima, meinen Brieffreund, der aus Tokio gekommen war und mir in Kopie alle Briefe als Geschenk übergab, die er im Laufe der vergangenen 45 Jahre von mir erhalten hatte. Diese Brieffreundschaft begann schon 1932, als er «Das blaue Licht» gesehen hatte und ich seitdem durch ihn fast jeden Monat in den Besitz der schönsten japanischen Briefmarken kam, an denen ich mich wahrscheinlich erst, wenn ich einmal Rentnerin sein darf, so richtig erfreuen kann.
      Mein unruhiges, abenteuerliches Leben ließ mir keine Zeit für Dinge, die nicht mit meinen verschiedenen Arbeiten in Zusammenhang standen. Ein Privatleben hatte ich kaum noch. Um so mehr genoß ich diesen Tag. Gelöst von allen Problemen, konnte ich mit Freunden, von denen ich einige seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, beisammen sein. Viele fragten mich, wie es mit den «Memoiren» steht. In letzter Zeit hatte ich wieder mehrere lohnende Vorschläge erhalten, nicht nur aus dem Ausland, sondern sogar aus Deutschland. Die Versuchung war groß, aber der Preis war hoch — alles aufgeben müssen, was ich gern machte, das Tauchen, die Arbeit mit der Kamera und viel mehr als das — meine Freiheit. Schon von Kindheit an war Freiheit für mich das Wichtigste im Leben. Lieber auf alle Ansprüche verzichten, aber frei sein. Memoiren? Qualvolle Jahre — diese entsetzlichen Erlebnisse noch einmal durchzuleiden — ein furchterregender Gedanke. Nein, an diesem Tag wollte ich nicht daran denken, wollte alles vergessen. Ich feierte mit meinen Freunden bis zum frühen Morgen.
    Mein großer Wunsch

    S chon seit Jahren wollte ich nicht mehr in der Stadt leben. Das Klima machte mir zu schaffen und nicht weniger die Raumnot in meiner Wohnung. Seit den Afrika-Expeditionen und den Tauchreisen hatte sich so vieles angesammelt, daß ich kaum noch etwas unterbringen konnte. Ich brauchte dringend ein Foto-Studio, eine Dunkelkammer und einen Reproraum für die Layouts meiner Bildbände, die ich in meiner Wohnung machte. Die kleine Küche mußte als Dunkelkammer herhalten, und in dem winzigen Bad wurden die großen Papierabzüge gewässert und getrocknet. Während dieser Arbeiten konnten wir uns nicht einmal Kaffee machen, da über der Heizplatte die Entwicklungsschalen standen. Und kamen Besucher, war es ein Problem, wir mußten erst einmal Bilder und Bücher vom Fußboden wegräumen. So träumte ich schon jahrelang von einem kleinen Studio-Haus, mit Schneide- und Vorführraum — außerhalb der Stadt und möglichst von vielen Bäumen umgeben.
      Daß ich mir diesen Wunsch erfüllen konnte, verdanke ich vor allem, so wunderlich es sein mag, einem bitterbösen Zeitungsbericht, der wenige Tage nach der Rosenbauer-Talkshow in einer vielgelesenen Zeitung unter dem Titel «Was ist aus Ihnen geworden?» erschienen war. Ich habe dem Journalisten und dem Fotografen das erbetene Interview in meiner Wohnung gegeben. Zeuge ist Horst. Als ich das Produkt las, war ich einigermaßen fassungslos. Ich hatte ja schon allerhand erlebt, aber was hier gedruckt war, überstieg alles Bisherige an

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