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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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werden.»
      Das Gespräch endete mit einer Einladung nach Wien, um dort über die beiden Filme zu verhandeln. Was für ein Glück, daß ich dem Rat Otto Lantschners gefolgt war.

    «Die roten Teufel»

    J ahrelang nannte man die Tiroler Skiläufer die «Roten Teufel». Wo immer sie erschienen, waren sie unschlagbar. Meist belegten Sie nicht nur die ersten Plätze, sondern auch die zweiten und die dritten. Ihr Können war seinerzeit so überlegen, daß auch die besten internationalen Rennläufer von ihnen geschlagen wurden.
      Diese roten Teufel waren die Helden des Films. Der Beste von ihnen hieß Michael. Die Grundidee dieses Lustspiels im Schnee ist eine Übertragung der Amazonen-Sage ins Moderne und Komödienhafte. Auch Heinrich von Kleists «Penthesilea» liegt dieser Sage zu Grunde.
      Die Skiamazonen sollten in Blau gekleidet werden — die Farben hatten eine dramaturgische Funktion. Als dritte Farbe kam Gelb hinzu, die italienische Mannschaft, als Konkurrenz der «Roten Teufel». Die Farbimpressionen auf weißem Grund fesselten mich — ich stellte mir eine Symphonie in Farben, Rhythmus und Musik vor — einen olympischen Traum im Schnee. Eine Aufgabe, die mich mit Begeisterung erfüllte. Mit den Autoren des Drehbuchs Harald Reinl und Joachim Bartsch arbeitete ich in dem kleinen Berghaus oberhalb Kitzbühels. Ich hatte mich verpflichtet, die Hälfte des Drehbuchs bis Ende Januar 1953 fertigzustellen.
      Wir schafften es auch. Pünktlich lieferte ich die Arbeit ab. Herr Tischendorf war so beeindruckt, daß ich den Auftrag erhielt, mit den Vorbereitungsarbeiten zu beginnen. Vor allem mußte versucht werden, die Kosten zu begrenzen, da der Film sonst in Deutschland nicht zu finanzieren war. Als Aufnahmeplätze waren Garmisch, Kitzbühel und Arlberg vorgesehen sowie Cervinia, wo man noch in den Sommermonaten Skiaufnahmen machen konnte.
      Das Hauptrisiko bei diesem Film war das Wetter. Darauf hatte ich auch schon im Drehbuch Rücksicht genommen, indem die Massenabfahrten im Schneesturm aufgenommen werden sollten. Ferner beabsichtigte ich, die Atelierbauten im Freien, in Lech am Arlberg, zu erstellen, dann könnte auch bei Schlechtwetterperioden gearbeitet werden.
      Die weltbesten Rennläufer aller Skinationen sollten für den Film verpflichtet werden. Der «Amateurparagraph» setzte die Genehmigung durch das internationale Olympische Komitee voraus. Wir erhielten sie unter der Bedingung, daß den Sportlern nur die Spesen bezahlt würden.
      In Kitzbühel und Garmisch machten wir bei der Internationalen Sportwoche Probeaufnahmen von geeigneten Skifahrern, unter ihnen die bekannten Abfahrtsläufer Molterer und Spieß, die auch Rollen bekommen sollten. Die männliche Hauptrolle sollte der Norweger Marius Erikson übernehmen, sein Bruder Stein, damals einer der besten Skifahrer der Welt, eine weitere. Bogners hatten sie mir empfohlen, sie waren mit ihnen befreundet. Auch waren Maria und Willi Bogner bereit, den Film durch die Einkleidung der mitwirkenden Läufer und Läuferinnen zu unterstützen. Es entwickelte sich alles erstaunlich günstig. Während der Probeaufnahmen in Garmisch begrüßte mich sogar der Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard und wünschte mir Glück zu meinem ersten Film nach dem Krieg.
      Nicht überall brachte man mir ein solches Wohlwollen entgegen. Ich erinnere mich an eine peinliche Situation in St. Anton, wo ich das von Hannes Schneider geleitete Kandahar-Rennen besuchte, um dort einige Rennläufer für unseren Film zu verpflichten. Mein früherer Mann, der sich in der Zwischenzeit als Produktionsleiter
eingearbeitet hatte, begleitete mich. Nach dem Rennen gab es im «Hotel Post» eine Feier, zu der alle eingeladen waren, die bei den bisherigen Kandahar-Rennen Preise erhalten hatten. Auch ich gehörte dazu. Als wir den Saal, in dem die Feier stattfand, betreten wollten, verwehrte uns Hannes Schneider, Leiter der weltberühmten Arlberg Skischule und Partner und Freund in meinen ersten Bergfilmen, den Zutritt. Ohne ein Wort zu erwidern, zog mein Mann mich von der Eingangstür fort.

    Vergleich mit der «Revue»

    D as Erlebnis in St. Anton hatte meine optimistische Stimmung und Arbeitsfreude zerschlagen. Es fiel mir schwer, die anfangs so gut gelungenen Drehbucharbeiten fortzusetzen. Dazu kam, daß meine Gläubiger mich nicht in Ruhe ließen und mich mit Zahlungsbefehlen bombardierten. Das Honorar für das Drehbuch schmolz wie der Schnee in der Sonne.
      Plötzlich stand

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