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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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einfach.»
      Als er mein beunruhigtes Gesicht sah, besänftigte er mich: «Wir werden uns bemühen zu helfen.»
      Dann informierte mich Dr. Kamitz über das Ringen der österreichischen Regierung mit den diversen französischen Dienststellen, auch über die Rechtslage deutschen Eigentums in Österreich. Das Sensationellste: «Tiefland» und mein anderes Filmmaterial befand sich schon seit einer Woche in Wien. Ich war fassungslos. Dann hörte ich den Minister sagen: «Dies wurde erst möglich, nachdem der österreichische Außenminister Dr. Gruber mehrmals in Paris im ‹Quai d’Orsay› interveniert hatte und der österreichische Bundeskanzler, Dr. Figl, sich sogar einschaltete. Erst daraufhin haben sich die Franzosen endlich bereit erklärt, das Filmmaterial, das einen Eisenbahnwaggon füllte, nach Wien zu bringen, allerdings nur unter der Bedingung, daß das Material nicht an Sie ausgehändigt werden dürfe.»
      «Ist es wahr, daß es vernichtet werden muß?» fragte ich zutiefst bestürzt.
      «Noch ist nichts passiert», beruhigte mich Dr. Kamitz. Nun erfuhr ich, warum die Franzosen diese Bedingung stellten und weshalb sie so große Schwierigkeiten machten. Die wichtigste Ursache: Mein Eigentum hätte auf Grund des Kontrollratabkommens zwischen Frankreich und Österreich von den Franzosen überhaupt nicht in Kitzbühel beschlagnahmt werden dürfen. Es erfolgte auch gegen den Befehl der französischen Besatzungsmacht. Es waren Filmoffiziere, die unmittelbar der Sureté unterstanden, die auch rechtswidrig das Geld von unseren Konten abgehoben hatten und auch meine privaten Sachen nach Paris verschleppten. Um einen Skandal in Frankreich zu verhindern, sollte dies verdunkelt werden. Deshalb wurde ich auch immer wieder meiner Freiheit beraubt und in die Irrenanstalt gebracht, wo ich ohne die Einschaltung von Professor Dalsace vielleicht nie mehr herausgekommen wäre. Zuerst versuchten die französischen Filmoffiziere «Tiefland» selbst auszuwerten. Über ein Jahr haben sie an meinem Material herumgeschnitten. Erst als die internationale Rechtslage sich soweit gefestigt hatte, daß die Verletzung der Urheberrechte für sie doch zu heikel wurde, haben sie davon Abstand genommen. Nun fürchteten sie, daß, wenn das Material an mich zurückgegeben wird, festgestellt werden kann, wie viele meiner Filme sie kaputtgemacht oder verkauft haben. Die österreichische Regierung, als Treuhänder deutschen Eigentums, kann außer Schadensersatzansprüchen beim französischen Militärgericht auch Klage wegen Amtsuntreue und Diebstahl erheben. Das fürchteten die französischen Dienststellen. Um dies zu verhindern, versuchten sie eine Übergabe des Materials unmöglich zu machen. Um dies auf legalem Weg zu erreichen, behaupteten sie dem österreichischen Finanzministerium gegenüber, daß nicht ich der Eigentümer von «Tiefland» sei, sondern die NSDAP. Für Staats- und Parteieigentum können die Franzosen eine Verfallserklärung erlassen und dann rechtsmäßig mit dem Material tun, was sie wollen. So war im Augenblick, wie Minister Dr. Kamitz es mir schilderte, die Situation.
      «Können Sie das noch verhindern?»
      «Ich hoffe es», sagte Dr. Kamitz, «die Rechtsabteilung meines Ministeriums beschäftigt sich intensiv damit. Wenn es Ihnen gelingt, den Beweis zu erbringen, daß ‹Tiefland› nicht von der Partei finanziert wurde, können wir die Filme retten.»

      Erleichtert atmete ich auf. «Für den Beweis besitze ich alle Urkunden und Unterlagen», sagte ich. Erst vor kurzem erhielt ich nach einer zehn Monate dauernden Untersuchung des Bayerischen Wiedergutmachungsamts bestätigt, daß in meiner Firma keine Parteigelder vorhanden waren. Ich erzählte dem Minister den Fall von Lantin, der, um geliehenes Material nicht zurückgeben zu müssen, die gleiche Anklage wie die Franzosen gegen mich erhoben hatte. Über einhundert Zeugen waren deshalb noch einmal vernommen worden. Der Minister sagte: «Sie haben aber nicht nur Freunde, sondern auch Feinde. Was sind Ihre Pläne?»
      Ich war froh, auf ein anderes Gesprächsthema zu kommen, und erzählte ihm von den «Roten Teufeln». Das schien Dr. Kamitz zu interessieren, denn er äußerte, dies wäre doch auch ein Stoff für die österreichische Filmindustrie.
      «Ja», sagte ich, «dies wäre eine gute Werbung für den österreichischen Fremdenverkehr. Der größte Teil der Aufnahmen soll an den bekanntesten Wintersportplätzen Österreichs gemacht

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