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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Maschinengewehren abgelöst.
    Aus meinem eingeschränkten Blickwinkel, seitlich am Boden liegend, nahm ich hektische Bewegung im Raum wahr. Navarro mochte irre sein, aber er hatte bereits reichlich bewiesen, dass er auch ein Pragmatiker in Sachen Selbsterhaltung war, und bis sich der Rauch gelichtet hatte, waren er und seine Handlanger bereits durch eine Tür am anderen Ende des Raumes verschwunden.
    Ich verdrehte den Hals, um besser sehen zu können, aber da ich mit dem Gesicht zur Wand lag, konnte ich nichts erkennen. Dann rief eine vertraute Stimme: «Befreit ihn. Die Zielperson ist auf dem Weg zum Haupthaus. Ihm nach.»
    Ein paar Soldaten in voller schwarzer Spezialeinsatz-Montur waren sofort bei mir, und ich fühlte, wie die Gurte sich lösten und der Schlauch langsam aus meinem Hals gezogen wurde. Ich würgte und erbrach das bisschen von dem Gebräu, das bis in meinen Magen gelangt war. Mein Kopf hämmerte. Nachdem sie mir ein paar Sekunden Zeit gelassen hatten, zogen sie mich auf die Füße, und als ich mich umdrehte, stand ich Munro gegenüber.
    «Können Sie weiter?», erkundigte er sich.
    Mein Kopf fühlte sich an, als sei er durch einen riesigen Flipperautomaten gejagt worden.
    «Wie haben Sie uns gefunden?»
    Er winkte ab. «Lange Geschichte.»
    «Alex, Tess – wo sind sie?»
    «Im Haupthaus.»
    Ich fuhr überrascht auf. «Sie sind nicht bei Ihnen?»
    «Sie sind im Haupthaus», wiederholte er mit fester Stimme und etwas langsamer, als hätte ich Schwierigkeiten, die Sprache zu verstehen.
    Ich wurde wütend. «Warum haben Sie sich nicht zuerst um sie gekümmert?»
    «Sie waren gerade kurz davor, hier zu sterben,
amigo
», schoss er zurück. «Und da wollen Sie wirklich meine Entscheidung anzweifeln?»
    Ich starrte ihn finster und ungläubig an, dann fragte ich: «Und wo ist das verdammte Haus?»
    «Folgen Sie mir.» Er zeigte in eine Richtung.
    «Ich brauche eine Waffe.»
    Munro schwenkte seine MP 4 -Maschinenpistole zur Seite, zog seine Glock aus dem Halfter und gab sie mir.
    Als er auf die Tür zusteuerte, fiel mir noch etwas ein.
    «Warten Sie», rief ich. Ich sah mich nach dem Stahlröhrchen um, das Navarro uns gezeigt hatte, aber in meiner Benommenheit konnte ich es nirgends entdecken. Mir blieb nichts anderes übrig, als darauf hinzuweisen.
    «Die Droge. Hier ist irgendwo eine Probe davon.»
    Ich sah mich fieberhaft um, und dann sah ich das Röhrchen unschuldig auf dem Boden liegen.
    Neben Munros Füßen.
    Er erkannte meine Reaktion, folgte meinem Blick und hob es auf. Mit selbstzufriedenem Grinsen steckte er es ein.
    «Los jetzt», rief er und lief in Richtung Haupthaus.
    Ich folgte ihm dicht auf den Fersen.
    Durch einen engen Gang erreichten wir eine alte Treppe, dann waren wir im Freien und sprinteten leicht geduckt einen baumgesäumten Fußweg entlang, der über einen bepflanzten Hof von der Größe eines Footballfeldes zur Hazienda führte. Zur Rechten sah ich mehrere Männer aus Munros Truppe, in eine heftige Schießerei mit Navarros Wachen verwickelt. Letztere feuerten hinter einem Pick-up hervor, während drei von Munros Jungs hinter einem steinernen Wasserbecken in Deckung gegangen waren.
    Munro beachtete sie gar nicht, sondern lief direkt auf das Haus zu.
    Wir waren noch mehr als hundert Meter vom Haupteingang entfernt, als ich Tess herausrennen sah. Ich bemerkte Blut an ihrer Schläfe und Wange, aber ihren Bewegungen nach zu urteilen, war sie nicht ernsthaft verletzt. Bei ihrem Anblick war mir sofort klar, dass Navarro Alex mitgenommen hatte und sie es nicht hatte verhindern können. Ich gestikulierte und rief «In Deckung», und während ich rannte, so schnell ich konnte, ertönte über den Schusslärm hinweg das Geräusch eines Motors, der auf Vollgas beschleunigte. Es kam von hinter einem Gebäude links vom Haus, das aussah wie ein alter Pferdestall, und durch einen Bogengang sah ich einen Jeep davonrasen.
    Navarro. Mit Alex.
    Munro wandte sich zu mir um und zeigte zur anderen Seite des Haupthauses.
    «Ich habe ein paar Quads gesehen, da drüben beim Friedhof.»
    Ehe ich etwas erwidern konnte, hatte er sich schon abgewandt und rannte auf die zerbrochenen Grabsteine zu, die rechts neben dem Haus zu sehen waren. Alles in mir drängte danach, direkt dem Motorengeräusch hinterherzulaufen – wenn wir Navarro und Alex aus den Augen verloren, würden wir sie womöglich nicht wiederfinden. Aber Munro hatte die richtige Entscheidung getroffen. Zu Fuß würden wir den Jeep niemals einholen.

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