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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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alles nur unserer Phantasie entspringt … Das wird keine Rolle spielen. Es ist immer noch ein unglaublich grandioser Trip. Besser als alles, was irgendeine andere Pille bewirkt.»
    Ich erkannte die Logik in dem, was er sagte. Gleichgültig, ob die Droge den Konsumenten Einblick in ihre tatsächlichen früheren Leben gab – vorausgesetzt, es gab so etwas –, sie würde in jedem Fall ziemlich unwiderstehlich sein.
    Dann überraschte mich Stephenson. Er schien nicht so begeistert, wie ich geglaubt hatte.
    «Und es handelt sich im Grunde um was – eine Art psychoaktives Alkaloid?»
    Navarro nickte. «Ja. Aber die genaue Zusammensetzung ist noch immer ein Geheimnis.»
    Stephenson runzelte die Stirn.
    «Was?», fragte Navarro.
    «Wenn sie das bewirkt», sagte Stephenson, «dann können Sie sie nicht so einfach auf die Menschheit loslassen. Sie muss ordentlich erprobt werden. Eine Droge, die im Geist derartige Türen öffnet … die könnte sehr gefährlich sein. Wenn sie tatsächlich den Zugang zu Erfahrungen aus früheren Leben ermöglicht, könnte sie unterdrückte Erinnerungen an diese Leben ans Licht bringen, die besser für immer unterdrückt blieben. Erinnerungen an frühere Leben treten gewöhnlich aufgrund eines Traumas zutage, und sie auszulösen … Diese psycho-spirituellen Offenbarungen könnten einen Menschen zum Entgleisen bringen, ihn, ich weiß nicht, in eine Art vorzeitliches Chaos stürzen. Man könnte zu jemandem werden, der man gar nicht sein will, das Leben könnte zur Hölle werden.»
    Das schien Navarro nicht im mindesten zu beunruhigen. «Es gibt gute und schlechte Trips. Vielen Leuten ist das dennoch lieber als gar kein Trip.»
    Stephenson war sichtlich erschüttert. «Ja, aber das ist ein Trip, der einen Menschen zum geistigen Wrack machen kann.»
    Navarro zuckte die Schultern. «Besteht das Leben nicht aus Entscheidungen?»
    «Das heißt, das alles …», versetzte Stephenson, «Alex … dass Sie mich hergebracht haben … Sie glauben wirklich, so werden Sie an die Formel für diese Droge kommen?»
    «Warum nicht? Er erinnert sich doch sonst an alles.» Navarro hielt das alte Tagebuch hoch. «Eusebios Schriften sind sehr erhellend, was seine Erfahrungen mit der Droge betrifft, aber was er nicht aufgeschrieben hat, ist, wie man das verdammte Zeug herstellt.»
    «Aber McKinnon hat es entdeckt», mischte ich mich wieder ein. «Er hat den Stamm ausfindig gemacht, über den Eusebio geschrieben hat.»
    «Ja. Er war besessen davon. Er hat Jahre damit zugebracht, Eusebios Spur zu verfolgen. Und es ist ihm gelungen.» Navarros Blick wurde hart und eisig. «Und dann sind Sie gekommen und haben ihn getötet. Sie haben ihn mir weggenommen.»
    Ich ließ mich nicht beirren. «Und darum haben Sie Alex entführt.»
    «Ich kann nicht Jahre vergeuden, und McKinnons Eingeborenenstamm wollte nicht gefunden werden. Ich wusste, dass Eusebios Mission im Territorium der Wixáritari lag, das stand in seinem Tagebuch, und von dort aus hat McKinnon seine Spur verfolgt. Der Stamm kam ursprünglich aus den Bergen um San Luis Potosí, und um den
conquistadores
zu entgehen, haben sie ihr Gebiet nach Westen verlagert. Dort hat Eusebio seine Mission gegründet, in Durango. Dann hat der spanische König die Jesuiten zurückgerufen, und die Eingeborenen fanden sich der Gnade der Silberschürfer ausgeliefert, die sie als Sklavenarbeiter ausbeuten wollten. Also haben sie sich wieder übers Land verteilt und in lauter einzelnen kleinen Siedlungen niedergelassen. Ein paar gibt es immer noch. Wir nennen sie heute Huicholen.
    Ich habe ein paar Anthropologen angeheuert, um zu versuchen, McKinnons Spur zu folgen», fuhr er fort. «Wir sind runter in den Süden gegangen und haben mit Huicholen- und Lacandonenstämmen in den Regenwäldern um Chiapas gesprochen – McKinnon sagte, dass er dort auf die Formel gestoßen ist. Wir haben ein paar Eingeborene gefunden, die sich an ihn erinnerten, an sein altes Tagebuch und die Fragen, die er gestellt hat. Und dann wurde die Spur kalt. Wir konnten weder den Stamm finden, bei dem er zuletzt gelebt hat, noch den Schamanen, der ihm gezeigt hat, wie man die Droge herstellt. Wer weiß, vielleicht hat er auch gelogen, was den Ort angeht. Vielleicht hat er sie ganz woanders gefunden. Und alles, was mir blieb, war das hier», sagte er und hielt ein kleines Edelstahlröhrchen mit luftdicht verschlossenem Deckel hoch, etwa so groß wie ein Zigarrenröhrchen. «Die Reste von dem, was McKinnon

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