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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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angewurzelt da und starrten die Erscheinung an, brachten nichts als Ausrufe der Verwunderung heraus. Zwei der Älteren unter ihnen – ein Mann und eine Frau – bekreuzigten sich.
    Dalton überprüfte kurz die Kamera auf dem Stativ, um sicherzugehen, dass sie, was da gerade geschah, noch immer aufzeichnete. Gracie fing seinen Blick auf. «Das ist   … Herrgott, Dalton. Was läuft hier bloß?»
    Er sah nach oben. «Keine Ahnung, aber   … Entweder macht Prince Reklame für seine Comeback-Tournee, oder jemand hat uns den Kaffee mit richtig gutem Shit versetzt.» Typisch Dalton, in jeder Lebenslage hatte er einen Witz auf Lager, aber diesmal klang er anders als sonst. Die Leichtigkeit war aus seinem Tonfall verschwunden.
    Einige der Anwesenden schnappten hörbar nach Luft, und jemand sagte: «Es wird langsamer.» Alle sahen gebannt zu, wie die Erscheinung sich ein letztes Mal verformte.
    Eine Sekunde lang dachte Gracie, ihr Herz würde stehenbleiben. Sie spürte die ängstliche Anspannung in jeder Pore ihres Körpers. Sie wagte es nicht, den Blick abzuwenden, und flüsterte nur stumm: «Herr im Himmel.»
    In den helleren Bereichen breitete sich eine alles verschlingende Dunkelheit aus, bis der ganze Lichtball schwarz und plump aussah. Als hätte jemand aus einem Klumpen Kohle eine Kugel geschnitzt.

KAPITEL 3
    Entsetzen machte sich in der Menge breit. Die Erscheinung hatte all ihren Glanz verloren. Von einer Sekunde zur anderen war sie nicht mehr von fremdartiger Schönheit, sondern wirkte bedrohlich und tot.
    Finch trat dichter an Gracie heran. Beide waren von dem unheimlichen Anblick wie gebannt.
    «Das sieht gar nicht gut aus», sagte er.
    Gracie antwortete nicht. Sie sah zum Steuergerät der Skycam hinunter. Das Bild auf dem kleinen 5-Zoll -LC D-Monitor war sehr klar, trotz des leichten Nebels. Dalton hatte die Skycam einen kleinen Bogen fliegen lassen, damit sie ihnen nicht in die Sichtachse kam. Jetzt, wo die Drohne mehr als den halben Weg zum Schelf geschafft hatte, bekam man einen besseren Eindruck von den Größenverhältnissen. Gegen die fliegende Kamera nahm sich die Erscheinung gigantisch aus, als würde sich eine Ameise einem Elefanten nähern. Etwa eine Minute blieb die Erscheinung in Dunkelheit gehüllt und schwebte drohend über ihnen, dann flammte sie wieder auf, begann erneut zu leuchten, und ihre Umrissezeichneten sich nun, da es hellere und dunklere Bereiche gab, deutlicher ab als zuvor. Ohne jeden Zweifel erkannte man nun, dass es eine Kugel, dass sie unübersehbar dreidimensional war. In ihrem Kern schwebte ein gleißender Ball aus Licht. Um ihn herum standen vier identische helle Ringe, die den äußeren Rand der Kugel berührten. Da sie sich ein wenig zum Schiff hin neigten, wirkten sie wie langgezogene Ovale. Auch die äußere Hülle zeichnete sich hell ab, und vom Kern flossen Lichtstrahlen auswärts, stachen zwischen den Ringen hindurch über die äußere Hülle hinaus, um sich dann zu verlieren. Es war ein hypnotischer Anblick, besonders durch den Kontrast zu dem trüben, grauen Hintergrund.
    Den Menschen auf der Aussichtsplattform stockte der Atem. Sie waren wie elektrisiert, manche weinten. Das Paar, das sich bekreuzigt hatte, hielt einander im Arm und bewegte die Lippen in stillem Gebet. Gracie merkte, wie ihr Körper sich versteifte und ihre Beine taub wurden. Eine verwirrende Mischung aus Euphorie und Furcht durchströmte sie; den anderen schien es ähnlich zu gehen.
    «Auweia», machte Dalton unbehaglich.
    Auch Finch bewegte sich nicht, starrte die Erscheinung nur an. «Bitte sagt, dass ich mir das nur einbilde. Dass da in Wirklichkeit gar nichts ist.»
    «Es ist da», hauchte Gracie. «Definitiv.»
    Sie hob ihr Mikrophon und suchte nach Worten, aber alles andere um sie herum schien zu verblassen, ihre Sinne und Gedanken konzentrierten sich allein auf die Erscheinung. Was hier vor sich ging, entzog sich jedem Verständnis,jeder Definition. Nach einem Moment überwand sie ihre Trance, schaltete ihr Mikrophon wieder ein und wandte sich Richtung Kamera.
    «Ich hoffe, Sie können das hier sehen, Jack, alle hier sind von diesem Anblick gebannt   … Ich kann nicht einmal ansatzweise beschreiben, welche Wirkung die Bilder hier vor Ort haben.» Sie blickte kurz zu Daltons Monitor hinüber. Mit Hilfe seiner Joysticks zoomte er an die Erscheinung heran, bis sie den Bildschirm komplett mit ihrem Strahlen ausfüllte, dann zoomte er wieder weg.
    Gracie drehte sich zu ihm um. Die Skycam

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