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Mensch Hund

Mensch Hund

Titel: Mensch Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Herbst
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sehr genau auf die Gangart, die Haltung und vor allem die Oberschenkel und das Hinterteil von Frau Müller, die zu diesem Festtag ihre engste Hose angezogen hat.
    Naja, vielleicht sehe ich das alles auch nur viel zu eng, und in Wirklichkeit ist es ganz anders.
    Jedenfalls bekommen wir noch ein „sehr gut“ und als Trostpreis ein kleines Schnapsgläschen. Gefüllt wird es abends kaum ausreichen, um uns zu trösten.

    Nachdem um fünf Uhr alle Klamotten, Kinder und Hunde wieder verladen sind und man sich aus dem Parkknäuel entwirrt hat, fährt man geruhsam nach Hause und zieht nochmals Bilanz über diesen gelungenen Ausstellungstag.
    „Immerhin — sehr gut“ und „war doch mal ganz interessant“ oder „ein Vorzüglich hätte man doch vielleicht . . . oder ein kleines CACIB.“ „Naja, nächstes Mal machen wir alles ganz anders.“ „Wir werden üben und trainieren“ und „so eine Bluse hast du doch auch noch!“

    Die hier geschilderte Ausstellung ist sicher nur ein Einzelfall, den unser bösartiger Humor entdeckt hat. Den Namen des Richters verraten wir auch nicht. Denn die Überzahl der Aussteller, Richter und Züchter, da sind wir ganz sicher, nimmt die Sache todernst.

Der Wilderer

    Als Jäger bin ich natürlich sehr daran interessiert, auch die jagdliche Passion meiner Hunde zu fördern, soweit sich diese nicht gerade auf eigene Faust in fremden Revieren zeigt.

    Immense Rechnungen über Maschendraht, Kaninchendraht, Pfosten, Beton und Ketten zeugen dafür, daß ich mich ehrlich bemüht habe, meine Hunde aus dem vor meiner Haustüre gelegenen belgischen Staatsforst zu halten. Schwer verständlich für einen Hund, wo ich doch gerade diesen Wald immer wieder als sehr bequem nahes Übungsrevier benutzt habe.
    Eines Tages war ich also mit Danny an der vierzig Meter langen Feldleine unterwegs, um einen der seltenen Waldhasen aufzuspüren. Die Spurlautprüfung stand vor der Tür, und ich war mir des Zurückkommens auf Pfiff von der warmen Hasenspur nicht ganz sicher. (Wer ist sich beim Beagle schon ganz sicher?)
    Um es kurz zu machen, mein Beagle wurde kaum zwanzig Schritt entfernt eines Hasen sichtig, während mein Blick in die Ferne schweifte. Entsprechend unvorbereitet traf mich dann auch die folgende lauthalse Jagd, und ich fand mich einige Sekunden später an Händen und Beinen von der Feldleine gefesselt wieder, an deren anderem Ende Danny unwirsch dem fetten Hasen nachweinte. Es dauerte etliche Zeit, bis ich Hände, Hund, Leine, Beine im kniehohen Heidekraut sortiert hatte und mich zu einem mageren „so brav, mein Hund“ durchgerungen hatte. Denn tatsächlich zu tadeln war ja nur der Führer.

    Als wir nach diesem Hundenerven aufpeitschenden Erlebnis mit tiefer Nase aufgeregt suchend durch den Fichtenhochwald pirschten, wurde mein Hund mit einem Mal ganz ruhig und verwies einen handtellergroßen Schweiß fleck zwischen zwei Moospolstern.
    Mir gingen die verwirrendsten Gedanken durch den Kopf, denn es war Schonzeit, und ein offizieller jagdlicher Vorgang konnte den Schweiß nicht hervorgerufen haben. Ein Unfall? Hatte sich der Förster beim Auszeichnen mit dem Reißhaken verletzt? Ein grauenhaftes Verbrechen? Oder etwa das frevelhafte Werk eines Wilderers? Die letztere Möglichkeit erschien mir fast noch am sympathischsten und zugleich am wahrscheinlichsten, zumal in der Nähe eine gut angenommene Wildfütterung lag.
    Derweil ich meinen Gedanken nachhing und trotz intensiven Suchens weder Schnitthaar noch sonstige Schußzeichen entdecken konnte, hatte Danny einen Bogen geschlagen und verwies nach zwei Metern ein weiteres, aber winziges Tröpfchen Schweiß. Mit einer leichten Gänsehaut auf dem Rücken entschloß ich mich, der Fährte zu folgen, und mit entsprechendem Zuspruch arbeitete mein Hund sauber weiter. Es ging aus dem Hochwald über einen Graben ins Moor und nach einem großen Bogen wieder in einen alten Bestand.
    Nach etwa 500 Metern — die Verbrechens- und Unfalltheorie hatte ich inzwischen wegen der Sinnlosigkeit des Weges ausgeschlossen — waren wir vor einer kleinen Dickung angelangt, als Danny anfing zu faseln und nicht weiter wollte. Auf mein „Such verwundt“ gab sie mit hoher Nase Laut, ging jedoch nicht in die Dickung hinein.
    Ich umschlug die Dickung — nur Mut, der Wilderer wird schon nicht darin sitzen — aber ohne Ergebnis. Ich setzte den Hund noch zweimal am „Anschuß“ an, und beim dritten Mal gelangten wir endlich in die Dickung hinein und fanden nach etwa fünfzig

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