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Mensch Hund

Mensch Hund

Titel: Mensch Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Herbst
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weg!“ und „Wenn Danny so durch die Gegend hinkt wie gestern, brauchen wir eigentlich erst gar nicht hinzugehen!“ Aber man fährt natürlich doch weiter. Erstens braucht man zur Zucht eine gute Formwertnote auf Ausstellungen, und zweitens ist der eigene Hund sowieso immer der Schönste, und das möchte man doch bitteschön auch mal bestätigt haben.

    Parkplatzsuche, „wo steht denn unsere Box?“, Daffke ist hinter einer frisch manikürten Pudeldame her. Endlich, die eigene Rasse ist gefunden. Freundliche Begrüßung der Hunde und Menschen. „Ihrer sieht ja wieder ganz fantastisch aus!“, hinter vorgehaltener Hand: „Ist ja doch recht fett und unansehnlich geworden!“
    „Was macht Ihr letzter Wurf? Hoffentlich ist alles in Ordnung?“ — Warum müssen nur wir immer das Pech haben? „Ach, Frau Soundso, Sie werden heute wieder den ersten Preis machen, wie Ihr Hund sich präsentiert.“
    Ich hab doch gleich gesagt, wir brauchen gar nicht hinzugehen, denn jetzt fällt mir ein, daß die Großmutter von der Mutter von XY aus der Zucht des Richters stammt. Die Chancen fliehen dahin; aber was soll’s, denn so richtig ernst nehmen wir die Sache scheinbar doch nicht.
    Offensichtlich sieht man uns das an, obwohl wir uns bemühen, das seriöse Gebaren eines strebsamen und erfolgreichen Hundezüchters an den Tag zu legen.

    Die Hunde kommen in die Box. Jetzt gehen wir erstmal durch die Hallen, um die anderen Schönheiten zu betrachten. Denn erstens ist es so deprimierend, dauernd mit der Konkurrenz zusammenzustehen, und zweitens verzichten wir darauf, den letzten Lidstrich aufzutragen und haben deshalb noch etwas Zeit.
    Zwei müde Bassets ziehen bei unserem Beaglegeruch nur einmal kurz mit dem Zeigefinger das rechte Augenlid herunter und sehen sich verstehend an: „ Wie kann man nur, Beagles!“
    Wir bewundern gerade die Gänsehaut eines Löwchens, der seinen eigenen Frisör mitgebracht hat, als von drüben heftiges Gebell abwechselnd mit einem schrillen Schrei ertönt: Stefan bekommt die schokoladenbeschmierte Hand nicht mehr aus dem Boxgitter eines eifrig schleckenden Bärenhundes heraus. Was hilft’s: drehen, ziehen, beruhigen, lecken und nochmals ziehen, zu viert, dann kann er endlich wieder selber an seiner Hand lecken.
    Weiter geht‘s, Kinder jetzt an der Hand, da kommt uns ein mehlgesichtiger Mann entgegen, der bei näherem Hinsehen wie ein weiß angemalter Clown aussieht. Und schon sind wir in den Nebeln der Bobtail-Abteilung verschwunden. Dahingegossen liegen sie auf ihren Tischen und lassen sich bepudern, doch die listigen Äugelchen hinter den Fransen verraten: „Wenn ich gleich fertig bin, muß ich erst mal Gassi und mich mal so richtig im Dreck wälzen.“ Später fängt die Prozedur dann wieder von vorne an.

    „Guck mal Mutti, wie süß!“ Unsere Tochter steht an einem mit Samt ausgeschlagenen Tisch mit Fläschchen, Tübchen, Döschen, Bürstchen und Kämmchen. In der Mitte thront, der Wichtigkeit wohl bewußt, ein kleiner Yorkshire mit Zöpfchen und Schleifchen und einem süßen, kleinen, rosa Schnäuzchen. Kaum sind wir zur Bewunderung angetreten, hops, springt er von seinem Boudoir und setzt mitten in den Gang ein kleines süßes Häufchen hin. Ich stehe schon mit einem Fuß darin, als wir uns entschließen, doch langsam umzukehren und die anderen Hunde später in Ruhe zu betrachten.

    Kaum zurück, sagen Hunde und Kinder, daß sie mal müssen. Also einer die Hunde, einer die Kinder und dann durch das Gewühl die Toiletten gesucht. Später, als Hunde und Kinder dann zur Beruhigung Frolics und Bananen miteinander essen, geht man dann freundlich nickend an den in Grüppchen stehenden Konkurrenten vorbei, schnappt dies und das auf und betrachtet abschätzend die Hunde, die einem gefährlich werden könnten. Frau Meier, Frau Schulze und Frau Müller tuscheln gerade über den Richter und grinsen mich wissend an, als hätten sie schon gewonnen.
    Dann endlich ist es soweit, und unsere Gruppe muß in den Ring. Demütig muß sich jeder Hundeführer vor den Richter niederknien und seinen Hund aufbauen.
    Danny macht ihre Sache ganz gut, aber mit Frau Meier, die ihre dünnste Bluse ohne BH angezogen hat oder mit Frau Schulze, die ihr Pullöverchen bis zum Bauchnabel aufgeknöpft hat, kann sie natürlich nicht konkurrieren. Denn bei mir muß der Richter, wie ich so in meiner gebückten Haltung vor ihm knie, mangels besserer Objekte ja den Hund betrachten. Während des Laufens im Ring achtet der Richter

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