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Mensch Hund

Mensch Hund

Titel: Mensch Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Herbst
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Kaubares befindet. Wenn also alle drei, wie kürzlich geschehen, friedlich auf der Terrasse liegen, und man sie in tiefstem Schlaf wähnt und man läßt in der Küche versehentlich die Tür des Futterschrankes auch nur eine kleine Spalte offen, so kann man wunderbar die Nasenarbeit der Hunde beobachten:
    Danny, unsere erfahrene Hündin, öffnet ein Auge und blinzelt leicht in die Sonne. „Da fehlt doch ein Türenklappen!“ Nase hoch und in Richtung Haus: ein ganz winziger Hauch nach etwas Freßbarem streicht vorbei. Kurz rechts und links geschaut, hoffentlich hat niemand etwas gemerkt, aber der Hauch scheint auch Daffke und Diane nicht verborgen geblieben zu sein. Unauffällig strecken und wie zufällig in Richtung Küche pirschen, leicht geduckt, Nase am Boden, die weiße Schwanzspitze hoch erhoben, geht es in Kiellinie auf Kriegspfad. Zunächst jedoch nur bis ins Wohnzimmer. „Achtung, Frauchen kommt“, ganz uninteressiert hinlegen, gähnen, ein bißchen kratzen. „Es ist draußen nur etwas warm!“
    „Na, ihr faules Pack!“ Frauchen geht mit diesen freundlichen Worten mit dem Staubsauger unter dem Arm in die Schlafzimmerregion und schließt die Tür hinter sich. Das sind die entscheidenden fünf Minuten; jetzt nichts wie in Richtung Küche, mit der Nase immer dem feinen Hauch nach. Und wirklich, die Tür zum Futterschrank steht eine Ritze offen.
    Nase rein, aufdrücken, Tüte raus, aber ehrlich teilen:
    „Ich drei, ihr eins, ich drei, ihr eins! “
    „Vorsicht, Frauchen kommt, raus in den Garten!“
    „Pfui“ und ,,Aus, na wartet!“
    Warum mußte der blöde Daffke auch die leere Tüte mitschleppen, sonst hätte niemand etwas gemerkt.
    Eine andere willkommene Abwechslung im täglichen Einerlei war das Osterfest.
    Soweit das Wetter es zuläßt, spielt Herrchen den Osterhasen und versteckt für Andrea und Stefan — unseren acht- und dreijährigen Nachwuchs — die gefärbten Ostereier im Garten.
    So auch dieses Jahr. Frühmorgens im Morgenrock schleiche ich mich ausgerüstet mit einer Schüssel mit vierzig gefärbten Eiern in den Garten; und dann fleißig versteckt. In den Beeten, unter Bäumen, in Sträuchern, im Gartenhäuschen, auf Zaunpfählen, kurz, der ganze Garten war voller Eier. Erklärend sollte man noch hinzufügen, daß wir, um einen besonders schönen Glanz auf den Eiern zu erzielen, diese nach dem Färben mit einer Speckschwarte abreiben; dabei entsteht ein Geruch, der für die menschliche Nase kaum wahrnehmbar ist.
    Als ich kurz nach dem Verstecken frisch rasiert und angezogen ins Wohnzimmer kam, entdeckte ich mit Schrecken, daß Tochter Andrea, in Unwissenheit über die Tätigkeit des Osterhasen, die Hunde wie jeden Morgen einfach in den Garten gelassen hatte.

    Als ich hinausschaute, bekam ich einen Schreck: Die Jagdhunde waren auf der frischen Fährte des Osterhasen und verfolgten diese um so intensiver, als sie alle paar Meter mit einem guten Brocken — sprich Osterei — belohnt wurden. Nr. 2, 5 und 6 waren schon entdeckt.
    Wie gute Jagdhunde nun einmal sind, nutzte kein Pfeifen, Rufen und Brüllen, um sie von der einmal begonnenen Hasenjagd abzubringen. Es half nichts, die Kinder mußten in den Wettstreit eintreten und die Eier früher finden als die Hunde. Na ja, es sind noch genug Eier übrig geblieben, vor allem die höher gelegenen. Es war jedenfalls eine Freude, die Hunde bei ihrer konzentrierten „Nasenarbeit“ zu beobachten, wie sie die „Hasenspur“ sicher von Versteck zu Versteck ausarbeiteten. Nur die kleine Diane hat mich etwas enttäuscht: sie warf das erste gefundene Ei immer wieder in die Luft und versuchte, es in wilden Sprüngen wieder aufzufangen. Sie merkte den Unterschied zu einem Ball erst, als es völlig zermatscht war.
    Die Hunde jedenfalls hatten ein schönes Osterfest, auch wenn unser Ostermorgen etwas hektisch verlief.

    In den folgenden Tagen zählte jeder von uns, der im Wohnzimmer an der Schüssel mit den Ostereiern vorbeikam, sicherheitshalber mal schnell durch: „zwei, sechs, zwölf, noch alle da!“ oder „da fehlt doch schon wieder eins!“ Dann ging die Suche, jetzt auf menschlicher Seite, los. Meist fanden wir nur noch einige bunte Schalenkrümel neben einem friedlich schlafenden Hund.
    Welch überragende naturkundliche Kenntnis auch ein Hund besitzt, bewies jedoch Danny, die krampfhaft bemüht war, in ihrem Kästchen drei Ostereier auszubrüten und nur mit sehr viel „Überredung“ dazu zu bewegen war, von diesem Unterfangen abzulassen.
    Um

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