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Mensch Hund

Mensch Hund

Titel: Mensch Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Herbst
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Metern ein abgetrenntes Rotwildhaupt.
    Obwohl mir nicht ganz wohl in meiner Haut war — die Wilderertheorie verdichtete sich —, wurde Danny überschwenglich gelobt. Sodann faßte ich den Entschluß, das corpus delicti an Ort und Stelle zu lassen und den nächsten zuständigen Förster aufzusuchen und von meiner „blutigen Beobachtung“ Mitteilung zu machen.
    Alfred, so hieß der Förster, schien jedoch zunächst die Tragweite des Erlebten gar nicht zu verstehen, denn er gratulierte mir als erstes zu der guten Arbeit meines Hundes. Dann gab er mir lachend die Lösung des Rätsels: Er hatte am Vorabend das Haupt eines an der nahen Bundesstraße überfahrenen Alttieres abgetrennt und damit eine künstliche Schweißfährte für seinen bayerischen Gebirgsschweißhund getupft.
    Obwohl ich ihm diese Arbeit gründlich verpfuscht hatte, war ich trotzdem stolz auf Danny’s Arbeit — weniger auf den überführten Wilderer.

Prüfungsordnung wörtlich genommen

    Daß Prüfungsordnungen dazu da sind, um ernst genommen zu werden, habe ich schon oft am eigenen Leibe erlebt; eine solch wortwörtliche Befolgung, wie es meinem Beagle Danny und mir bei einer Schweißprüfung passierte, halte ich für übertrieben. Eigentlich fing es damit an, daß ich als Mitglied des BCD 1 eines Tages ein Heftchen bekam, auf dem gedruckt stand: „PO des BCD“ 2 . Da ich an der Ablegung der Schweißprüfung mit Danny interessiert war, stürzte ich mich sogleich in die Lektüre und mußte herzlich lachen, als ich entdeckte, daß der Druckfehlerteufel das „w“ aus dem Wort „Schweißprüfung“ weggelassen hatte.

    Ich hielt das für ein gutes Omen und arbeitete mit meinem Hund in Zukunft verstärkt auf Schweiß.
    Der Prüfungstag nahte, es war alles vorbereitet, und ich war mir sehr sicher, daß wir beide diese Prüfung bestehen würden.
    Die Fährte war vom Vorsitzenden für das Gebrauchshundewesen vierundzwanzig Stunden vorher gelegt worden, Anschüsse verbrochen worden, und alles war bereit.
    Man traf sich also früh morgens und war guten Mutes. Ich war als Zweiter dran und mußte zunächst warten. Dann wurde ich zum Anschuß geführt, legte den Hund ab und beugte mich nieder, um den Anschuß zu untersuchen.
    Aber, oh Schreck, welch wörtliche Auslegung der Prüfungsordnung: Über Nacht hatte ein anderer Hund mitten auf den Anschuß sein Geschäft verrichtet. Der Losung nach muß es eine ziemlich große Rasse gewesen sein.
    Suchend blickte ich mich nach den Prüfern um, denn an diesem ,,Anschiß“ konnte ich meinen Hund ja nicht zur Fährte legen. Es wurde mir die ungefähre Richtung der Fährte angezeigt, und die Suche ging voran.
    Ob es nun an der Losung — eventuell von einem Rüden — lag oder daran, daß, wie ich nachmittags merkte, Danny an diesem Tag heiß wurde, weiß ich nicht, jedenfalls war Danny völlig unkonzentriert und hatte keinerlei Intereresse an der Fährte, und wir wurden dann nach einer guten halben Stunde zum dritten Mal abgerufen. Durchfall.
    Herr und Hund waren sich jedenfalls hinterher einig: „So eine Scheißprüfung!“

Hasenjagd — oder das Mißverständnis

    Wie schon vorher berichtet, legen wir bei unseren Hunden ein großes Gewicht auf die jagdliche Seite der Ausbildung.
    Aber wie schwer ist es doch, einem Hund beizubringen, wann und wo man jagen darf und nicht! Es kann da wirklich zu Situationen kommen, wo man als Hundeführer in echte Schwierigkeiten gerät und absolut nicht weiß, ob man loben oder strafen soll.
    Über ein solches Erlebnis, das uns im vorigen Winter widerfuhr, soll hier berichtet werden.
    Unsere Beaglehündin hatte schon immer die Vorliebe, ab und zu einmal die Gegend jenseits unseres Maschendrahtzaunes zu erkunden. Besonders erwachte dieser Trieb immer im Winter, wenn hoher Schnee lag und die Hasen in unserem Garten über die Schneewehen ein und aus gingen und unsere kleinen Obstbäumchen zugrunde richteten. So auch im letzten Winter. Bei verharschtem Schnee konnte der Hund natürlich den gleichen Weg wie Meister Lampe benutzen und war eines Mittags verschwunden.
    Ein sofort eingeleitetes „Kreisen“ um die Wiesen und Weiden unseres Viertels — wir sind auf solche Blitzaktionen schon dressiert — ergab, daß die Hündin schneller war und sich bereits ins nahe gelegene Venn verdrückt hatte. Da ich einen geschäftlichen Termin hatte, wurde die Suche abgebrochen, und wir trösteten uns wie schon so oft: „sie wird schon wiederkommen“.
    Man beruhigt sich zwar damit, aber im

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