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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Victoria auf der Titelseite. Diese lächelte breit mit einem Meer glänzender Zähne und sah nicht besonders begabt aus, wie Rosemarie Wunderlich Hermansson fand, aber das war sie ja wohl auch nicht, das arme Mädchen, oder?
    »Liebe Rosemarie, wie geht es dir denn überhaupt?«, leitete Maggie das Gespräch ein, als diese auf dem Stuhl Platz genommen hatte und ihr großes, flaches Gesicht in dem unbarmherzigen Spiegel anstarrte. »Das ist ja schrecklich, das Ganze. Und ihr habt immer noch nichts gehört?«
    Das waren zwei Fragen und ein Kommentar im gleichen Atemzug, und Rosemarie unterdrückte den Impuls, sich kurz zu entschuldigen und wieder hinaus in die Kälte zu eilen. Sich dafür zu entschuldigen, dass Familie Hermansson aus der Allvädersgatan immer wieder für solche Unruhe sorgte – erst das eine, dann das andere, Fernsehen, Zeitungen und alles Mögliche sonst noch -, doch Maggie gelang es, ihr zuvorzukommen, schließlich plapperte sie schon seit dem frühen Morgen, ein unerschöpflicher und unermüdlicher Kommentar großer und kleiner Ereignisse in Kymlinge und der Welt. Heute, gestern und morgen. Im Jenseits auch, wenn die Kundin es wünschte.
    »Wer hat dir denn letztes Mal um Gottes willen die Haare geschnitten?«, fragte sie und verdrehte die Augen, während sie Rosemarie im Spiegel ansah.
    »Das war wohl … ja, ich glaube, das war das neue Mädchen«, versuchte Rosemarie Hermansson dazwischenzukommen. »Vielleicht war sie ja nur eine Vertretung für jemanden, der krank war, ich weiß es nicht mehr so genau …«
    »Almgren«, schnitt Maggie sie ab. »Jane Almgren, ja, meine Güte, wie die mit den Leuten umgegangen ist, nur gut, dass sie nicht länger bleiben musste. Aber ich hätte sie auch rausgeschmissen, wenn Kathrine nicht so schnell wiedergekommen wäre.«
    »Ach ja«, sagte Rosemarie Hermansson. »Ja, ich weiß nicht genau … ich glaube, sie war so dunkelblond.«
    »Das war sie«, bestätigte Maggie und schnitt wütend mit der Schere ein paar Mal in der Luft. »Behauptete, sie hätte eine Friseurausbildung gemacht und alles … ja, vielleicht hat sie das ja auch, heutzutage kommt da ja jeder durch. Und Kathrine hatte am selben Morgen angerufen, sie hatte es mit dem Blinddarm, was soll ein armes Mädchen aus Hudiksvall machen, wenn nur noch zwei Wochen bis Weihnachten sind?«
    Hudiksvall?, dachte Rosemarie verwirrt. War Maggie nicht ebenso gebürtige wie … war sie nicht die Tochter des alten Pedells Underström da hinten in …?
    »Das ist eine Redensart«, kam die Erklärung, bevor sie fragen konnte. »Ich weiß nicht, woher die stammt … ja wenn man es genauer überlegt, dann kommt sie sicher aus Hudik selbst. Nun ja, sie ist hier nur drei Tage geblieben, diese Jane, dann kam Kathrine zurück, stell dir vor, heutzutage darf man nicht einmal mit einem Blinddarm länger krank bleiben, aber ich war natürlich dankbar. Auf jeden Fall möchte ich dir sagen, Rosemarie, dass ich es dir dieses Mal einen Hunderter billiger mache, soll keiner kommen und behaupten, Maggie würde ihre Kundinnen nicht pflegen. Wie willst du es haben?«
    »Mach, wie du es willst«, sagte Rosemarie und schloss die Augen. »So, wie es passt.«
    »Aber sie wohnt offensichtlich hier in der Stadt«, fuhr Maggie fort und schob den Kamm in Rosemaries ergraute Locken. »Ich habe sie nie zuvor gesehen, aber letztens habe ich sie bei Gunder getroffen, da hat sie Heringe gekauft, vielleicht hat sie ja eine Katze. Aber mein Gott, was interessiert es mich, ob diese Person eine Katze hat oder nicht, Hauptsache, sie setzt ihren Fuß nicht mehr über meine Schwelle und lässt ihre Schere von den Haaren meiner Kundinnen.«
    »Ich kann mich erinnern, dass ich mich mit ihr unterhalten habe …«, sagte Rosemarie, um nicht unhöflich zu erscheinen. »Sie war zumindest nicht wirklich unangenehm. Meine Güte, was bin ich müde, ist es schlimm, wenn ich ein wenig die Augen zumache, während du Hand an mich legst?«
    »Schlaf nur ein bisschen, mein Liebling«, antwortete Maggie. »Und schließ die Ohren, wenn du meinst, ich plappere zu viel. Mein Arne sagt immer, dass ich mich eines schönen Tages noch totquatschen werde. Ach, übrigens, soll ich sie vorher waschen?«
    »Ja, bitte«, seufzte Rosemarie schläfrig. »Ich glaube, das wäre ganz schön.«

24
    D ass zwei Menschenkörper in einem Gefrierschrank Platz finden konnten.
    Das hätte sie nie gedacht. Und dabei hatte sie noch Platz für ein paar Eispackungen und ein paar Tüten mit

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