Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)
Barbarotti war in vielerlei Hinsicht der gleichen Meinung, und er wusste, dass auch Eva Backman ihnen zustimmte, aber er entschloss sich, Linda Erikssons Analyse nicht weiter zu kommentieren.
»Ja, so ist es nun einmal«, sagte er stattdessen. »Und vieles sollte natürlich anders eingerichtet sein, als es der Fall ist … ich meine, was die Krankenbetreuung in diesem Land betrifft. Aber was uns betrifft, so müssen wir jetzt versuchen herauszufinden, was tatsächlich passiert ist. Wir werden wahrscheinlich noch ein paar Mal mit Ihnen sprechen müssen. Wie können wir Sie erreichen?«
Linda Eriksson begann zum ersten Mal zu weinen. Eva Backman schob ihr einen Stapel Papiertaschentücher hin, sie putzte sich die Nase und wischte sich die Augen trocken.
»Ich würde gern zu meiner Familie nach Göteborg fahren«, sagte sie mit leiser Stimme. »Wenn das möglich ist.«
Barbarotti wechselte erneut einen Blick mit Backman und bekam einen bestätigenden Daumen als Antwort. »Das ist kein Problem«, sagte er. »Wir haben ja Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer. Wahrscheinlich werden wir Sie morgen anrufen. Wie kommen Sie nach Göteborg?«
»Mein Mann holt mich ab, wenn ich ihn anrufe. Es dauert nur eine Stunde … zwei, wenn man hin und zurück fahren muss.«
Gunnar Barbarotti nickte. Eva Backman nickte.
»Es gibt hier einen Ruheraum. Ist es in Ordnung, wenn Sie sich dort solange hinlegen und warten?«
»Danke«, sagte Linda Eriksson und folgte Eva Backman durch die Tür nach draußen.
Armer Teufel, dachte Gunnar Barbarotti. Und … und hätte sie in der Küche angefangen, dann hätte sie zumindest den Rest der Wohnung nicht mehr sauber machen müssen.
»Was hältst du davon?«, fragte Eva Backman eine halbe Stunde später, als sie sich in den Besuchersessel in seinem Arbeitszimmer hatte sinken lassen.
»Und du selbst?«, parierte Gunnar Barbarotti.
»Grotesk«, sagte Eva Backman. »Vollkommen grotesk.«
»Glaubst du, sie hat sie in der Küche zerstückelt?«
»Im Badezimmer, wie Wilhelmsson sagt. Es waren deutliche Spuren zu finden.«
»In der Badewanne?«
»Eher an den Kacheln. Die Schwester hat ziemlich gründlich sauber gemacht, vielleicht Jane ja auch schon. Aber Blut ist nun einmal Blut.«
»Und wie lange ist es her?«
»Das konnte er nicht sagen. Aber offenbar schon eine ganze Weile.«
»Und wir sind uns da ziemlich sicher?«
»Du hast ihn doch selbst gesehen?«
Gunnar Barbarotti nickte. Auch wenn das Gesicht ein wenig mitgenommen gewesen war, so gab es doch keinen Zweifel. Einer der Köpfe gehörte Walter Hermansson, der am 20. Dezember letzten Jahres verschwunden war. Fast auf den Tag genau vor acht Monaten.
»Und du meinst nicht, wir hätten sie nach einer möglichen Verbindung fragen sollen?«
»Zwischen ihrer Schwester und der Familie Hermansson?«
»Ja.«
»Nein, das meine ich nicht. Nicht, bevor wir es nicht zu hundert Prozent wissen. Aber wenn wir den definitiven Bescheid bekommen, bevor sie wegfährt, gehe ich zu ihr und stelle ihr noch ein paar Fragen. Und was hältst du von dem anderen?«
Eva Backman zuckte mit den Schultern. »Dazu kriegen wir in den nächsten Stunden Bescheid. Ich habe keine Ahnung. Es kann Henrik Grundt sein, es kann aber auch jemand anderer sein. Wilhelmsson behauptet, dass der Körper verwester ist. Besonders der Kopf. Er scheint ein paar Tage gelegen zu haben, bevor sie ihn zerteilt und in den Gefrierschrank gepackt hat.«
Inspektor Barbarotti lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken. Mit einem Mal spürte er, wie sich eine ungeheure Müdigkeit über ihn senkte. Und eine Hilflosigkeit. Er holte tief Luft, um die Sauerstoffzufuhr zu verbessern.
»Und wenn es nicht Henrik Grundt ist, mit dem wir es hier zu tun haben«, sagte er mit einer Art verhaltener, perverser Gründlichkeit, »dann gibt es also noch einen armen Kerl, der das Vergnügen hatte, von unserer kleinen Freundin Jane Almgren getötet und zerteilt zu werden. Willst du das damit sagen?«
»Nein, das sagst du«, stellte Eva Backman in ungefähr dem gleichen Ton fest. »Aber im Prinzip bin ich deiner Meinung. Entweder es ist Henrik Grundt oder es ist nicht Henrik Grundt. Und in letzterem Fall haben wir noch ein Fragezeichen mehr zu klären.«
Gunnar Barbarotti schaute auf die Uhr und dachte nach.
»Bergman ist dabei, eine Liste aufzustellen«, sagte er. »Über die Leute, mit denen wir reden sollen. Nachbarn, Sozialarbeiter, Therapeuten und so weiter …«
»Der
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