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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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räusperte sich. Das mit ihrer Kehle wollte nicht verschwinden.
    »Es fällt mir so schwer, es zu ertragen, Kristina. Ich dachte, man könnte sich mit der Zeit daran gewöhnen, aber ich kann es nicht. Es wird nur immer schlimmer.«
    Kristina erwiderte nichts. Sie saß nur da und biss sich auf die Unterlippe, den Blick irgendwo über und hinter Ebbas Kopf gerichtet.
    »Mit jedem Tag wird es schlimmer. Ich muss versuchen herauszubekommen, was mit Henrik passiert ist.«
    Kristina hob die Augenbrauen um einen Millimeter. »Ich verstehe nicht so richtig.«
    »Was verstehst du nicht?«
    »Was für einen Sinn das haben soll.«
    »Ich weiß auch nicht, was für einen Sinn das haben soll, aber das Warten bringt mich zum Wahnsinn.«
    »Zum Wahnsinn?«
    »Ja, Untätigkeit macht mich wahnsinnig. Es muss …«
    »Ja …?«
    »Es muss doch an diesen Tagen etwas an Henrik gewesen sein. Etwas, das … ja, das ich nicht bemerkt habe.«
    »Was meinst du?«
    »Ich meine, dass er schließlich beschlossen hat, in dieser Nacht rauszugehen.«
    »Ja, das scheint ja so.«
    »Vielleicht hatte er es schon lange vorher beschlossen. Und... und da du doch mit ihm ziemlich viel geredet hast, ist dir vielleicht etwas aufgefallen? Das sind so meine Überlegungen.«
    »Mir ist nichts Besonderes aufgefallen, Ebba«, sagte Kristina, den Blick immer noch auf diesen Punkt fixiert. »Und ich habe das schon hundert Mal gesagt.«
    »Ich weiß, dass du das gesagt hast. Aber wenn du alles noch einmal im Nachhinein betrachtest, gibt es da wirklich nichts, was in deinem Gedächtnis auftaucht?«
    »Nein.«
    »Aber es müsste doch …«
    »Liebe Ebba, glaubst du denn nicht, dass ich darüber schon nachgedacht habe? Seit es passiert ist, habe ich doch kaum etwas anderes getan. Ich habe mich Tag und Nacht gefragt.«
    »Das kann ich mir denken. Aber worüber habt ihr geredet?«
    »Wie bitte?«
    »Worüber hast du mit Henrik geredet?«
    »Wir haben über alles Mögliche geredet.«
    »Alles Mögliche?«
    »Ja.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel über Uppsala. Es gefällt mir nicht, wenn du mich verhörst, Ebba.«
    Der Klumpen im Hals drohte zu platzen. »Aber was soll ich denn tun, Kristina? Sag mir das. Du bist mir überhaupt keine Hilfe.«
    Kristina zögerte eine Sekunde lang. Sie senkte den Blick und schaute ihrer Schwester in die Augen. »Ich bin dir keine Hilfe, weil ich dir nicht helfen kann«, erklärte sie langsam, fast als spräche sie mit einem Kind. »Es gibt wirklich nichts, was Henrik gesagt oder getan hat, was erklären kann, was passiert ist. Warum sollte ich dir etwas verheimlichen, Ebba, bist du so gut und sagst mir das?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Ebba. »Nein, natürlich verheimlichst du nichts. Habt ihr … habt ihr über mich geredet?«
    »Über dich?«
    »Ja. Oder überhaupt über die Familienbeziehungen? Vielleicht habt ihr Dinge angesprochen, die zu erfahren mir peinlich sein könnten? Wenn dem so ist, Kristina, dann bitte ich dich, alle Rücksichtnahmen in dieser Beziehung fahren zu lassen. Es ist vollständig unwichtig, ob …«
    »Wir haben nicht über dich geredet, Ebba. Und über die Familie auch nicht.«
    Ebba machte eine Pause und fummelte an ihrer Kaffeetasse herum. Stellte sie zurück auf die Untertasse, ohne getrunken zu haben.
    »Uppsala? Was habt ihr über Uppsala gesprochen?«
    »Henrik hat ein wenig über sein Studium erzählt. Wie er wohnt und so weiter.«
    »Und Jenny?«
    »Ja, er hat sie erwähnt.«
    »Ja und?«
    »Ich habe es nicht als etwas Ernsthaftes aufgefasst.«
    »Weißt du, dass die Polizei sie nicht gefunden hat?«
    »Ja …. nein … wie meinst du das?«
    »Sie haben diese Jenny nicht gefunden.«
    »Ja und?«
    »Findest du das nicht etwas merkwürdig?«
    »Warum sollte das merkwürdig sein?«
    »Er hatte nicht einmal ihre Telefonnummer notiert.«
    »Was meinst du damit, Ebba?«
    »Ich meine gar nichts. Ich sage nur, dass ich es merkwürdig finde.«
    »Glaubst du, Jenny hat etwas mit Henriks Verschwinden zu tun?«
    Ebba zuckte resigniert mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Es ist ja alles so fürchterlich merkwürdig. Und wie passt Walter da ins Bild?«
    Kristina seufzte. »Liebste Ebba, das führt doch zu nichts. Es stimmt schon, das, was passiert ist, ist einfach unbegreiflich. Es war letztes Jahr unbegreiflich und ist es immer noch. Aber es bringt nichts, darin herumzuwühlen, kannst du das nicht begreifen? Wir müssen weitermachen mit dem, was wir haben, und uns auf andere Dinge konzentrieren … wenn

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