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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Ehemann?«
    »Der auch. Wenn wir ihn finden. Und die Mutter und der Bruder. Bergman war vor einer Stunde bei zweiundfünfzig Namen. Genau wie beim Kartenspiel. Ich frage mich nur …«
    »Ja?«
    »Ich frage mich nur, ob du nicht auch Lust hättest, im Älgen auf ein Bier und ein Brot vorbeizuschauen, bevor wir anfangen? Das sieht sehr nach Nachtarbeit aus.«
    Eva Backman seufzte. »Ein kaltes Bier vor dem Krieg«, sagte sie. »Ja, das ist sicher keine dumme Idee. Ich muss vorher nur zu Hause anrufen und die Familie informieren.«
    »Gut«, sagte Gunnar Barbarotti. »Ich muss auch ein paar Worte mit Sara reden.«
    Eva Backman stand auf, doch statt das Zimmer zu verlassen, blieb sie einen Moment lang mitten im Raum stehen und schaute mit leicht abwesendem Blick nach draußen. Dann richtete sie ihre kornblauen Augen auf ihren Kollegen.
    »Weißt du, was ich denke, Gunnar?«
    Gunnar Barbarotti breitete die Arme aus.
    »Ich denke, dass das alles ziemlich krank ist. Mein Gott, was werden die Zeitungen bringen, wenn sie diese Geschichte zu fassen kriegen. TV-Star tot in Gefrierschrank gefunden! Erstochen und zerteilt! Verdammte Scheiße, Gunnar, ich hätte doch tun sollen, was sie mir damals geraten haben. Papas Schuhgeschäft übernehmen und Rojne Walltin heiraten.«
    »Wer zum Teufel ist denn Rojne Walltin?«
    »Habe ich dir nie von Rojne erzählt?«
    »Nein, nie.«
    »Er hat eine Schuhladenkette in Borås und Vänersborg. Wenn wir uns zusammengetan hätten, dann hätten wir fast das Monopol gehabt. Und er hat sogar um mich angehalten.«
    »Habt ihr irgendwelche Probleme, Ville und du?«
    »Nicht die Bohne. Nun ja, jedenfalls nicht mehr als sonst.«
    »Aha. Dann geh jetzt, ruf ihn an und sag ihm, dass du heute Nachtschicht fahren musst. Dann kommst du jedenfalls ums Unihockey rum.«
    Eva Backman nickte und verließ das Zimmer. Gunnar Barbarotti blieb eine Weile mit den Füßen auf dem Schreibtisch sitzen und überlegte, ob er ein Existenzgebet für Den Herrn beten sollte. Doch es wollten sich weder die richtigen Worte noch die richtige Tippquote einstellen, deshalb ließ er es sein. Momentan lag Gott deutlich über der Grenzlinie, was in erster Linie an Marianne und Griechenland lag, durch die er seine Position deutlich verbessert hatte – und tief in seinem Inneren konnte Gunnar Barbarotti mittlerweile eine Stimme hören, die in regelmäßigen Abständen die bestechende Wahrheit aussprach, dass man leichter in der Welt zurechtkam, wenn es tatsächlich eine den Menschen wohlgesonnene höhere Macht gab. Und dass besagte Macht vielleicht nicht – langfristig betrachtet – unbedingt davon begeistert war, ihre Existenz die ganze Zeit in Frage gestellt zu sehen. Zufrieden mit seiner Fünfzig-Öre-Analyse wählte er die Nummer daheim, um ein paar Worte mit seiner Tochter zu wechseln. Sie ging jedoch nicht dran, worauf er die Nachricht hinterließ, dass er noch arbeiten müsse und es wohl spät werde. Dass es sich bei der Arbeit um ein Puzzle mit tiefgefrorenen Körperteilen zweier Menschen handelte, erwähnte er lieber nicht, als der gute, rücksichtsvolle Vater, der er trotz allem war.

28
    E bba Hermansson Grundt stieg aus der U-Bahn an der Station Skogskyrkogården aus. Ging den Nynäsvägen hinunter getreu der Anweisungen, die sie bekommen hatte, und erreichte Gamla Enskede. Sie war noch nie zuvor zu Besuch bei ihrer jüngeren Schwester gewesen und war erstaunt über die Klasse der Gegend. Leif und die Jungen waren vor ein paar Jahren einmal hier gewesen, sie selbst war damals verhindert gewesen. Vermutlich ein Kollege, der krank geworden war, sie konnte sich nicht mehr genau daran erinnern.
    Die alten Holzhäuser waren größer und ansprechender, als sie gedacht hatte, auf großzügig gemessenen Grundstücken, mit gediegenem Obstbaumbestand. Als sie die Häuser unwillkürlich mit ihrem eigenen Standard daheim in Sundsvall verglich, begriff sie, dass Kristina sich um einige Stufen höher auf der Aufstiegsleiter der Gesellschaft befinden musste.
    Aber es war nur eine äußerst automatische Beobachtung, nichts, was sie bekümmerte oder ihr einen Stich versetzte. Nach Henriks Verschwinden gab es keinen Platz mehr für weitere Stiche. Was sie selbst betraf, so war sie bereit, für den Rest ihrer Tage in einer Zweizimmerwohnung in einem Vorort zu leben, wenn nur ihr Sohn zurückkäme. Oder das eigene Leben zu verkürzen – warum eigentlich nicht? -, wenn auf diese Art und Weise Henrik wieder leben könnte.
    Aber diese Art

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