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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Navarro
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das tatsächliche Geschehen machen. In beiden Fällen ist ein abfälliges Grinsen ein eindeutiges Zeichen für Respektlosigkeit oder Verachtung gegenüber einer anderen Person.
    Zungenspiele
    Auch das Spiel der Zunge gibt uns wertvolle Einblicke in die Gedanken oder Stimmungslage einer Person. Wenn wir unter Stress stehen, trocknet unser Mund oft aus, weshalb wir instinktiv die Lippen lecken, um sie zu befeuchten. In unangenehmen Situationen neigen wir auch dazu, unsere Zunge immer wieder leicht zwischen unseren Lippen hervorzustrecken, um uns zu beruhigen und zu entspannen. Wenn wir uns intensiv auf eine Aufgabe konzentrieren, strecken wie die Zunge manchmal seitlich heraus (der Basketballstar Michael Jordan beispielsweise zeigte dieses Verhalten, wenn er zu einem Dunking ansetzte). Und wir strecken die Zunge heraus, um eine uns unsympathische Person zu provozieren oder um unseren Abscheu zu zeigen (bei Kindern, die Spinat essen sollen, gut zu beobachten).
    Auch wenn jemand auf den Lippen kaut, den Mund mit der Hand berührt, die Lippen leckt oder auf irgendwelchen Gegenständen herumbeißt, kann der wachsame Beobachter darauf schließen, dass diese Person sich unsicher fühlt (siehe Abbildung 81). Gleiches gilt, wenn sie (für längere Zeit) die Lippen berührt und/oder leckt, während sie über ihre Handlungsmöglichkeiten nachdenkt.
    Das Hervorblitzen der Zunge ist eine Geste, die man bei Menschen beobachten kann, die glauben, soeben mit etwas davongekommen oder auf frischer Tat ertappt worden zu sein. Ich habe dieses Verhalten sowohl auf amerikanischen wie auch auf russischen Flohmärkten gesehen, bei Straßenverkäufern in
    Manhattan, an Pokertischen in Las Vegas, bei FBI-Verhören und geschäftlichen Besprechungen. Überall dieselbe Geste - die Zunge blitzt zwischen den Zähnen hervor, ohne dabei die Lippen zu berühren. Und zwar begleitet sie jedes Mal den Abschluss einer Art von Handel oder beschließt eine Situation (siehe Abbildung 82). Das Verhalten scheint unbewusst am Ende sozialer Interaktionen aufzutreten und besitzt eine Vielzahl von Bedeutungen, die alle kontextspezifisch betrachtet werden müssen. Das Hervorlugen der Zunge sagt unter anderem Folgendes aus: Ich wurde erwischt, ich bin schadenfroh, ich bin mit etwas davongekommen, ich habe etwas Dummes angestellt oder - ich bin unartig.
    Erst heute habe ich diese Geste wieder beobachten können, als die Angestellte der Universitätscafeteria dem Studenten, der vor mir anstand, das falsche Gemüse auf den Teller legte. Als dieser die Thekenkraft auf ihren Fehler aufmerksam machte, streckte sie kurz die Zunge zwischen ihren Zähnen hervor und hob die Schultern, als wollte sie sagen: »Hoppla, mein Fehler!«
    In privaten wie in geschäftlichen Besprechungen tritt ein Hervorblitzen der Zunge normalerweise am Ende des (Verhandlungs)Gesprächs auf, wenn jemand das Gefühl hat, mit etwas davongekommen zu sein, das seinem Gegenüber entgangen ist. Wenn Sie dieses Verhalten an jemandem feststellen, sollten Sie innehalten und sich fragen, was gerade vorgefallen ist. Überlegen

    Abbildung 81: Lippenlecken ist eine Beruhigungsgeste, mit der wir uns zu entspannen versuchen. Man sieht sie auch im Unterricht unmittelbar vor einer Prüfung.
    Abbildung 82: Ein Hervorblitzen der Zunge sieht man bei Menschen, die bei etwas erwischt werden, einen Fehler machen oder mit etwas davonkommen. Diese Geste ist von nur sehr kurzer Dauer.
    Sie, ob man Sie soeben zum Narren gehalten oder über den Tisch gezogen hat. Eventuell ist Ihnen - oder jemand anderem aus Ihrem Team - gerade ein Fehler unterlaufen. Überprüfen Sie, ob Sie vielleicht übervorteilt werden sollen.
    Den Tatsachen ins Gesicht sehen -weitere nonverbale Verhaltensweisen
    Stirnrunzeln
    Wir runzeln normalerweise dann die Stirn - ziehen Stirn (und Brauen) zusammen -, wenn wir auf etwas konzentriert, nervös, traurig, besorgt, befremdet oder wütend sind (siehe Abbildung 83). Ein Stirnrunzeln muss jeweils im Kontext betrachtet werden, um seine tatsächliche Bedeutung zu bestimmen. Ich habe zum Beispiel einmal eine Kassiererin im Supermarkt bei der abendlichen Abrechnung ihrer Kasse beobachtet. Während sie das darin enthaltene Bargeld nachzählte, runzelte sie die Stirn. Dies war natürlich der Konzentration geschuldet, die sie auf ihre Aufgabe verwendete. Dieselbe Mimik kann man aber auch bei Menschen beobachten, die nach ihrer Verhaftung an Reportern vorbeigeführt werden. Stirnrunzeln sieht man normalerweise

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