Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
ist.
Wenn wir im Gegensatz dazu erblassen, ist das gemeinhin auf einen Schock - ebenfalls eine Reaktion des limbischen Systems - zurückzuführen. Ich habe schon zahllose Menschen fahl werden sehen, nachdem sie einen Verkehrsunfall erlitten oder mit überwältigenden Beweisen ihrer Schuld konfrontiert wurden.
Zum Erblassen kommt es, wenn das nicht bewusst steuerbare Nervensystem allen oberflächlichen Blutgefäßen das Blut entzieht, um es den größeren Skelettmuskeln zuzuführen und uns somit auf eine Flucht- oder Kampfreaktion vorzubereiten. Ich kenne mindestens einen Fall, in dem ein Mann so überrascht war, verhaftet zu werden, dass er plötzlich erblasste und einen tödlichen Herzanfall erlitt. Reaktionen der Haut können auf großen Stress hindeuten und je nach Umständen bestimmte Schlussfolgerungen zulassen.
Ausdruck von Missbilligung
Ausdrucksformen von Missbilligung sind überall auf der Welt verschieden und spiegeln die sozialen Normen der jeweiligen ortsüblichen Kultur wider. In Russland blickten mir Menschen schon böse nach, nur weil ich pfeifend den Flur eines Kunstmuseums durchschritt. Pfeifen in geschlossenen Räumen scheint in Russland verpönt zu sein. In Montevideo befand ich mich in einer Gruppe, der man zuerst böse nachschaute und die man anschließend mit Nichtachtung strafte. Offenbar redeten und lachten wir zu laut, wovon die einheimische Bevölkerung nicht allzu viel hielt. Weil die Vereinigten Staaten so groß und vielfältig sind, trifft man in den unterschiedlichen Regionen auch verschiedene Formen der Missbilligung an; womit man im Mittleren Westen sein Missfallen kundtut, unterscheidet sich deutlich davon, was in Neuengland oder New York üblich ist.
Missbilligung zeichnet sich meist im Gesicht ab und zählt zu den ersten Botschaften, die wir in Interaktion mit unseren Eltern und Geschwistern zu deuten lernen. Diejenigen, die sich um uns sorgen und für uns verantwortlich sind, blicken uns beispielsweise böse an, um uns zu zeigen, dass wir etwas falsch gemacht haben oder aus der Reihe tanzen. Mein Vater, eine überaus stoische Person, beherrschte den »bösen Blick« in Vollendung; er musste mich nur streng ansehen, um mich zur Ordnung zu rufen. Es war ein Blick, der durch und durch ging und den selbst meine Freunde fürchteten. Ich habe selten erlebt, dass er uns verbal tadelte, es reichte schon völlig aus, uns seinen unverwechselbaren Blick zuzuwerfen.
Wir sind in der Regel recht gut darin, Gesten der Missbilligung zu verstehen, auch wenn sie manchmal sehr subtil sein können (siehe Kasten 55). Tadel zu erkennen ist wichtig, da wir so lernen, die ungeschriebenen Gesetze und Gepflogenheiten eines Landes, einer Region oder Gesellschaft zu beachten und uns dementsprechend anzupassen. Diese Signale weisen uns zielsicher darauf hin, wenn wir uns unangemessen verhalten oder sogar unhöflich sind. Ungerechtfertigte oder unangemessene Zeichen der Missbilligung und des Tadels sind jedoch ebenso unhöflich. In Amerika wird beispielsweise oft mit den Augen gerollt. Dies ist ein Zeichen von Respektlosigkeit und darf keinesfalls unwidersprochen toleriert werden, schon gar nicht von Untergebenen, Angestellten oder Kindern. Mimische Ausdrucksformen für Abscheu oder Missfallen sind sehr ehrlich und spiegeln zuverlässig das wider, was im Gehirn der jeweiligen Person gerade abläuft. Wenn wir Abscheu empfinden, ist es uns wahrscheinlich deshalb so deutlich ins Gesicht geschrieben, weil unsere Vorfahren bereits vor Jahrmillionen darauf angewiesen waren,
Kasten 55
EIN VERKAUFSGESPRÄCH, DAS SPRICHWÖRTLICH INS WASSER FIEL
Vor nicht allzu langer Zeit sprach mich eine junge Dame an, die für eine große Fitnessstudiokette in Florida warb. Sie wollte mich unbedingt dazu bringen, ein Anmeldeformular auszufüllen, und behauptete, die Mitgliedschaft würde mich für den Rest des Jahres nur einen Dollar pro Tag kosten. Als sie merkte, dass ich ihr zuhörte, wurde sie immer lebhafter, da sie dachte, sie hätte mich schon als Kunden gewonnen. Als ich sie fragte, ob das Fitnessstudio auch über ein Schwimmbad verfüge, verneinte sie und wandte ein, dass es dafür viele andere Vorzüge hätte. Ich erwähnte daraufhin, dass ich 22 Dollar im Monat für die Mitgliedschaft in einem Studio bezahle, das ein 50-Meter-Becken besitzt. Während ich sprach, blickte sie auf ihre Füße und setzte für kurze Zeit ein Gesicht auf, das ihr Missfallen verriet (ihre Nase und der linke Mundwinkel hoben sich leicht)
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