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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Navarro
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beziehungsweise auf Distanz zu gehen; wir ändern unsere Sitzhaltung, wippen mit den Füßen, fuchteln mit den Händen, rutschen unruhig hin und her oder trommeln mit den Fingern (de Becker, 1997, 133). Wir alle haben schon einmal solches Verhalten bei anderen beobachtet - ob in einem Vorstellungsgespräch, bei einer Verabredung oder wenn auf der Arbeit oder zu Hause ernste Themen anstanden. Vergessen Sie nicht, dass diese Handlungen nicht automatisch auf eine Täuschungsabsicht hinweisen; sie deuten jedoch an, dass sich die betreffende Person (aus einer Vielzahl möglicher Gründe) in ihrer gegenwärtigen Situation unwohl fühlt.
    Wenn Sie herauszufinden versuchen, ob sich jemand unwohl fühlt, weil er lügt, sollte die Beobachtung oder Befragung idealerweise an einem Ort erfolgen, an dem keine Gegenstände (wie Möbel, Tische oder Stühle) vorhanden sind, die Ihren Blick verstellen könnten. Da wir eingangs festgestellt haben, dass Beine und Füße eine Menge über das Befinden eines Menschen verraten können, sollten Sie versuchen, eine an einem Tisch sitzende Person von diesem wegzulocken. Achten Sie darauf, ob Ihr Gegenüber Hindernisse oder Gegenstände einsetzt (ein Kissen, ein Glas oder einen Stuhl), um sie wie ein Schutzschild vor sich zu halten (siehe Kasten 57). Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass die betreffende Person das Bedürfnis verspürt, sich abzuschotten und zu distanzieren, um sich so gewissermaßen symbolisch gegen ein weiteres, womöglich unangenehmes Vordringen des Fragenden zu schützen. Derartiges Verhalten kann einen Hinweis darauf geben, dass etwas vorgetäuscht oder verheimlicht werden soll.
    Wenn es um Verhöre oder andere Gesprächssituationen geht, in denen Sie den Wahrheitsgehalt bestimmter Äußerungen überprüfen möchten, ist das nonverbale Verhalten, das Sie im Stehen beobachten können, möglicherweise aussagekräftiger; im Sitzen entgehen Ihnen womöglich wichtige Hinweise. Eine längere Zeit zu stehen kann allerdings unter bestimmten Umständen,
    Kasten 57
    WENN JEMAND MAUERT
    Vor Jahren, als ich noch beim FBI war, führte ich gemeinsam mit einem Kollegen von einer anderen Strafverfolgungsbehörde ein Verhör durch. Im Verlauf des Gesprächs errichtete der Beschuldigte, ein überaus nervöser und offensichtlich unehrlicher Bursche, aus Getränkedosen, Bleistifthaltern und verschiedenen anderen Gegenständen, die auf dem Schreibtisch meines Kollegen lagen, nach und nach eine Barriere. Am Schluss stellte er sogar seinen Rucksack auf dem Tisch ab, um sich dahinter zu verschanzen. Stück für Stück - beinahe unmerklich - baute er eine Mauer zwischen sich und uns auf, sodass wir erst im Nachhinein auf dem Verhörvideo darauf aufmerksam wurden. Wie nicht anders zu erwarten, lieferte er uns praktisch keine verwertbaren Informationen und log die meiste Zeit über.
    zum Beispiel in einem Bewerbungsgespräch, unpraktisch sein oder seltsam anmuten. Doch es gibt auch unabhängig davon genügend andere Gelegenheiten, bei denen man seine Mitmenschen im Stehen beobachten kann, etwa bei der Begrüßung oder beim Small Talk im Eingangsbereich eines Restaurants, während man darauf wartet, vom Empfangspersonal einen Tisch zugewiesen zu bekommen.
    Wenn wir uns in Gegenwart bestimmter Menschen unwohl fühlen, halten wir üblicherweise eine gewisse Distanz zu ihnen. Das trifft auch und vor allem auf jene Menschen zu, die versuchen, uns zu übervorteilen. Selbst wenn wir direkt neben jemandem sitzen, der uns unsympathisch ist, lehnen beziehungsweise drehen wir uns mit dem Oberkörper oder den Füßen von ihm weg, eventuell in Richtung Ausgang. Diese Verhaltensweisen können sich auch im Lauf eines Gesprächs zeigen - entweder wegen der schwierigen, angespannten oder schlechten Beziehung zwischen betroffenen Parteien oder wegen des zur Debatte stehenden Themas.
    Andere eindeutige Zeichen von Unbehagen, die in schwierigen oder problematischen Gesprächssituationen auftreten können, sind das Reiben der Stirn in der Nähe des Schläfenbereichs, das Kneten des Gesichts, das Reiben des Nackens oder das Streichen über den Hinterkopf. Einige Menschen äußern ihr Missfallen auch, indem sie genervt mit den Augen rollen, Flusen von ihrer Kleidung entfernen oder den Fragesteller herablassend behandeln - sie setzen darüber hinaus einsilbige Antworten, Dickköpfigkeit, Feindseligkeit, Sarkasmus oder sogar Mikrogesten wie den »Stinkefinger« ein (Ekman, 1991, 101-103). Stellen Sie sich einen

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