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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Navarro
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Informationen preiszugeben.
    Anzeichen für Wohlbefinden
    Im Gespräch mit Familie und Freunden ist leicht erkennbar, ob sich jemand wohlfühlt, da wir normalerweise spüren, wenn jemand entspannt ist oder unter Stress steht. Am Tisch sitzende Menschen, die sich in der Gegenwart ihres Gegenübers wohlfühlen, räumen in der Regel vor sich liegende Gegenstände beiseite, damit einem ungehinderten Kontakt nichts im Weg steht. Mit der Zeit rücken sie vielleicht näher zusammen, um nicht so laut reden zu müssen. Jemand, der sich wohlfühlt, zeigt offene Gesten, präsentiert die Vorderseite des Rumpfs wie auch die Innenseiten der Arme und Beine stärker (bietet also seine empfindliche, ventrale Seite dar). In der Anwesenheit von Fremden sind die meisten Menschen erst einmal nicht so entspannt, noch weniger in einer Situation wie einer öffentlichen Anhörung oder bei einer eidesstattlichen Aussage. Deshalb ist es so wichtig, alles daranzusetzen, dem anderen gleich zu Beginn des Gesprächs ein gutes Gefühl zu vermitteln.
    Wenn wir uns mit einer anderen Person gut verstehen, drückt sich dies häufig auch darin aus, dass wir nonverbales Verhalten spiegeln (Synchronie). Selbst der Atemrhythmus zweier Menschen, die sich in der Gegenwart des jeweils anderen wohlfühlen, gleicht sich an - ebenso wie ihr Tonfall, die Tonlage ihrer Stimmen und ihr grundsätzliches Verhalten. Denken Sie nur an ein Paar, das in einem Cafe zusammenrückt und völlig entspannt dasitzt. Beugt sich einer von beiden vor, tut es ihm der andere gleich. Wenn eine Person im Stehen mit uns redet, sich zur Seite lehnt, die Hände in den Hosentaschen vergräbt und die Füße gekreuzt hält, werden wir uns vermutlich ähnlich hinstellen (siehe Abbildung 87). Indem wir das Verhalten unseres Gegenübers spiegeln, vermitteln wir ihm unterschwellig die Botschaft: »Ich fühle mich in deiner Gegenwart wohl.«
    In einem Vorstellungsgespräch, einer Anhörung oder jeder anderen Situation, in der ein schwieriges Thema zur Sprache kommt, sollte sich mit der Zeit die gegenseitige Spiegelung der Gesprächspartner einstellen (Cialdini, 1993, 167-207). Fehlt es an Harmonie, bleibt auch die Spiegelung aus. Die Gesprächspartner nehmen vielleicht unterschiedliche Sitzhaltungen ein, verwenden einen jeweils anderen Sprachstil und Duktus oder zeigen zumindest eine Mimik, die einander nicht entspricht. Asynchronie ist für eine effektive Kommunikation wenig förderlich. Ein solcher Umstand kann eine Befragung oder Diskussion sogar ganz erheblich behindern.
    Wenn Sie in einer Unterredung oder Befragung entspannt sind und sich souverän fühlen, während Ihr Gesprächspartner ständig auf die Uhr blickt oder eine angespannte, überaus starre Sitzhaltung einnimmt, liegt die Vermutung nahe, dass er sich unwohl fühlt, obwohl ein Laie vielleicht annehmen könnte, alles sei in Ordnung (Knapp & Hall, 2002, 321; Schafer & Navarro,
    2004, 66). Versucht er, das Gespräch zu unterbrechen, oder setzt sogar mehrfach dazu an, es zu beenden, weist sein Verhalten ebenfalls darauf hin, dass ihm die Situation nicht angenehm ist.
    Zeichen des Wohlbefindens zeigen sich verständlicherweise häufiger bei Menschen, die wahrheitsgemäße Aussagen machen, da sie weder Stress noch ein schlechtes Gewissen überspielen müssen (Ekman, 1991, 185). Um einer möglichen Täuschung auf die Spur zu kommen, sollten Sie also nach

    Abbildung 87: Beide Personen spiegeln ihr Verhalten und lehnen sich in Richtung des jeweils anderen, ein klares Indiz dafür, dass sie sich sehr wohlfühlen.
    Zeichen des Unbehagens Ausschau halten - machen Sie sich zusätzlich auch den Zeitpunkt, an dem diese auftreten, und den jeweiligen Zusammenhang bewusst.
    Signale für Unbehagen
    Wir äußern Unbehagen, wenn uns nicht gefällt, was mit uns geschieht, was wir sehen oder hören, oder wenn wir gezwungen sind, über Dinge zu reden, die wir lieber für uns behalten würden. Das limbische Gehirn ist dafür verantwortlich, dass sich dieses Unbehagen auch physiologisch äußert. Der Herzschlag steigt, unsere Haare stellen sich auf, wir schwitzen stärker und atmen schneller. Abgesehen von diesen körperlichen Reaktionen, die automatisch ablaufen und keinerlei Denkleistung erfordern, manifestiert der menschliche Körper Unbehagen aber auch auf andere nonverbale Weise. Wenn wir Angst haben, nervös sind oder starkes Unbehagen verspüren, neigen wir dazu, uns zu bewegen, und zwar in dem Versuch, einen unangenehmen Reiz abzuwehren

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