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Menschen minus X

Menschen minus X

Titel: Menschen minus X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
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offensichtlich Späherdienste taten. Sie waren dunkelbraun und von primitiver Form, mit vier ziemlich langen Gliedmaßen versehen, die in gleichmäßigen Abständen rings um den beinahe kreisförmigen Körper standen. Auf zweien ihrer Gliedmaßen konnten sie wie auf Beinen gehen und rennen. Manchmal aber winkelten sie alle vier Gliedmaßen zugleich an und ließen sich dann wie Wagenräder durch die Landschaft rollen. Dann wieder krochen sie wie vierbeinige Spinnen über den Boden dahin. Schließlich erhoben sie sich sogar in die Luft und flogen, ganz ohne Flügel! Regelmäßig aufleuchtende Strahlenbündel ließen aber bald erkennen, daß diese letzte Fortbewegungsart nicht natürlich war. Sie verschwanden neben einem kleinen, von Salzablagerungen umrahmten See.
    „Hier können wir nicht bleiben, Eddie“, seufzte Barbara. „Es mag für ein Weilchen faszinierend sein. Aber später wäre es gewiß schlimmer als auf der Erde.“
    „Das kann man sich unschwer vorstellen“, erwiderte Ed, und Mitchell Prell, der soeben mit seinen beiden Begleitern zurückkehrte, erklärte kopfschüttelnd: „Unmöglich! Wir müssen weiter!“ Mit den Raketentendern kehrten die Kundschafter zum Raumschiff zurück.
     
    Zwei Tage später fanden sie, der weißen Zwergsonne viel näher, einen anderen Planeten mit günstigeren Umlaufbedingungen und geringeren Temperaturextremen. Es war ein an den Polkappen vereister kleiner Planet, der infolge seiner Position innerhalb des ganzen Systems weder allzu nahe an die heiße Riesensonne Sirius herankam, noch sich allzuweit von ihr entfernte. Ruinen aus Stein, zerbrochenem Glas und verrostetem Stahl zeigten an, daß der Planet früher bewohnt gewesen war. Zusammenhängende Wüsten bedeckten den größeren Teil seiner Oberfläche. Aber hier und da gab es auch ausgedehnte Wälder und Weite prärieartige Gebiete. Vereinzelt ragten hohe Berge mit gewaltigen Gletschern auf.
    Am Südhang eines Bergrückens, umgeben von dünner, kalter Höhenluft, erbauten die Auswanderer ihre erste Stadt. Anfangs waren es einfache Häuser aus Felsquadern und dicken Baumstämmen. Doch nach einiger Zeit, als die Bevölkerung wuchs, begannen sich ansehnliche Stahlbetonbauten zu erheben. In umglasten Gärten wuchsen irdische Blumen und Bäume. Draußen im Freien trotzten die von den Neo-Biologen entwickelten prachtvollen Pflanzen der harten Witterung.
    Bald gab es Theater, Kaufhäuser und Bibliotheken. Bald gab es auch Modehäuser, Frisiersalons und Schönheitslabors, alles genau nach irdischem Vorbild, wenn auch die Erde und jede tiefere Beziehung zu ihr verloren waren. Denn hier, wo man sich aus eigener Erfahrung eine praktische Vorstellung von der Bedeutung des Begriffs Lichtjahr machen konnte, schien die Erde irgendwie in eine andere, in eine prähistorische Zeitrechnung zu gehören. Das wußte jeder, und jeder nahm es als eine elementare Gegebenheit. Dennoch stellt es keinen besonders wesentlichen Ausdruck der vollzogenen Trennung dar. Eher tat dies schon die Art, wie man hier zum Beispiel die höchsten Berggipfel ohne Ermüdung und wie im Spaziergang erstieg und sich oben mit größtem Behagen die Gesichter und Leiber von scharfem Rauhreif überziehen ließ.
    Manchmal, in Eissturmnächten, während sie um des reinen Vergnügens willen schliefen, da sie den Schlaf ja nicht nötig hatten, ließen Ed und Barbara die Fenster weit offenstehen. „Dächer, Gebäude und all solcher Kram – warum plagen wir uns überhaupt noch mit diesen Rudimenten einer unvollkommenen Vergangenheit herum?“ konnte Ed dann spaßeshalber fragen.
    Wenn sie dies hörte, pflegte seine Frau ihn ernst und etwas bekümmert anzusehen, um zu ergründen, ob er wohl wirklich meine, daß dieses harte, bittere Fremde alle irdische Kultur und Kunst, allen Komfort zur Nichtigkeit mache. Ein Weilchen später begann sie zu lachen, wie sie es häufig tat, wenn ihr gar nicht danach zumute war. „Du weißt, Eddie, weshalb wir uns damit herumplagen“, sagte sie schließlich. „Weil wir immer noch ein wenig so bleiben wollen, wie wir einst gewesen sind. Hast du das nicht oft genug selbst betont? Wie schwer es ist, alte Gewohnheiten zu vergessen und mit beiden Händen nach der Freiheit zu greifen, an die du jetzt denkst? O Eddie, manchmal habe ich den Verdacht, daß wir sogar versuchen, uns vor dieser Freiheit ein wenig zu verstecken!“
    Dann räusperte sich Ed und schwieg, da er in Wirklichkeit genauso dachte. Sie besaßen alle Freiheiten, von denen die

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