Menschen minus X
beiden Großen – von Mitchell Prell ganz zu schweigen, waren vernünftig und versagten sich das Verlangen, in die phantastische Region zurückzukehren: „… es ist nämlich nicht unsere Bestimmung, müßt ihr wissen …“
„… bis zum nächsten Mal also! Lebt wohl inzwischen …“ Die Stimmen verklangen, spielerisch und neckend …
Während nach der Siriuszeit Erdenjahr um Erdenjahr verging, waren sie hin und wieder von neuem zu vernehmen. Und von Mal zu Mal wurden sie etwas herausfordernder …
Die neue Stadt wuchs mächtig heran. Überall in der Umgegend ließen sich Scharen von Ansiedlern nieder.
Und das Unvermeidliche geschah, wie unter einem Zwang, den die Natur dem Menschen von Anbeginn mitgegeben hat – dem inneren Gebot, zu wachsen, sich auszubreiten, immer mehr zu verlangen, in allem größer zu werden als er war, wenn auch das endgültige Ziel außerhalb seiner Vorstellung und erst recht außerhalb seiner Erfahrung liegen mochte. Was den Menschen seit je getrieben hatte, trieb nun auch den Androiden. Und der kräftiger, vollkommener und widerstandsfähiger gewordene Körper machte den alten Drang noch stärker und ließ das Gelingen stärker erscheinen …
Das erste Transgalaktische Raumschiff, ein Bindeglied zur historisch gewordenen Entwicklung auf der Erde, war schließlich außerhalb des alten Sonnensystems geblieben und umkreiste nun, immer in tadelloser Ordnung gehalten, den ersten Kolonialplaneten wie ein Trabant. Aber auf einem kleinen schiefgeformten Mond war mittlerweile ein noch größeres, noch besseres und schnelleres Raumschiff im Bau. Es würde das alte Blut in Wallung gebracht haben. Androiden mußte es in Begeisterung versetzen …
Irgendein unklares Widerstreben begann sich in Ed Dukas’ Verstand zu regen, so oft er an Verweilen dachte.
„… einige von uns werden vorangehen müssen, Babs“, sagte er eines Nachts. „Nenn es ein fundamentales biologisches Gesetz. Nenn es den Wunsch, ein Imperium zu errichten, zu groß für jede Art von Regierung. Vielleicht ist es ein vorbestimmter Schritt, einem anderen, noch unerkennbaren Dasein entgegen. Ohne Zweifel sind wir noch weit von dem entfernt, was wir werden und erreichen können.“
Außerhalb der Milchstraße, der eigenen Welteninsel mit ihren hunderttausend Lichtjahren Längsdurchmesser, gab es Hunderte oder gar Tausende anderer Welteninseln. Einige waren mit bloßem Auge als schimmernde Nebelflecken am Sternenhimmel zu erkennen. Andere offenbarten sich nur den stärksten Instrumenten. Aber die meisten von ihnen blieben selbst diesen verborgen, so weit entfernt waren Sie ringsum im All verteilt!
Das All ist unendlich …
Barbara blickte zum Bild des Andromeda-Nebels hinüber, jenem gewaltigen, schrägstehenden Wirbel. Sie hatte dieses Bild schon als Kind besessen und oft träumend davorgestanden. Alles mögliche hatte sie darin gesehen und doch nie begriffen, was es bedeuten könnte. Jetzt wußte sie natürlich, daß der gigantische Wirbel die nächste Welteninsel darstellte, fast eine Million Lichtjahre von der eigenen Milchstraße entfernt, Heimat von dreitausend Millionen Sonnen!
Sie fühlte sich von tiefer Demut ergriffen.
„Ed …“
„Ja?“
„Ich frage mich nur, wo Gott wohnen mag …“
ENDE
Nachdruck der Buchausgabe. Menschen minus X
„TERRA“-Utopische Romane/Science Fiction – erscheint wöchentlich Im Moewig-Verlag, München 2, Türkenstraße 24. Postscheckkonto München 139 68 – Erhältlich bei allen Zeitschriftenhandlungen. Preis je Heft 60 Pfennig – Gesamtherstellung: Buchdruckerei A . Reiff & Co. Offenburg (Bauen). – Für die Herausgabe und Auslieferung in Österreich verantwortlich: Farago & Co., Baden bei Wien. – Printed in Germany. – Scan by Brrazo 04/2013 – Anzeigenverwaltung des Moewig-Verlages: Mannheim R 3. 14 – Zur Zeit ist Anzeigenpreisliste Nr 4 gültig. – Dieses Heft darf nicht in Leihbüchereien und Lesezirkeln geführt und nicht zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden.
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