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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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bis fünfzig zählte und mich dann ruckartig umdrehte. Wenn mich jemand beobachtete, würde er glauben, ich hätte einen unruhigen Schlaf.
    Dennoch – ich schlief fest ein. Als ich aufwachte, schnappte ich nach Luft. Das Wasser stand bis zum Bettrand und floß mir in den Mund. Ich schoß hoch und hustete und spuckte.
    Aber dann handelte ich schnell. Ich riß die andere Decke aus dem Bett und wand sie um die Beobachtungsanlage. Dann verließ ich das Lager und watete zur Tür. Ich hielt mich krampfhaft am Frisiertisch fest.
    Es war wohl eine halbe Stunde vergangen, bis alle Lichter im Zimmer aufflammten. Aus dem Lautsprecher kam eine Stimme: »Haben Sie etwas an der Beobachtungsanlage verstellt?«
    »Wie? Was ist los?« Ich versuchte meiner Stimme einen schläfrigen Klang zu geben. »Nein. Ich habe nichts gemacht.«
    »Wir kommen. Halten Sie Abstand von der Tür, sonst schießen wir.«
    Ich hatte nicht die Absicht, mich zu nahe an die Tür zu stellen.
    Als der Wärter die Tür öffnete, knallte sie ihm mit der Wucht von einigen Tonnen ins Gesicht. Gleichzeitig ergoß sich das Wasser über ihn. Er hatte zwei bewaffnete Helfer, aber auch sie wurden von dem Strudel mitgerissen.
    Vorsichtig löste ich mich von der Frisierkommode und ließ mich vom Wasser in den Gang hinaustragen. Ich war genau auf die Situation vorbereitet – die Wächter waren es nicht. Einer von ihnen hob zwar den Betäubungsstrahler, aber es gelang mir, ihn mit einem einzigen Hieb zu fällen. Ich nahm die Waffe an mich.
    Das Ganze dauerte nur Sekunden. In der Enge des Zimmers war das Wasser schnell gestiegen, aber hier draußen im Korridor ging es mir nur bis an die Knöchel.
    Ich erledigte die Wärter mit dem Strahler und lief um die Ecke zum Schreibtisch der Empfangsangestellten. Ich schoß, der Mann sank in sich zusammen, und im nächsten Augenblick hatte ich den Telefonhörer in der Hand. Viel Zeit blieb mir jetzt nicht mehr.
    Ich wählte und sagte: »Hier ist Gifford. Ich befinde mich im Dellfield-Sanatorium, Zimmer 1808.«
    Das genügte. Ich warf den Betäubungsstrahler ins Wasser, das in kleinen Rinnsalen heranfloß, und ging mit erhobenen Händen zurück zu meinem Zimmer.
    Eines muß man den Leuten des Sanatoriums lassen: Sie werden nicht wütend, wenn ein Patient zu fliehen versucht. Als fünf weitere Wärter in den Korridor kamen und meine erhobenen Hände sahen, trieben sie mich einfach in mein Zimmer. Dann hielten sie mich in Schach, bis der Oberst angelangt war.
    »Hm«, sagte er und betrachtete die Szene.
    »Hm. Schlau. Sehr schlau. Den Trick werde ich mir merken. Hat Ihnen aber nicht viel genützt, oder? Die Lifts funktionieren nicht, außer sie werden vom Personal betätigt.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sie können mir den Versuch nicht verübeln.«
    Zum erstenmal sah ich den Mann breit grinsen.
    »Ich tue es auch nicht. Ich mag keine Leute, die schnell aufgeben.« Er zündete sich eine Zigarette an, ohne die Waffe zu senken. »Der Anruf war auch umsonst. Schließlich haben wir hier ein Krankenhaus. Sie sind nicht der erste Patient, der telefonieren wollte. Wenn der Roboter einen Patienten identifiziert, gibt er den Anruf nicht weiter. Schlimm für Sie.«
    Ich sagte nichts und sah ihn auch nicht an; er sollte nicht merken, daß er mich getroffen hatte.
    Der Oberst zuckte mit den Schultern. »Schön. Schnallt ihn fest.«
    Die Wärter machten sich mit viel Übung an die Arbeit. Sie wechselten das nasse Bettzeug und schnallten mich fest. Ich konnte nicht einmal den Kopf weit genug anheben, um meine Hände zu sehen.
    Der Oberst betrachtete mich und nickte. »Vielleicht können Sie sich immer noch befreien. Meinetwegen. Aber beim nächstenmal werden wir Ihr Rückgrat lähmen – wenigstens zeitweise.«
    Er ging, und die Tür schloß sich hinter ihm.
    Nun, ich hatte erreicht, was ich wollte. Jetzt konnte ich nichts mehr tun. Ich holte den versäumten Schlaf nach.
    Ich hörte natürlich keinerlei Geräusche vom Korridor her; das Zimmer war schalldicht. Als ich erwachte, stand ein Entgiftungs-Roboter in der offenen Tür. Er rollte an mein Bett.
    »Können Sie aufstehen?«
    Die Entgiftungsroboter sind alles andere als primitiv.
    »Nein«, erklärte ich. »Du mußt die Fesseln durchschneiden.«
    Eine große Kneifzange durchtrennte die Plastikbänder mit Leichtigkeit. Als der Roboter damit fertig war, öffnete er die Sicherheitskammer in seinem Körper.
    »Klettern Sie hinein.«
    Ich widersprach nicht; der Roboter hatte einen

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