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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wieder verstehen können.«
    »Laßt ihn ein paar Minuten in Ruhe«, sagte die erste Stimme. »Er hat Schmerzen. Aber das vergeht bald.«
     
    *
     
    Ich spürte bereits, daß das Prickeln nachließ. Langsam öffnete ich die Augen und versuchte mich zu orientieren. Anfangs verschwammen die Formen und Farben, doch dann erkannte ich eine normale Zimmerdecke mit einer normalen Beleuchtung. Es gelang mir, trotz der Schmerzen den Kopf zu drehen. Zwei Männer saßen neben dem Bett.
    Der eine war klein, dick und blond, mit einem vollen Backenbart und einem dichten Schnurrbart. Das glattrasierte Kinn wirkte energisch. Der andere Mann war größer und muskulös. Er hatte einen Knebelbart.
    Der Mann mit dem Knebelbart sagte: »Tut mir leid, daß wir Sie ohne Warnung niederschießen mußten, Gifford. Aber wir wollten so nahe an der Stadtgrenze keine Aufmerksamkeit erwecken.«
    Also waren sie keine Polizisten. Dessen konnte ich ziemlich sicher sein. Zumindest gehörten sie nicht zur Polizei in diesem Sektor. Ich nahm an, daß sie für einen der anderen Unsterblichen arbeiteten.
    »Wessen tapfere kleine Helfer seid ihr denn?« fragte ich und verzog mein Gesicht zu einer Grimasse.
    Offenbar hielten sie es für ein Grinsen, denn sie grinsten zurück und erwiderten: »Komisch, genau das wollten wir Sie fragen.«
    Ich sah wieder die Decke an. »Ich stehe ganz allein auf der Welt da.«
    Der Mann mit dem Backenbart lachte vor sich hin. »Na, was hältst du davon, Oberst?« fragte er den anderen.
    Der Oberst (welcher Einheit?) zog die Stirn kraus, so daß die buschigen Brauen fast zusammenstießen. Seine Stimme war dunkel, und man hatte das Gefühl, daß sie durch den Bart gedämpft wurde.
    »Wir wollen fair sein, Gifford. Hauptsächlich, weil wir nicht ganz sicher sind. Hauptsächlich deswegen. Wir sind nicht einmal sicher, ob Sie die Wahrheit wissen. Deshalb wollen wir fair sein.«
    »Fangen Sie an«, sagte ich.
    »Also, von unserer Seite sieht es so aus: Sie haben Rowley umgelegt. Nach fünfzehn Jahren treuen Dienstes haben Sie ihn umgelegt. Nun wissen wir – auch wenn es Ihnen vielleicht unbekannt ist –, daß Rowley Sie seit fünfzehn Jahren jedes halbe Jahr einer Psychobelehrung aussetzte. Oder zumindest glaubte er das.«
    »Er glaubte das?« fragte ich, nur um zu zeigen, daß ich seinen Ausführungen folgte.
    »Nun ja. Sie verstehen, er kann es nicht getan haben. Zumindest in letzter Zeit nicht. Ein Mensch, der unter dem Einfluß der Psychobelehrung steht, kann solche Dinge nicht machen. Außerdem wissen wir, daß niemand diese Beiehrung auslöschen konnte, denn das kostet sechs Wochen gleichmäßige, harte Therapie. Und nach diesen sechs Wochen muß sich der Patient ein paar weitere Wochen erholen. Sie waren nicht länger als vier Tage von Rowley weg.« Er zuckte mit den Schultern. »Verstehen Sie nun?«
    »Ja«, sagte ich. Die Art des Mannes ging mir allmählich auf die Nerven. Ich mochte es nicht, wenn jemand so abgehackt sprach.
    »Eine Zeitlang dachten wir an einen Personenaustausch«, fuhr er fort. Er deutete auf meinen Arm. »Aber wir haben Ihre Ausweisplatte überprüft. Sie ist in Ordnung. Giffords Platte. Wir wissen, daß man sie nicht in vier Tagen einem anderen Menschen einsetzen kann.
    Wenn wir die Möglichkeit hätten, die Fingerabdrücke und die Retina zu prüfen, wären wir ganz sicher. Leider verbietet das die Persönlichkeitsrechts-Akte. Deshalb müssen wir uns an das halten, was wir haben.
    Wir sind ohnehin überzeugt davon, daß Sie kein anderer als Gifford sein können. Das heißt, daß jemand Sie bearbeitet hat. Wir möchten wissen, wer es war. Wissen Sie es?«
    »Nein«, sagte ich ganz ehrlich.
    »Von selbst haben Sie es nicht getan, oder?«
    »Nein.«
    »Steht jemand hinter Ihnen?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wer es ist?«
    »Nein. Und machen Sie mal langsam. Sie sagten, daß Sie fair mit mir umgehen wollten. Für wen arbeiten Sie?«
    Die beiden sahen einander einen Moment lang an, dann erwiderte der Oberst: »Für Senator Quintell.«
     
    *
     
    Ich stützte mich auf einen Ellbogen und spreizte die Finger der freien Hand. »Na schön, überlegt doch selbst. Rowley ist ausgeschaltet. Also kommt er nicht in Frage. Ihr arbeitet für Quintell; also hat auch er nichts damit zu tun. Bleiben noch drei Unsterbliche: Grendon, Lasser und Waterford. Lasser hat den West-Sektor, Waterford den Südsektor. Keiner der beiden Bezirke grenzt an den Nordwest-Sektor – also scheiden auch diese beiden aus. Nicht

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